Re: Die (R)Evolution des Elektrofahrrades

Posted by: cephalotus

Re: Die (R)Evolution des Elektrofahrrades - 09/14/11 08:50 PM

Ich fahre seit fast einem Jahr mit meinem Eigenbau Pedelec in der Stadt herum und bastle momentan am nächsten.
Mein Ansatz ist, das Pedelec möglichst leicht zu halten, also halbwegs leichtes Basisfahrrad und dazu ein leichter Motor (Ein Cute 85 wiegt 1,6kg) und ein leichter Akku (ich habe z.B. einen mit 1kg)
Ein solches Pedelec muss mit Alltagsausrüstung (ohne Schloss) nicht unbedingt mehr als 15kg wiegen und ist damit genauso handhabbar und fahrbar wie durchschnittliche Stadträder.

Da steckt also das Normalrad bereits im Pedelec mit drin, ohne dass man etwas umbauen oder abbauen muss (Akku abnehmen wäre sinnvoll).

Ein geradezu dramatischer Vorteil ergibt sich für mich im Winter. Mit genau dosierbarem Allradantrieb und Spikereifen tut sich eine ganz neue Welt bei Eis und Schnee auf. Aber auch ansonsten ist der Motor für mich sehr nützlich, da er zum einen die Geschwindigkeit erhöht (ich lege die 25km/h Grenze eher großzügig aus, das ist ein gewisses Risiko) und gleichzeitig die Belastung in einem angenehmen Bereich hält.
Natürlich tritt man das meiste selber, sich auf ein 25km/h oder 30km/h Gefährt mit 250W Motor zu hocken und sich ziehen lassen fühlt sich ziemlich lächerlich an, wenn man selber tritt ist das ein ganz anderes Gefühl.
Aber durch den in meinem Fall völlig unabhängig von der Eigenleistung dosierbaren Motor gibt man halt soviel dazu, dass man nicht ins Schwitzen kommt.
Es geht mir hier nicht um Sport oder Konditionsaufbau, sondern darum, angenehm und zügig von A nach B zu kommen und wenn dabei früh morgens der Kreislauf ein bisschen angeregt wird ist das auch ok, aber ein nass geschwitztes Hemd unterm Anzug kann ich nicht gebrauchen.
Im Sommer z.B. profitiert man von der zügigen Fahrt und dem kühlenden Wind und nimmt sich selber eben entsprechend in der Leistung zurück.

Soweit zum Alltag.

Auf Reisen sehe ich den Motor bei mir derzeit noch nicht. Ich könnte mir mal zum Spaß eine Tour irgendwo in den Tropen mit einem Solartretmobil vorstellen, oder einem Anhänger mit 150W Solarmodul oben drauf, aber ansonsten gilt auf der Tour ja eher, dass der Weg das Ziel ist, da darf's auch langsamer vorwärts gehen, ansonsten würde man ja kein Fahrrad wählen.
Mit meinen kleinen Akkus käme ich da nicht weit und so ein Nabenmotor aus China ist nur ein weiteres Ding, das kaputt gehen kann.

Vielleicht entwickelt aber mal jemand einen halbwegs leichten Direktläufer mit meinetwegen 1,5 kg und 150W und dazu einen 500g leichten Akku mit hoher Leistungsdichte, wo das System dann zum einen die Funktion des Dynamos übernimmt, außerdem bergab Bremsenergie zurück gewinnt und die Bremsen entlastet und an den steilsten Anstiegen mit dieser gespeicherten Energie dann ein bisschen dazu hilft.
Ladegerät bräuchte man dann nicht.
So etwas würde ich auch mal ausprobieren.

Für mich ist der Motor eine zusätzliche Option, manchmal nützlich, manchmal nicht. genauso wie Federsysteme, Pannenschutzreifen, Gangschaltungen, hydraulische Bremsen, gewichtsreduzierte Komponenten, Lenkeraufsätze und was die Leute sonst noch so alles an ihre Räder dran machen, um Komfort und/oder Geschwindigkeit zu optimieren. Jemandem, der eine Gangschaltung verbaut oder ein ultraleichtes Fahrrad fährt unterstellt man ja auch nicht eine verfettete faule Sau zu sein, was ja bei der Kritik am motorisierten Fahrrad bisweilen doch recht deutlich durchklingt.
Nur weil man einen Motor dran hat muss der Fahrradcharakter in kleinster Weise verloren gehen.

Man muss nur das System und die Ansteuerung entsprechend wählen und benutzen.

mfg