Re: mit dem Rad zum Schwarzen Meer

Posted by: Friedrich

Re: mit dem Rad zum Schwarzen Meer - 10/14/16 12:28 PM

Ein interessanter Bericht – viel von dem was du fotografiert und beschrieben hast kommt mir sehr bekannt vor bzw. war mir irgendwann sehr vertraut.
Ein paar Bemerkungen:

Die Hütte mit EU-Fahne ist in der Regel ein Unterschlupf für Leute die bezahlt werden um Felder vor Wildschweinen und Dieben zu schützen. Oft ist es der Eigentümer selber der dort übernachtet und sein Eigentum gegen Zwei- und Vierbeiner verteidigt.

Zum Thema Kirchen und Friedhöfe - nach der sogenannten Revolution in Rumänien hat man mehr Kirchen gebaut wie Schulen. Hier eine Grafik des nationalen Instituts für Statistik . Der heitere Friedhof aus Sapanta Cimitirul vesel din Sapanta ist sehens- und lesenswert.

Die Frage nach dem „wie es Rumänien in die EU geschafft hat” haben sich viele gestellt.

Wie schon weiter oben angemerkt, Rumänien hat landschaftlich und architektonisch viel mehr zu bieten wie die Gegend die du bereist hast - wobei es keinem schadet so etwas am Rande Europas mal gesehen zu haben. Bukowina, Maramuresch und die Westkarpaten haben mich immer wieder gereizt. Selbstverständlich sollte Siebenbürgen mit seinen unzähligen Kirchenburgen und anderen Hinterlassenschaften der 850-jährigen Kultur der Siebenbürger Sachsen die diesen Landstrich bleibend geprägt haben nicht unerwähnt bleiben.

Die auch von jochenfranke angesprochenen, zum Teil, leerstehenden Neubauten in prunkvollem Baustil (manche lassen sich an Geschmacklosigkeit kaum überbieten) sind ein Phänomen welches seit Jahren immer mehr um sich greift. Das im Ausland erarbeitete Geld wird daheim investiert und zwar so daß jeder merkt daß man „es zu etwas gebracht hat”. Wie diese Gebilde z.B. zu der traditionellen Holzbauweise in den Dörfern der Maramuresch passen ist einfach nur grausam. Trauriger wie diese Bausünden ist die Tatsache daß Rumänien demographisch ausblutet weil die Menschen ihr Glück im Ausland suchen. Ärzte, Leute mit einer Top Ausbildung und Facharbeiter fehlen dem Land. Bedauernswert sind die vielen Kinder die bei den alten Großeltern bleiben und die leiblichen Eltern einmal im Jahr sehen und ansonsten mit diesen nur per Skype und Telefon kommunizieren.

Auf deinen Fotos sieht manches genau so aus wie es vor 40 Jahren aussah ...