Re: Hamburg - Nordkap im Sommer 2011

Posted by: StarBonn

Re: Hamburg - Nordkap im Sommer 2011 - 01/07/12 09:17 PM

Teil 3 Norwegen (Mo i Rana - Nordkapp)

Direkt hinter der Grenze wartete schon der erste Tunnel auf mich, der Umskardtunnelen, mit 3,7 Kilometern kein kleiner Fisch. Ich war noch nicht dazu gekommen, mir, wie geplant, ein zusätzliches Rücklicht zu kaufen und das Rotlicht am Fahrrad wurde durch Taschen und Zelt etwas verdeckt. So fuhr ich mit einem etwas mulmigen Gefühl zum ersten Mal durch eine der schwarzen Röhren, bis zum Nordkap sollten noch einige folgen.





Die erste Nacht in Norwegen verbrachte ich auf dem nicht besonders schönen Campingplatz von Mo i Rana. Am Abend sickerten die ersten Gerüchte durch, in Oslo hätte es einen Anschlag gegeben. Niemand dachte sich aber etwas dabei und so erfuhr ich zunächst nichts von der Tragödie, die sich in der Zwischenzeit abgespielt hatte. Erst am nächsten Tag wunderte ich mich über menschenleere Straßen und Geschäfte im Zentrum von Mo i Rana. Von einer Kellnerin in einem Café erfuhr ich dann das ganze Ausmaß der Ereignisse. Ich will nicht behaupten, dass ich dadurch in der Folge meine Tour weniger genießen konnte. Man merkte den Menschen aber doch an, dass alle unter einem großen Einfluss der Geschehnisse standen. Die Stimmung in den Orten und auf den Fähren und später auch am Nordkap war bedrückt und gedämpft.

Das Wetter war für ein paar Tage bedeckt mit tief hängenden Wolken, z.T. regnete es auch. Ich konnte mir daher die ganze Schönheit Norwegens noch nicht erschließen. Ich hatte aber wieder Glück und traf auf einen Radler, der ebenfalls in Richtung Norden unterwegs war. Wir beschlossen, für ein paar Tage zusammen zu fahren und so ließ sich auch nicht ganz perfektes Wetter gut ertragen.


Der Globus markiert den Polarkreis, der an dieser Stelle mit der Fähre überquert wird









Bald besserte sich das Wetter wieder und ich erreichte Bodø, von wo aus ich auf die Lofoten übersetzte. Die ersten Tage Radeln in Norwegen hatten einiges an Kraft gekostet. Die Landschaft ist zwar im Vergleich mit Schweden sehr viel abwechslungsreicher, aber halt aufgrund der vielen Aufs und Abs auch anstrengender zu fahren.


Auf der Fähre von Bodø nach Moskenes auf den Lofoten

Die erste Nacht auf den Lofoten verbrachte ich im Örtchen Å, an der Spitze der Inselgruppe. Der Campingplatz dort existiert zwar nicht mehr, aber auf dem Felsplateau am Ende der Straße lässt es sich auch so wunderbar campieren. Die Strecke auf den Lofoten und den Vesteralen gehörte zu den landschaftlich schönsten der ganzen Tour, auch, da das Wetter mitspielte. Wer hätte gedacht, dass es in Norwegen weiße Sandstrände gibt?








Achtung! Oben Elch, unten Rentier



Erst in Tromsø zog es sich dann wieder zu und leider hatte ich auch bei der Anfahrt zum Nordkap wenig Glück mit dem Wetter. Auf den letzten zwei Etappen von Alta zum Nordkap hatte ich mit extremem Gegenwind und Regen zu kämpfen, die mich zwischendurch fast verzweifeln ließen. Der berüchtigte Nordkaptunnel war daher, da vor Wind und Regen geschützt, sogar weniger unangenehm als befürchtet. Bei meiner Ankunft in Honningsvag beschloss ich, die letzten 30 Kilometer zum Ziel meiner Reise ohne Gepäck zurückzulegen. Sonst hätte ich die beiden steilen Anstiege sicherlich nicht mehr geschafft. Angesichts noch schlechterer Wetterprognosen für die kommenden Tage, war aber auch ein Verweilen in Honningsvag keine echte Alternative. Zum Glück fand ich schnell einen netten Kleinbusfahrer, der bereit war, meine Klamotten mitzunehmen, so dass ich davon befreit die letzten Kilometer antreten konnte.




Darf in keinem Nordkap-Reisebericht fehlen: Der Nordkaptunnel, mit 6,8 km der längste Tunnel meiner Tour. Der tiefste Punkt liegt 212 Meter unter dem Meer


Am Ziel!


3.389 km von Haustür zu Haustür

Glücklich und geschafft erreichte ich am 4. August 2011 das Nordkap. Für die gesamte Strecke von Hamburg aus hatte ich 33 Tage gebraucht, davon waren drei Ruhetage.

Im nächsten und letzten Teil meines Berichts werde ich dann von meinem Aufenthalt am Nordkap und der Rückreise durch Finnland berichten. Fortsetzung folgt...