Re: Angst vor Bären/Wölfen bzw vorm alleine reisen

Posted by: irg

Re: Angst vor Bären/Wölfen bzw vorm alleine reisen - 04/08/25 06:23 PM

Grüß dich!

Ich habe etwas gezögert, dir meine Antwort zu schreiben. Wenn ich dir "psychologisch" antworten wollte, müsste ich dir schreiben, dass erfahrungsgemäß bezüglich Tieren normaler weise alles easy ist. Was ja auch stimmt. Aber so einfach ist das nicht.

In deiner Frage stecken für mich 2 wesentliche Themen:
Angst vor dem alleine Reisen und Angst vor eventuell kritischen Tieren, und das v.a. in der Nacht. Diese Themen haben miteinander nicht viel zu tun.

Die eine Ebene ist die psychische, also, wie sehr dich diese Themen stressen. Dazu gibt es Fachpersonal, sowie die Möglichkeit, die Schlafgelegenheit entsprechend zu wählen. Nicht alles muss gleich therapiert werden.

Die andere ist die Sachebene. Das Risiko beim Zelten dürfte auf Campingplätze allgemein äußerst niedrig, bei großen Wildtieren gleich Null sein. Leider magst du dort nicht übernachten. Ohropax o.Ä. würde dir dort helfen, das nebenbei. Beim wild Zelten dürfte das Risiko v.a. dann sehr, sehr niedrig sein, wenn du entweder wirklich unsichtbar bist, oder direkt beim Bauern nebenan, den du gefragt hast. (Fragen geht auch mit Händen und Füßen recht gut, wenn eine gemeinsame Sprache fehlt.)

Zu Bären und Wölfen speziell, auch wenn meine Sichtweise die allgemeine nicht teilt:
Ich war immer wieder in v.a. slowenischen Bärengebieten unterwegs und hatte durchaus Bärenbegegnungen. Gefressen hat mich keiner, aber niedliche Hustinettenbärchen sind das definitiv nicht. Das sind Allesfresser von beeindruckendem Format.

Um es kurz zu machen:
Ich fürchte mich nicht, durch sehr einsame Bärengebiete zu radeln. Eine Ausnahme wären Straßenzüge, wo fotogierige Idioten Spezialisten Bären mit Futter angelockt haben und ihnen Nähe anerzogen haben. Auch der Bär, der vor Jahren in Baiern wegen seines risikoreichen Verhaltens erschossen wurde, wurde von einer Bärenmutter aufgezogen, die an Menschen absichtlich gewöhnt wurde.

In ausgewiesenen Bärengebieten übernachte ich nur mehr nahe von bewohnten Siedlungen. Damit meine ich sehr nahe. Die putzigen Kerlchen kommen nachts wirklich nahe an die Häuser, wenn es dort Gutes gibt. Einmal habe ich nahe eines Dorfrandes einen Bärendreck mit Kirschen gefunden, die hatte er sicher nicht aus dem Wald.

Wölfe sind, wenn sie normal sozialisiert sind, z.B. in Slowenien so gut wie "unsichtbar" wie Luchse. D.h., der Wolf sieht sich und verzieht sich meistens, bevor du ihn sehen kannst. Die sind dort wirklich sehr scheu.

Bären dagegen wissen genau, wer der Bär im Wald ist (das ist er), und wer nicht (das sind wir Radlfahrer). Sie zu ärgern ist keine gute Idee, also bei einer Begegnung extra hingehen würde ich nie. Auf ihrer Speisekarte stehen wir nicht. Was heikel werden kann ist, wenn eine Bärin Junge führt, oder ein Bär gerade ein Tier futtert. Ein Zelt in seinem Revier kann ihn auch ärgern, das habe ich selbst erlebt.

Fazit: Du kannst ohne Weiteres in Bärengegenden nächtigen, die Chance, einen zu treffen, v.a., wenn du die Vorsichtsmaßregeln beachtest, ist sehr gering. Ich hatte einmal unabsichtlich einen solchen Treffer, den ich nicht wiederholen will. Wohlgemerkt, unsere Bären damals waren eigentlich sehr nette Bären: Sie haben uns klar mitgeteilt, dass wir dort falsch am Platz waren, ohne uns was zu tun. Aber lustig war das nicht. Ein Grund, dort nicht zu radeln, ist das selbstverständlich nicht!

lg!
georg