Re: Torugart Pass KIR/China

Posted by: uwee

Re: Torugart Pass KIR/China - 09/11/12 03:40 PM


Hallo,
hatte gerade erst eine Beschreibung beider Pässe für einen Reiseführer geschrieben.
Hoffe das reicht sonst frage einfach noch mal nach.



Die Pässe von Kirgistan nach China
Nachdem der 80km westlich von Murgab/ Tadjikistan gelegene 4362m hohe Kulma Pass- der einzige Übergang von Tadjikistan nach China- noch immer nicht für Ausländer geöffnet wurde, sind die westlichsten Grenzübergänge nach China die zwei auch für Ausländer freigegebenen Pässe von Kirgistan nach Xinjiang/ China.


Irkeshtam Pass (3728m)
Von dem kleinen unbedeutenden Nest Sary Tash sind es knapp 80km bis zur chinesischen Grenze. Im Ort gibt es mehrere Guest Houses. Das bekannteste und wohl auch beste ist das Sary Tash Guest House. Zimmer und Verpflegung sind o.k. Eine (warme) Außendusche kostet etwa € 0,50. Es gibt einige Shops (Magazins) mit beschränkter Auswahl. Für diejenigen Reisenden allerdings, die aus Tadjikistan kommen, erscheint diese trotzdem wie das Paradies. Sehr reichlich ist besonders die Auswahl an Vodka und Bier.
Die Straße nach China (A371) ist mittlerweile durchgehend asphaltiert und mit dem besten Straßenbelag von ganz Zentralasien versehen worden. Sary Tash liegt in einer Höhe von 3120m. Der Irkeshtam (3728m) ist ein angenehm zu fahrender Pass, der keine großen Ansprüche an die Fahrer stellt. Der Verkehr hält sich in Grenzen- die maximalen Prozentzahlen des Steigung auch. Die Fahrer der chinesischen LKW, die den Hauptteil des Verkehrs bilden, sind meist freundlich und rücksichtsvoll. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Im Sommer stehen die Jurten wie große Champions auf den Weiden. Riesige Herden an Yaks, Ziegen, Schafen und Pferden bevölkern die unendlich erscheinenden Weiden. Man fühlt sich dort wie mitten in einer Reportage des Discovery Channels! Hirten galoppieren heran nur um „Hallo“ zu sagen und hoffen darauf, dass man ein Foto von ihnen auf ihrem Pferd macht. Und im Hintergrund der Hauptkamm des Tian Shan Gebirges mit vielen Gipfeln, die hier über 5000m in den Himmel ragen. Der Tian Shan (das Himmelsgebirge) ist doppelt so lang wie die Alpen und die höchsten seiner Gipfel erreichen 7 ½ tausend Meter.
Erst 60km hinter Sary Tash und nach der Passhöhe fanden wir wieder Trinkwasser. Durch das Schmelzwasser der Gletscher schwellen die türkisgrünen Flüsse nachts regelmäßig an. Man sollte nicht zu dicht am Fluss das Zelt aufschlagen! Wir sprechen aus Erfahrung!
Die Grenzstation liegt auf etwa 2800m Höhe. Sie ist mittlerweile täglich geöffnet, allerdings halten die Grenzer mittags zwei Stunden Siesta. Es gibt einige kleine „Restaurants“ und Magazins. Die Kirgisen residieren in Baracken, die Chinesen einige Kilometer entfernt in einem komfortablen, riesigen Neubau. Die Grenzabfertigung dauerte etwa eine Stunde. Uns wurde ein englischsprachiger Grenzer zur Seite gestellt, der uns von Schalter zu Schalter begleitete und beim Ausfüllen der Formulare half. In China ist es zwei Stunden später als in Kirgisien. Der erste chinesische Ort Samba ist eine hässliche Ansammlung grauer, zerfallender Gebäude. Es gab zwar viele käufliche Damen, aber keinen Geldwechsel oder Geldautomaten. Zum Glück wechselten wir dort aber schwarz auf der Straße. In der Folge fanden wir einige Tage lang niemanden, der Dollars wechseln wollte oder konnte. Erst in Wuquia fanden wir ein nettes Hotel und einen Geldautomaten. Wir raten dringend chinesische Währung bereits mitzuführen.
Zwar liegt Kashgar 1500m tiefer als der Grenzort, man hat trotzdem genügend Gelegenheit Höhenmeter zu sammeln. Bis man die Autobahn wenige Kilometer vor Kashgar erreicht- die auch offiziell für Fahrradfahrer frei befahrbar ist- ist es schon eine fordernde Strecke. 2011 waren die Bauarbeiten auf der ganzen Länge im Gange. Es sollte mittlerweile eine sehr gute Straße fertig gestellt sein.
Die Entfernung von Sary Tash nach Kashgar beträgt etwa 300km.



Torugart Pass (3752m)
Der Torugart Pass liegt ca. 175km nordöstlich vom Irkeshtam Pass. Die Entfernung von Bishkek über Balykchy am Issyk Kul und Naryn beträgt mehr als 500km. Von Naryn sind es 190km. Von der Grenze sind es noch einmal etwa 160km bis Kashgar. Bis 2002 war der Torugart der einzige für Touristen zugelassene Grenzübergang nach China. Es wird momentan eifrig an der Straße gearbeitet. Bis August 2013 soll die Straße bis zum Outer Kyrgyz Check Point (kurz hinter dem Ak Beyit Pass 3282m) fertiggestellt werden. Er erhält einen ebenso guten Straßenbelag wie der Irkeshtam. Von Naryn aus geht es erst einmal auf schlechter und viel befahrener Straße, oft auch mit heftigen Steigungen, bis auf gut 2600m Höhe. Ab dort steigt sie meist gemächlich mit nur 1-2%iger Steigung. Verglichen mit anderen spektakulären Landschaften in Kirgisien ist die Gegend bis zum Check Point nicht wirklich prickelnd. Eine lohnenswerte Alternativstrecke, die einen Umweg von etwa 25km bedeutet startet unmittelbar nach dem ersten Pass auf 2600mHöhe. Man fährt auf holprigen, dafür verkehrsarmen Wegen zwischen der Hauptstraße A365 und der At Bashi Range. Hier fährt man durch eine hübsche Gegend mit vielen kleinen Orten und somit auch Verpfegungsmöglichkeiten. In At Bashi oder auch erst hinter dieser großen Ortschaft kann man problemlos wieder die Hauptroute A365 erreichen, auch wenn diese Verbindungswege in den meisten Karten fehlen. Vor dem Ak Beyit Pass lohnt ein Abstecher in das idyllische Hochtal und die alte Karawanserei von Tash Rabat.
Es führt auch eine wirklich schöne und anspruchsvolle Strecke östlich um den fast 5000m hohen At Bashi Gebirgszug. Für diese Straße braucht man als Individualtourist ein Permit, das man nur in Bishkek erhält, was ein bis zwei Wochen dauern kann- so man es denn überhaupt bekommt. Gruppenreisenden besorgt ihr Reiseveranstalter dieses Permit innerhalb eines Tages.
Die Kontrolle am Check Point ist unproblematisch.
Von Naryn bis kurz hinter diesen Kontrollpunkt führt die Straße in süd-westliche Richtung. Im Sommer kommen starke Winde aus westlichen Richtungen und machen einem oft mehr zu schaffen als die geringe Steigung.
Ein paar hundert Meter hinter dem Check Point kann man beim Straßenmeisterhaus ein paar Dinge einkaufen und bekommt auch einfaches aber gutes Essen. Von hier aus nimmt die landschaftliche Schönheit im gleichen Maße zu wie die Windstärke. Wer Richtung China unterwegs ist kann sich freuen, dass die Straße nach osten wegknickt und man mit dem heftigen Rückenwind ohne viel Strampelei den nächsten Pass erreicht. Im Sommer sind hier die Hirten mit ihren Herden im Winter nur eisige Kälte und Schnee. Links, aber einige Kilometer neben der Strecke liegt der 180qkm große Salzsee Chatyr Kol. Ein Naturreservat.
Individualreisenden wird am Torugart die Einreise nach China meist nicht gestattet. Man muss sich um ein chinesisches Fahrzeug bemühen, dass einen an der Grenze in Empfang nimmt. Dieser Transport kostet meist mehrere hundert Dollar! Man kann sich nicht sicher sein einreisen zu dürfen bevor man auch tatsächlich die Gepäck- und Passkontrolle der Chinesen hinter sich gebracht hat. Die chinesische Grenzstation liegt etwa 80km und viele Höhenmeter vom Pass entfernt. Zwischen Grenze und Grenzstation werden an Kontrollposten immer mal wieder Gepäck und Reisedokumente geprüft. Unserer Ansicht nach ist es – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt (2012)- für Individualreisende deutlich angenehmer, landschaftlich reizvoller und auch billiger über den Irkeshtam Pass nach China zu gelangen.


GPS-Daten Torugart Pass



GPS Daten Irkeshtam


Bilder Irkeshtam



Bilder Torugart


Liebe Grüße
Uwe