Re: Radhelme - neuer Test

Posted by: Keine Ahnung

Re: Radhelme - neuer Test - 04/28/12 08:58 AM

Ich hatte das schon in einem (oder mehreren?) früheren Beiträgen geschrieben:

Ein falsch getragener Helm - und das sieht man leider sehr häufig bei Kindern und Jugendlichen, aber sogar bei Erwachsenen, hilft nichts. Wenn der Kinnriemen bis zur Brust hängt, dann kann man sich so einen Helm wirklich sparen.

Ein Helm wird auch in extremen Unfallsituationen keinen oder nur einen kleinen Schutz bieten, wenn der Kopf sehr großen Beschleunigungen ausgesetzt wird.

Hilfreich erscheint mir der Helm aber besonders bei "leichten Stürzen" und wenn es dabei nur um die Vermeidung von schweren Schürfungen oder dicken Beuelen (sehr schmerzhaft) geht. Wie ich oben schon geschrieben habe, lasse ich hier eher persönliche Erfahrung für meine (persönliche!!!) Entscheidung Helm zu tragen ausschlaggebend sein. Ich hatte bereits zwei Unfälle, bei denen ich absolut überzeugt davon bin, dass ich ohne Helm zumindest mit erheblichen Schmerzen hätte rechnen müssen, bei denen ich aber praktisch keine Schäden am Kopf davongetragen habe. Und eine weitere, sehr unschöne Erfahrung. Meine Tante wurde von einem Lastwagen vom Fahrrad geworfen (nicht überrollt, keine große Geschwindigkeit). Sie ist mit dem unbehelmten Kopf auf die Straße (teils Randstein) gefallen und hat sich dabei einen derart schweren Schädelbruch zugezogen, dass sie kurz darauf verstarb. Ein Helm hätte die Wucht über eine größere Fläche verteilt. Vielleicht hätte er eine Kopfverletzung nicht verhindert, aber die Chance, dass das Ganze nicht so tragisch geendet hätte, wäre auch laut Unfallchirurg sehr groß gewesen.

Statistiken kann man in jede Richtung erstellen. Es ist äußerst schwierig, hier objektive Ergebnisse zu erzielen. Man findet ebenso viele Berichte, die Statistiken nutzen, um Argumente für den Helm zu liefern, wie Berichte, die andere Statistiken gegen den Helm sprechen lassen. Es werden in solchen Statistiken z. B. kaum die Fälle erfasst, wo ein Helm behandlungspflichtige Kopfverletzungen vermieden hat, da diese Leute nie beim Arzt sind. Ich möchte behaupten, dass zumindest viele, die einen "wissenschaftlichen" Beleg für oder gegen das Helmtragen in einer "sachlichen" Arbeit liefern, schon vorher ein "Ziel" vor Augen hatten. Wirklich sehr selten habe ich beim Lesen von solchen Beiträgen (pro und contra!) den Eindruck gewonnen, dass unvoreingenommen an die Sache herangegangen wurde und alle Seiten gleichermaßen beleuchtet wurden. Physiker (und andere Experten), die in ihren Beiträgen mit irgendwelchen Formeln glänzen, sind mir sehr suspekt, denn die Komplexität der Schutzfunktion eines Helms in den verschiedensten Situtationen lässt sich so simpel nicht beschreiben. Damit kann man (Halb-)Laien beeindrucken, aber jeder Fachmann weiß, dass nur Teilaspekte mit solchen Formeln erfasst werden können. Hier würden mich experimentelle Verfahren (Crash-Tests; nicht nur für extreme Situationen, sondern auch für die viel häufigeren "leichten" Stürze) wesentlich mehr überzeugen. Die Helmdiskussion ist zu sehr auf schwere Unfallszenarien fokussiert. Sicherlich ist dieser Aspekt sehr wichtig, aber es geht nicht nur darum!

Ich bin gegen eine Helmtragepflicht. Ich bin gegen die Verteufelung von denen, die keinen Helm tragen und ich bin auch gegen die Haltung von einigen Rad- und Nichtradfahrern (alles schon erlebt), die das Helmtragen zum bloßen Unsinn erklären. Ich trage Helm und fühle mich durch meine persönlichen Erfahrungen bestätigt, dass es für mich das Richtige war und ist. Ich fahre aber auch gerne Touren mit Leuten, die keinen Helm tragen und ich habe noch bei keinem angefangen, zu missionieren.