Re: Reiserad - welche Bremsstrategie?

Posted by: veloträumer

Re: Reiserad - welche Bremsstrategie? - 04/12/16 12:50 PM

In Antwort auf: Keine Ahnung
Ob man das nun "Bremsstrategie" nennen will, ist eigentlich egal. Ich bremse auch nicht nach einem bestimmten "Plan", sondern eher nach Gefühl. Das Glühen der Bremsscheibe hat übrigens keinen Einfluss auf die gefühlte Bremswirkung gehabt. Generell fahre ich lange Pässe eigentlich selten komplett ab, sondern halte sowieso immer wieder an, um z. B. ein Photo zu machen. Es ist ja hier nur eine Erfahrungssammlung ...

Ob intuitiv oder bewusst, spielt nicht so die Rolle, auch beim richtig intuitiven, "gefühlten" Bremsen verbirgt sich eine "Bremsstrategie" dahinter. Das Problem des Fadens sehe ich eher darin, dass die Überschrift nicht mit dem abstrakt theoretischen Problem übereinstimmt, das Andreas ins Eingangsposting gesetzt hat. Die Bremsstrategie ist letztlich wesentlich umfanfgreicher als das zwei Aufheizkurven bei zwei isoliert betrachteten Handgriffbewegungen am Bremshebel. Genau genommen ist die Temperaturentwicklung relativ nebensächlich, wie oben bereits von anderen vermerkt. Und wer es nicht einschätzen kann, hat immer noch den Pausenmodus.

Die Gesamtstrategie kann man sich an vielen Kommentaren oben zusammenbauen - auch übrigens in dem von dir recht weit oben verlinkten Beitrag. Im Sinne der Temperatur-physikalischen Fragestellung sind diese "Bremsstrategien" aber eher hier als unsachlich disqualifiziert - auch wenn entscheidend: die Parameter sind Körperarbeit und Körperbeherrschung auf dem Rad, Wahl der Abfahrtslinie, topografische Erfahrungswerte bzw. Vorinformationen, Risikobereitschaft, Reaktionsschnelligkeit, Fahrbahnbeläge, Witterungsbedingungen, Verkehrssituationen, ja sogar die Richtungswahl von Pässen (Planungsintelligenz) usw. Weiters nehmen Materialien Einfluss wie Radgeometrie, Reifen, Bremsbeläge, Felgen- oder Scheibenmaterial.

Ich bin auch mit schon fast geplatzten Felgen Pässe abgefahren (Gerlospass in den Alpen, Col de Menté in den Pyrenäen) und dass ich Bahnhof oder Radwerkstatt noch ungerupft erreicht habe, ist nur einer entsprechenden Bremsstrategie zu verdanken, die ich auf den Restkilometern eingesetzt habe. Meine Radhändler waren übrigens immer verblüfft, wie lange meine Felgen und Ketten bei meiner Fahrleistung halten. Sicherlich werden die meisten es auch intuitiv ähnlich weise machen. Ein gewisses Rabaukenpotenzial ist mir im Forum wie auch außerhalb aber durchaus bekannt - die stehen dann mal schneller neben ihrem Rad als andere und fragen sich dann warum? Die rufen dann verzweifelt nach dem Dionysos der physikalischen Gesetze, die sie der Willkür und Ungerechtigkeit bezichtigen. Die "alte Dame" grollt da nicht - sie lacht sich nur die Schenkel wund. lach

Eine kleine Anmerkung, weil ich sie noch nicht gefunden habe: Wenn ein Berg ein Dauerbremsen erfordert, wird man nicht drumrum kommen. Das möglichst häufige Lösen der Bremshebel ist aber aber nicht nur "abfahrtstechnisch" empfohlen (ob durch Pausen oder während der Fahrt, ist hier egal), sondern auch medizinisch: Eine Dauergriff auf den Bremshebel belastet die Sehnen ungemein ungünstig und kann eine Sehnenscheidentzündung provozieren. Ich habe da auch mal eine ungünstige Erfahrung gemacht, wenn auch in ganz anderem Zusammenhang und an anderen Extremitäten. Auch andere Verkrampfungen in Nacken und Schulter etc. sind dann leichter denkbar. Bei kühlen Temperaturen frieren die Finger schneller, wenn sie nicht "spielen" können. Gilt auch für den Rest des Körpers - darauf achten, ob etwas einfrieren zu droht - sonst lieber mal anhalten und mit anderen Bewegungen Füße etc. aufwärmen - Abfahrten kühlen überdurchschnittlich aus.

Apropos Hasenbergsteige: Da fährt man hoch - nicht runter! grins

Wünsche viele stichfähige Bremsen im nächsten Sommer! teuflisch