Posted by: veloträumer
Re: Wie auf Hundeattacke reagieren? - 08/04/11 12:15 PM
In Antwort auf: wutztock
All diese Hunde sind im Grunde ganz "normale" Hunde denen man eine Aufgabe gibt. Eine Aufgabe jedweder Art kann jeder Hundebesitzer SEINEM Hund geben. Wenn mein Hund Nasenarbeit macht, dann interessieren ihn weder Radfahrer, spielende Kinder, andere Fussgänger oder andere Hunde - er registriert sie zwar, wendet sich aber SEINER Aufgabe zu und lässt alles andere links liegen. Das ist natürliche eine Erziehungssache und wie Detlef es schon sagte nimmt das natürlich jeden Hundebesitzer in die Pflicht sich mit dem Tier zu beschäftigen.
Nun, das alles wirkt auf mich ein bisschen wie Hunde-Verständnis-Geschwafel aus der Luxustüte - zudem noch aus der Sicht deutscher Möglichkeiten. Dafür bekommst du aus der unkritische Tierfreunde-Ecke viel Applaus, das Problem bleibt indes unbearbeitet. Radreise-Situation sind oft anders. Der Hof- und Wachhund irgendwo auf dem Lande hat ja sehr wohl seine Aufgabe - ich glaube auch nicht, dass es der entsprechende Sinn ist, diese Tiere ständig sozial zu betreuen (was die Halter eigentlich auch nicht können, weil keine Schoßhunde). Sofern der Hund solche Aufgaben wahrnimmt, gibt es nur die Möglichkeit, dass er eingezäunt bzw. angekettet rumläuft. Insbesondere im Ausland sind offene Höfe an Landstraßen aber gerade das Problem.
Es geht hier ja auch darum, wie kritische Situationen abzuwehren sind - und im Moment des Angriffs kann ich die Erziehungsmethoden des Halters auch nicht rückgängig machend verordnen. Das ist ja selbst im Vorab über gesetzliche Bestimmungen kaum verbindlich durchführbar. Es gibt also keine Alternative, klare Regeln vorzugeben, wo ein Hund laufen darf oder nicht und klare Strafen an den Halter zu vergeben, wenn dem nicht entsprochen wird. Das alles ist für allerdings wertlos, wenn sich diese Ansicht nicht in allen Ländern Europas (oder der Welt) durchsetzt.
Hundeverständnis kann ich auch nur anwenden, wenn ich Gelegenheit dazu habe, bewusst einem Hund entgegen trete. Treffe ich Freunde, die einen Hund haben, dann geht das. Ich werde mich bemühen, dem Hund nache bestem Wissen und Gewissen mit entsprechenden Grundregeln entgegenzutreten - auch wenn der Halter das nicht automatisch von jedem erwarten sollte.
Die hier angesprochenen Konfliktsituationen sind aber von so plötzlicher Natur, dass ich keine entsprechende Annäherung machen kann. Das Angreifen des Radlers während des Fahrens durch den Hund ist automatisch aus Hundesicht mit Jagdtrieb, mit Revierverteidigung oder ähnlichem verbunden. Er wird meine Bewegungen als Flucht bzw. als Angst deuten, und deswegen mir nachjagen. Tatsächlich handelt es sich um meine normale Fahrtgeschwindigkeit. Auch höre ich immer wieder, der Hund riecht den Schweiß - die Angst. Hiermit beweist der Hundehalter, dass er Situation nicht verstanden hat: Als Radfahrer rieche ich meistens nach Schweiß und bergauf erst recht (zumindest für eine Hundenase!). Beim Jogger ist es übrigens genauso. Der Hundehalter verlangt also von mir schweißloses Radfahren - wie grotesk. Die Alternative Vom-Rad-Absteigen ist lächerlich - denn ich will ja radfahren und nicht laufen. Das ist auch mein Recht. Zudem sehe ich den Hund ja meistens erst, wenn die Konfliktsituation bereits besteht. Auch das scheint den Hunde-Verständnisplauderern zu entgehen. Schlicht am realen Leben vorbei.

Auch wenns zu lang wird, noch eine Ergänzung: Selbst ungefährliche Situationen können unangenehm und unaktzebtabel sein. Ich habe irgendwo in einem kleinen Dorf etwas gefrühstückt. Zwei Hunde waren in der Nähe. Dann habe ich die Wurst in meine Tasche getan und eine Schnelle zugemacht. Ich ging auf ein öffentliches WC. Dann hörte ich ein Knacken wie das Beißen auf einen Knochen. Da ich Verdacht schöpfte öffnete ich die Toilettentür - und einer der Hunde war dabei meine Schnalle (neue Radtaschen!) durchzubeißen (Die Textilschlaufe ist halb durch angefressen). Ich vertrieb den Hund natürlich sofort, der nicht agressiv war - noch bevor ich den Toilettengang beenden konnte. - Das geht auch nicht, trotzdem dürfte das auch durch Hundeschulung oder soziale Zuneigung und Aufgaben für den Hund kaum zu vermeiden sein. Der eine Hund ist etwas neugieriger und wird dadurch zur Belastung, der andere bleibt trotzdem in der Ecke liegen. Das lässt sich nur über ein Freilaufverbot regeln.