Durch Slowenien von Süd nach Nord - Tag 2

Posted by: Kaffeetasse

Durch Slowenien von Süd nach Nord - Tag 2 - 09/23/19 06:34 PM

Tag 2: Bač – Bukovje

Ein slowenisches Frühstück geht wohl nicht unter 2000 kcal. Das ist jedenfalls mein Eindruck, nachdem ich mich durch Pfannkuchen, Rührei, Marmeladenbrote, Pfirsiche, Tomatensalat, Joghurt und Müsli gefräst habe. Gut, dass es noch in Strömen regnet, so habe ich eine gute Ausrede, nochmal für einen Verdauungsschlaf im Bett zu verschwinden. Die Wetter-App sagt, es wird bis 10:30 Uhr regnen. Um 10:20 wache ich auf, weil das Regengeräusch ausgesetzt hat. So geht Radreisen heute. Also flugs ausgecheckt und ab auf den Esel.

Jetzt geht es erstmal bergauf Richtung Mašun. Das war mir auch wegen der Wildspezialitäten des dortigen Gasthauses empfohlen worden. Aber zum einen bin ich wohl für gegrillte Bärentatze etwas zu früh am Tag dort, zum anderen habe ich wirklich noch überhaupt keinen Hunger. Also fahre ich weiter.


Aber schöne Häuschen gibt es hier oben.

Es wird nun auch richtig schön sonnig...



Bei der Wegplanung habe ich wohl den Zustand einer Abkürzung etwas zu optimistisch eingeschätzt. Der Nachtregen mag ein Übriges beigetragen haben. An einer Stelle ist es einfach zu steil und rutschig: es bleibt nur, Gepäck und Fahrrad getrennt über die schlimmste Stelle zu tragen.



Natürlich rutsche ich dabei auch noch aus, lande neben dem Rad auf dem Allerwertesten, - und höre es dann ca. 50 Meter entfernt im Gebüsch rascheln und knacken. Na super, - alle möglichen Schauergeschichten über frisch gemästete Radtouristen, die von heimtückischen Bären in Schlammfallen gefangen und dann lebendigen Leibs verzehrt werden, fallen mir wieder ein. Na, es war wohl doch nicht ganz so schlimm. Ich kann mich zügig wieder aufrappeln, und im Gebüsch bleibt alles ruhig, - kein bäriges Monster bricht daraus hervor. Eine halbe Flasche Wasser muss als Opfer dargebracht werden, um die ärgsten Schlammspuren zu beseitigen, und dann geht’s mit stolzgeschwellter Brust über das erste bravourös bestandene Reiseabenteuer weiter.

Es hat ein bisschen was vom Harz hier oben, - aber zwischen Mašun und Kozarišče unterwegs zu sein, ist natürlich viel origineller und cooler als von St. Andreasberg nach Ilsenburg zu radeln ;-)

Der nächste Wegabschnitt wurde wahrscheinlich gar nicht als Radweg geboren, sondern möchte eigentlich nur Wanderweg sein, wenn er mal ausgewachsen bzw. ausgetreten ist.



Ist aber letztlich doch fahrbar. Irgendwie. Langsam halt. Macht aber trotzdem einen Heidenspaß. Es geht ja nun auch überwiegend bergab.



Wieder in der Ebene dann fast klischeehaft-idyllische Aussichten, so wie sich der unbedarfte Tourist aus dem Ruhrgebiet das slowenische Hinterland vorstellt: Wiesen, Pferde, Holzhäuser, im Hintergrund ein paar Berge…



Grad Snežnik (Burg Schneeberg) wirkt vor dieser Kulisse wirklich sehr dekorativ, und die Wiese davor lädt zum Mittagspicknick ein. Irgendwo hatte sich noch eine Tafel Rahm-Mandel-Schokolade im Gepäck versteckt, - die ist definitiv zu schwer, um weiter durch die Lande gefahren zu werden.





Über relativ flaches Terrain geht es nun über Nadlesk, Dane und Gorenje Jezero in Richtung Cerkniško jezero (Zirknitzer See). Dieser periodische Karstsee ist aktuell noch weitgehend trocken, nur den zentralen Flusslauf des Strzen kann man sehen, und an wenigen Stellen steht etwas flaches Wasser in den Wiesen, von denen die Heuernte schon eingebracht ist.



Ich nehme die westliche Umfahrung über Otok, da ich dann noch die etwas weiter nord-westlich gelegene Schlucht von Rakov Škocjan besuchen möchte. Der Weg führt durch recht malerische kleine Orte.



In Rakov Škocjan lassen sich leider die Dimensionen dieser Einsturzdoline vom Laien-Fotografen mit mittelmäßiger Handykamera nicht gut einfangen.



Die „natürliche Brücke“ (ein trotz des Einsturzes stehengebliebener Gesteinssteg über die Schlucht) ist eindrucksvoll und wird auch begangen (allerdings ohne Rad).

Hier habe ich leider weniger Zeit als ich gerne hätte, - aber der durch den morgendlichen Regen verspätete Start und die schon vorab für 17 Uhr gebuchte Führung in der Höhle von Postojna setzen mir nun enge Grenzen. Also geht es ungehetzt aber trotzdem zügig nun weiter in Richtung Postojna. Zehn Minuten vor der Führung soll man am Eingang sein, - ich schaffe es um 16:48 Uhr, - perfektes Timing. Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.
Höhle und Führung sind sehr eindrucksvoll. Ich bin immer skeptisch bei selbstdeklarierten Superlativen, aber ich nehme der Höhlenführerin durchaus ab, dass es sich um die größte für reguläre Besucher erschlossene Höhle Europas, und um die tropfsteinreichste Höhle der Welt handeln soll. Die Führung dauert fast 90 Minuten, und schon die fast 2 km lange Einfahrt mit einer kleinen Eisenbahn bis zum Startpunkt der Führung bietet mehr als man in manch anderer Höhle insgesamt zu sehen bekommt.



Hier kommen Handykameras nun wirklich an ihre Grenzen, - aber zumindest ist es mir gelungen, das Auftreffen eines Tropfens auf einem Stalagmiten einzufangen:



Ich habe noch ca. 10 km bis zu meiner Unterkunft in Bukovje, einen Mordshunger, und es wird dämmrig. Also verschiebe ich den Besuch bei der Höhlenburg von Predjama auf den nächsten Tag, und kehre lieber auf halber Strecke bei der slowenischen Version einer Frittenbude am Wegesrand ein („Okrepčevalnica Prepih“). Ein spektakulär großer und nahrhafter Hamburger für kleines Geld.

So schaffe ich es dann gut im Dunkeln bis zu „Apartma in sobe Šorli“ in Bukovje. Ein quasi nagelneues Apartment, blitzsauber und mit einer Hightech-Dusche, für deren korrekte Bedienung ich vermutlich erst eine Programmiersprache erlernen müsste. Man kann sich hier aus allen möglichen Richtungen und in diversen Intensitäten mit pulsierenden Wasserstrahlen verschiedenster Luftbeimischungsgrade bebrausen lassen. Irgendwie komme ich aber doch an ganz simpel rauschend warmes Wasser von oben, und schlafe bald wie ein Säugling von 22 bis 7h.