Posted by: Radex
Re: Elberadweg - vorherrschend grün - 06/12/12 07:33 PM
Freut mich, dass der Bericht Euch gefällt. Das Lob für die Fotos geht größtenteils an meine Frau, die ja hier auch schon einen Kommentar geschrieben hat.
Jetzt geht es erstmal weiter mit Tag 4 unserer kleinen Reise.
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Vierter Tag - Sonntag, 20. Mai 2012
Von Alt Garge nach Gartow [68 km]
Nach einer sehr entspannten Nacht verließen wir den Campingplatz Alt-Garge mit dem Entschluss: Hier kommen wir nochmal für ein verlängertes Wochenende her.
Zurück auf dem Elberadweg passierten wir ein Fahrradhostel (http://www.fahrradhotel-elbtalaue.de), welches einen interessanten Eindruck machte. Zudem gab es dort die Gastronomie, die wir auf dem Platz vermissten.
Für uns geht die Fahrt weiter Richtung Hitzacker. Die Entscheidung darüber, ob wir links- oder rechtselbisch weiterfahren, ließen wir bei einem tollen Frühstück und bestem Wetter im Biergarten direkt an der Fähre Neu-Darchow reifen. Der Biergarten Göpelhaus ist zudem Anlaufstelle für Radreisende, und somit Poststelle für entsprechende Informationen.
Biergarten “Göpelhaus” an der Fähre Neu Darchow
Eigentlich wollten wir auf der linken Seite weiterfahren. Jedoch bekamen wir Zweifel, als wir einen Aushang in der Gaststätte vorfanden, der eindringlich auf die zu bewältigenden Steigungen vor Hitzacker hinwies. Zwei alternative Routen wurden auch beschrieben. Da wir keine Bergziegen sind und nicht sonderlich motiviert waren mit vollen Frühstückswampen “Berge” zu erobern, entschieden wir uns für eine gemütliche Fahrt mit der Fähre “Tanja”, um dann 15 km Flussaufwärts mit der nächsten Fähre von Bitter nach Hitzacker überzusetzen.
Von der Fähre aus fing ich eine nette Szene ein, die so gut in diese Landschaft passt:
Trecker, Wohnwagen und Lazy bones
Ein Wachturm eines ehemaligen DDR Grenzpostens rief uns ins Bewußtsein, dass es hier damals sicher nicht möglich war, so entspannt eine Fahrradtour zu genießen. Der einzige Vorteil dieser Sperrzone ist sicher, dass die Natur dadurch unberührt blieb.
Wachturm in der ehemaligen Sperrzone
Trabbi in Tarnfarben
Mittlerweile ballerte die Sonne kräftig und der Wind blies ebenso heftig - natürlich vornehmlich von vorn. Der Weg hinterm Deich lag teilweise etwas windgeschützter, dafür verzichtet man aber auf den schönen Ausblick auf grüne Elbwiesen. Wir wählten einen Mix, hielten mal an um rüberzugucken und nach Störchen Auschau zu halten. Langschnabelnahrung in Form von realen Kermits war hier ausreichend vorhanden, die Frösche veranstalteten dermaßen laute Konzerte in ihren Tümpeln, dass man schnell den Wunsch vernachlässigte hier wohnen zu wollen.
Weg vor und auf dem Deich
typisches Haus
Diese “Nussschale” war die kleinste Fähre, die wir auf der ganzen Tour benutzten. Die Zufahrt glich eher einer Kopfsteinpflasterstraße für Goliaths, auf der man seine Geschicklichkeit und die Laufradqualität auf Probe stellen konnte. Der urig rauhbeinige Fährmann war ähnlich grob gestrickt wie die Pflastersteine, und schob die Räder ungestüm und passend ineinander - naja, zumindest gab er Tipps, wie man die Zweiräder am besten ineinander verwebt, dass auch noch Platz für die Fahrgäste bleibt. Ich zog es vor mein Velo nicht auf das “unten” liegende Norwid-Rad zu werfen, um den sicher stolzen Besitzer die Weiterfahrt nicht zu vermiesen.
Kuschelatmosphäre für die Räder
Letztendlich ging alles gut, und die Fährfahrt war ein weiteres besonderes Erlebnis.
Obwohl Hitzacker ein sehr schönes Städtchen zu sein scheint, hielten wir uns nicht sehr lange auf, erledigten den Einkauf für den bevorstehenden Trangia-Koch-Abend, verweilten etwas auf der Bank vorm Rathaus und fuhren linkselbisch weiter in Richtung Gorleben.
Froschparadies mit Wohnhaus
Unglaublich wie menschenleer es hier in den neuen Bundesländern ist. Für mich war die Leere an Menschen zwar ganz angenehm, aber es beschlich uns auch ein ungewohntes Gefühl schwindender Vita in dieser Region. Kaum vorstellbar, dass es hier zu Castor-Zeiten von Menschen nur so wimmelt. Interessant und erhellend dann jedoch die Idee der Kulturellen Landpartie, eine Veranstaltung von Menschen, die hier im Wendland ein neues Zuhause suchen, um gemeinsam einen alternativen Lebenstil zu pflegen.
Castor-Kreuz bei Gorleben
Kurz vor Gorleben suchten wir dann ein etwas außergewöhnliches Café auf. Dieses Café nannte sich Strampelpause, richtete sich also konkret an die Elberadtouristen. Man musste sich kurz nach rechts vom Elberadweg bewegen, um es nicht zu verpassen.
Auf einem Bauernhof gelegen, bekommt man hervorragenden Kuchen allerlei Sorten und neben Trödel aus alten Zeiten nette, aber auch beunruhigende Geschichten zu hören.
Besuch im Cafè Strampelpause
Von der netten Bäuerin und Gastwirtin erfuhren wir allerhand aus der Region. Zum Beispiel, dass es hier nur 4,1 Einwohner pro Quadratkilometer gibt, dass es eine der trockensten Gegenden in Deutschland ist, der Sand vom Acker weggetragen wird, sich in Dünen anlagert, deshalb viele tiefwurzelnde Nadelbäume gepflanzt werden, um den Boden zu halten, und sich die Waschbären auch hier zu einer Plage entwickeln. Das Betreiben des Cafés bringt etwas Abwechslung in die Tristesse der Biogas-Landwirtschaft, das Einzige was man hier noch machen kann, wenn man als Landwirt nicht vor die Hunde gehen will. Es sei denn, man betreibt Milchwirtschaft in richtig großem Stil.
Man entdeckt viele Dinge, die man selbst noch von früher kennt
Gegen 19 Uhr treffen wir auf dem Campingplatz in Gartow ein und werden spontan von Milliarden Mücken freundlich begrüßt - alle wollen sofort Blutsverwandte werden.
Wir schaffen es trotzdem die Mückenparty nur außerhalb des Zeltes starten zu lassen, genießen ein Bierchen draußen mit den Mücken, zaubern herrlich bunte Nudeln mit Tomatensoße und frischen geschnittenen Tomaten.
[FOTO: Camping Gartow]
Aus den Zelten unserer Nachbarn (harte Motorradjungs, die bei fast 30°C lieber ihre Handschuhe anlassen, damit die Mücken keine Chance haben) werden seltsame Blubbergeräusche zu uns herübergetragen. Mmmh - das muss ein Schnarcher mit Bierlunge sein?
Wieder mal leckeres vom Trangia-Koch
Wir schlafen ziemlich bald ziemlich fest und hatten einen Tag mit sehr viel Impressionen. So kann es doch für immer weitergehen - oder?
Fazit dieser Etappe: Mücken und Frösche - wo sind die Störche?
Vielen Dank fürs Lesen
Gruß
Alex
Übrigens: alle Bilder findet Ihr auch unter diesem Link => KLICK
Jetzt geht es erstmal weiter mit Tag 4 unserer kleinen Reise.
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Vierter Tag - Sonntag, 20. Mai 2012
Von Alt Garge nach Gartow [68 km]
Nach einer sehr entspannten Nacht verließen wir den Campingplatz Alt-Garge mit dem Entschluss: Hier kommen wir nochmal für ein verlängertes Wochenende her.
Zurück auf dem Elberadweg passierten wir ein Fahrradhostel (http://www.fahrradhotel-elbtalaue.de), welches einen interessanten Eindruck machte. Zudem gab es dort die Gastronomie, die wir auf dem Platz vermissten.
Für uns geht die Fahrt weiter Richtung Hitzacker. Die Entscheidung darüber, ob wir links- oder rechtselbisch weiterfahren, ließen wir bei einem tollen Frühstück und bestem Wetter im Biergarten direkt an der Fähre Neu-Darchow reifen. Der Biergarten Göpelhaus ist zudem Anlaufstelle für Radreisende, und somit Poststelle für entsprechende Informationen.

Biergarten “Göpelhaus” an der Fähre Neu Darchow
Eigentlich wollten wir auf der linken Seite weiterfahren. Jedoch bekamen wir Zweifel, als wir einen Aushang in der Gaststätte vorfanden, der eindringlich auf die zu bewältigenden Steigungen vor Hitzacker hinwies. Zwei alternative Routen wurden auch beschrieben. Da wir keine Bergziegen sind und nicht sonderlich motiviert waren mit vollen Frühstückswampen “Berge” zu erobern, entschieden wir uns für eine gemütliche Fahrt mit der Fähre “Tanja”, um dann 15 km Flussaufwärts mit der nächsten Fähre von Bitter nach Hitzacker überzusetzen.
Von der Fähre aus fing ich eine nette Szene ein, die so gut in diese Landschaft passt:

Trecker, Wohnwagen und Lazy bones
Ein Wachturm eines ehemaligen DDR Grenzpostens rief uns ins Bewußtsein, dass es hier damals sicher nicht möglich war, so entspannt eine Fahrradtour zu genießen. Der einzige Vorteil dieser Sperrzone ist sicher, dass die Natur dadurch unberührt blieb.

Wachturm in der ehemaligen Sperrzone

Trabbi in Tarnfarben
Mittlerweile ballerte die Sonne kräftig und der Wind blies ebenso heftig - natürlich vornehmlich von vorn. Der Weg hinterm Deich lag teilweise etwas windgeschützter, dafür verzichtet man aber auf den schönen Ausblick auf grüne Elbwiesen. Wir wählten einen Mix, hielten mal an um rüberzugucken und nach Störchen Auschau zu halten. Langschnabelnahrung in Form von realen Kermits war hier ausreichend vorhanden, die Frösche veranstalteten dermaßen laute Konzerte in ihren Tümpeln, dass man schnell den Wunsch vernachlässigte hier wohnen zu wollen.

Weg vor und auf dem Deich

typisches Haus
Diese “Nussschale” war die kleinste Fähre, die wir auf der ganzen Tour benutzten. Die Zufahrt glich eher einer Kopfsteinpflasterstraße für Goliaths, auf der man seine Geschicklichkeit und die Laufradqualität auf Probe stellen konnte. Der urig rauhbeinige Fährmann war ähnlich grob gestrickt wie die Pflastersteine, und schob die Räder ungestüm und passend ineinander - naja, zumindest gab er Tipps, wie man die Zweiräder am besten ineinander verwebt, dass auch noch Platz für die Fahrgäste bleibt. Ich zog es vor mein Velo nicht auf das “unten” liegende Norwid-Rad zu werfen, um den sicher stolzen Besitzer die Weiterfahrt nicht zu vermiesen.

Kuschelatmosphäre für die Räder
Letztendlich ging alles gut, und die Fährfahrt war ein weiteres besonderes Erlebnis.
Obwohl Hitzacker ein sehr schönes Städtchen zu sein scheint, hielten wir uns nicht sehr lange auf, erledigten den Einkauf für den bevorstehenden Trangia-Koch-Abend, verweilten etwas auf der Bank vorm Rathaus und fuhren linkselbisch weiter in Richtung Gorleben.

Froschparadies mit Wohnhaus
Unglaublich wie menschenleer es hier in den neuen Bundesländern ist. Für mich war die Leere an Menschen zwar ganz angenehm, aber es beschlich uns auch ein ungewohntes Gefühl schwindender Vita in dieser Region. Kaum vorstellbar, dass es hier zu Castor-Zeiten von Menschen nur so wimmelt. Interessant und erhellend dann jedoch die Idee der Kulturellen Landpartie, eine Veranstaltung von Menschen, die hier im Wendland ein neues Zuhause suchen, um gemeinsam einen alternativen Lebenstil zu pflegen.

Castor-Kreuz bei Gorleben
Kurz vor Gorleben suchten wir dann ein etwas außergewöhnliches Café auf. Dieses Café nannte sich Strampelpause, richtete sich also konkret an die Elberadtouristen. Man musste sich kurz nach rechts vom Elberadweg bewegen, um es nicht zu verpassen.
Auf einem Bauernhof gelegen, bekommt man hervorragenden Kuchen allerlei Sorten und neben Trödel aus alten Zeiten nette, aber auch beunruhigende Geschichten zu hören.

Besuch im Cafè Strampelpause
Von der netten Bäuerin und Gastwirtin erfuhren wir allerhand aus der Region. Zum Beispiel, dass es hier nur 4,1 Einwohner pro Quadratkilometer gibt, dass es eine der trockensten Gegenden in Deutschland ist, der Sand vom Acker weggetragen wird, sich in Dünen anlagert, deshalb viele tiefwurzelnde Nadelbäume gepflanzt werden, um den Boden zu halten, und sich die Waschbären auch hier zu einer Plage entwickeln. Das Betreiben des Cafés bringt etwas Abwechslung in die Tristesse der Biogas-Landwirtschaft, das Einzige was man hier noch machen kann, wenn man als Landwirt nicht vor die Hunde gehen will. Es sei denn, man betreibt Milchwirtschaft in richtig großem Stil.

Man entdeckt viele Dinge, die man selbst noch von früher kennt
Gegen 19 Uhr treffen wir auf dem Campingplatz in Gartow ein und werden spontan von Milliarden Mücken freundlich begrüßt - alle wollen sofort Blutsverwandte werden.
Wir schaffen es trotzdem die Mückenparty nur außerhalb des Zeltes starten zu lassen, genießen ein Bierchen draußen mit den Mücken, zaubern herrlich bunte Nudeln mit Tomatensoße und frischen geschnittenen Tomaten.

[FOTO: Camping Gartow]
Aus den Zelten unserer Nachbarn (harte Motorradjungs, die bei fast 30°C lieber ihre Handschuhe anlassen, damit die Mücken keine Chance haben) werden seltsame Blubbergeräusche zu uns herübergetragen. Mmmh - das muss ein Schnarcher mit Bierlunge sein?

Wieder mal leckeres vom Trangia-Koch
Wir schlafen ziemlich bald ziemlich fest und hatten einen Tag mit sehr viel Impressionen. So kann es doch für immer weitergehen - oder?
Fazit dieser Etappe: Mücken und Frösche - wo sind die Störche?
Vielen Dank fürs Lesen

Gruß
Alex
Übrigens: alle Bilder findet Ihr auch unter diesem Link => KLICK