Re: Wie auf Hundeattacke reagieren?

Posted by: wutztock

Re: Wie auf Hundeattacke reagieren? - 08/04/11 09:45 AM

Hallo,

ich möchte dazu noch anmerken, dass Hunde sehr häufig auch eine Aufgabe innerhalb einer Familie haben, sei es um Kindern den Zugang zu Tieren zu ermöglichen, um ihnen genau die Phobie vor diesen und anderen Lebewesen zu nehmen od. - noch viel wichtiger - als "Partner" von alleinlebenden älteren Leuten, die durchaus über ihren Hund soziale Kontakte aufrechterhalten und in Bewegung bleiben anstatt von ihren Kindern vergessen, alleine in ihrer Wohnung "vergammeln" würden. Damit meine ich natürlich nicht die vielen Hunde die ihren Job für den Menschen machen (alle Typen von Spürhunden, Wach- und Schäferhunde, Blindenführhunde, Therapiehunde, Rettungshunde, Mantrailer usw.). Die laufen als Welpen od. heranwachsende Hunde genauso neugierig durch die Welt, wie der (oft zu unrecht) verhasste Pitbull. Auch DIE wollen alles austesten, Kontakt aufnehmen - die Wissen ja nicht von Geburt an:"Hey, ich bin Blindenführhund - ich bin was Besseres - an Radfahrer störe ich mich nicht".
All diese Hunde sind im Grunde ganz "normale" Hunde denen man eine Aufgabe gibt. Eine Aufgabe jedweder Art kann jeder Hundebesitzer SEINEM Hund geben. Wenn mein Hund Nasenarbeit macht, dann interessieren ihn weder Radfahrer, spielende Kinder, andere Fussgänger oder andere Hunde - er registriert sie zwar, wendet sich aber SEINER Aufgabe zu und lässt alles andere links liegen. Das ist natürliche eine Erziehungssache und wie Detlef es schon sagte nimmt das natürlich jeden Hundebesitzer in die Pflicht sich mit dem Tier zu beschäftigen.
Allerdings bewirkt, die Forderung den Hund GRUNDSÄTZLICH an die Leine zu nehmen - womöglich noch grundsätzlich mit Maulkorb - eher das Gegenteil von einem sozialverträglichen Tier. Dann bleibt die Sorge:"Was ist wenn DER mal ausbüxt!" Wenn ein Kind mal übern Zaun klettert oder an seinen Fressnapf fasst - hat der dann das RECHT zu beissen wirr? Alles Dinge die man ihm beibringen muss - geht aber nicht ohne Restrisiko!
Wie ich schon sagte haben Hunde eine relativ hohe soziale Kompetenz, dass heißt sie können an den Umgang mit Ihrer Umwelt gewöhnt werden und das sollten sie auch. Hunde können bei entsprechendem Entzug von Sozialkontakten (allerdings gilt das in erster Linie beim Entzug von Kontakten zu anderen Hunden aber natürlich auch zu Menschen) mit hoher Wahrscheinlichkeit regelrecht asozial werden, d.h. sie verhalten sich "falsch" weil sie Körpersprache nicht lernen konnten od. es einfach mit der Zeit verlernen zu komunizieren. Das sind dann Hunde die sich OHNE "Vorwarnung" und oft ohne erkennbaren Grund auf andere Hunde od. auch Mitmenschen stürzen. Klar muss man seine Umwelt vor solchen Hunden schützen! NUR wäre der Hund nicht asozial geworden, wenn der Besitzer ihn anders erzogen hätte ...UND wenn die Mitmenschen toleranter im Umgang damit gewesen wären (ein Teufelskreis - die nächsten Forderungen sind dann Stachelhalsband und Elektroschock GEGEN Aggression). Man muss also meiner Meinung auch die Möglichkeit haben Hundeerziehung zu leisten.
Ich verstehe natürlich die, die keinen Hund haben und sich auch nicht dafür interessieren wie Hundeerziehung funktionieren sollte - die sagen:"Juckt mich alles nicht - ich will meine Ruhe vor den Viechern". Aber gerade diejenigen sollten versuchen zu verstehen, dass Leinenzwang und Maulkorbpflicht nicht weiterhilft.
Leider ist es in den Großstädten heute immer enger, immer weniger Möglichkeiten des Freilaufs UND auch das Verhalten der Menschen ändert sich dadurch sehr. Ich glaube, dass man nicht alleine dasteht, wenn man das Gefühl hat, dass die Leute in den großen Städten in den letzten 40 Jahren (zumindest ist das die Zeit an die ich mich bewusst zurückerinnern kann) intoleranter geworden sind - wo sind bloß all die coolen Typen hin, die ich auf meiner Schule kannte. Das können doch nicht die Leute sein, die heute mit dem Gesetzbuch unterm Kopfkissen schlafen, damit sie bloß ihrem Nachbarn zeigen können wo der Hammer hängt träller . Offensichtlich scheint der Wunsch nach Abgrenzung umso mehr zu wachsen je weiter die Möglichkeiten dafür in die Ferne rücken (wirft für mich die fast philosophische Frage auf ob Menschen wirklich soooo soziale Wesen sind od. ob der Begriff "menschlich" einfach nur falsch belegt ist - ich höre es immer im vermeintlich positiven Zusammenhang ...?? : entsetzt - tschuldigung, ich schweife ab zwinker ).
Ich habe übrigens auch eine Lizens ein Auto zu führen. Dafür musste ich extra eine Prüfung ablegen, die meine Fähigkeiten unter Beweis stellten. Allerdings muss ich zugeben, das ich die Regeln nicht immer einhalte - ich fahre manchmal etwas schneller als erlaubt und auch die Gelbphase der Ampeln benutze ich nicht immer zum rechtzeitigen Bremsen sondern schon mal zum Beschleunigen, damit ich es noch vor Rot schaffe - ist mir auch schon mal knapp misslungen träller . Und auch als Radfahrer bin ich schonmal über den Bürgersteig gefahren und habe mal eine rote Fußgängerampel "mitgenommen" (war ja keiner zu sehen, den ich gefährden konnte!). Ich habe "Gott-sei-Dank" noch niemand verletzt. Aber was wäre wenn? Komischerweise machen das extrem viele Leute, wie ich beobachten konnte. Die haben doch alle eine Prüfung abgelegt, so wie ich und gefährden wider besseres Wissen rücksichtslos ihre Mitmenschen. ...und manchmal lasse ich meinen Hund frei laufen... zwinker

(schon wieder sooo lang)

Tschüss und viele Grüße
Ralf