Es ist in Schweden eine sehr tief verankerte Tradition, daß man im Zug kein Fahrrad mitnehmen kann. Früher funktionierte "Aufgeben" perfekt, also man mußte das Fahrrad ein paar Minuten vor der Abfahrt des Zuges aufgeben und ein paar Minuten nach der Ankunft konnte man es schon abholen. Das ist nach und nach verwässert und abgebaut worden, wie überall (außer in der Schweiz). Dafür kann man in den meisten Ländern stattdessen das Fahrrad selber mitnehmen. Nicht in Schweden. 1984 war der Service für da Aufgeben noch perfekt. 1994 dauerte es schon einen Tag länger als die eigenen Reise. 1988 und 1989 konnte man noch grenzüberschreitend das Fahrrad aufgeben, das verschwand später. 2000 dauerte das Aufgeben schon ein paar Tage länger und die Fahrräder waren selbstverständlich hinterher schwer beschädigt. Man sagte mir, daß ein Beschädigung von Speichen, Schaltung oder so normal sei und sie nur wenn der Rahmen gebrochen wäre oder so etwas eine kleine Entschädigung geben würden.
Es gibt ein paar Ausnahmen von dieser Regel, daß keine Fahrräder mitgenommen werden:
- S-Bahn in Stockholm (z.B. Stockholm Nynäshamn, aber ich glaube nicht Stockholm Nyköping)
- einige Regionalzüge in der Gegend von Göteborg, wenn der Schaffner einen guten Tag hat
- Inlandsbahn Mora - Gällivare
- dänische und deutsche und vielleicht auch norwegische Züge, die sich nach Schweden verierren.
- Es gab mal "Experimente" mit einzelnen Langstreckenzügen, wenn man von Endstation zu Endstation fährt, lange genug vorher reserviert und viel bezahlt.
Bei der S-Bahn in Stockholm gilt noch die Regel, daß man nicht in Stockholm C (Hauptbahnhof) ein- und aussteigen darf. Stockholm Södra geht natürlich. Und die Strecke von Stockholm nach Nynäshamn ist in diesem Punkt wohl speziell unschwedisch, weil es auf dieser Strecke tatsächlich gut etabliert ist, daß man Fahrräder mitnehmen kann.
Auf anderen Strecken, wo es geht, merkt man aber oft, daß es tief in der Seele des schwedischen Eisenbahners verankert ist, daß so etwas wie Fahrradmitnahme im Zug nicht geht. 2004 hatten wir reserviert für den dänischen Zug von Kalmar nach Kopenhagen. Nun gab es eine Oberleitungsstörung zwischen Kalmar und Nybro. Es war völlig selbstverständlich, daß wir in dem Ersatzbussen nicht mitfahren konnten. Und es war auch völlig selbstverständlich, daß wir nicht mit dem Fahrrad nach Nybro fahren konnten, denn dann mußten wir ja einen Zug nehmen, der nicht für uns reserviert war. Fahrräder stehen lassen und zuhause neue kaufen war wohl die Idee. Jedenfalls ging es dann in dem Zug 2 Stunden später ohne Reservierung doch, zum Glück war die Ablehnung der Fahrradmitnahme bei der Kondukteurin dieses Zuge nicht so eine hohe Priorität.
Naja, die dänische Bahn ist auch ziemlich traurig, wir müssen uns da immer auf zwei Züge verteilen, weil man pro Zug nur 3 oder 4 Fahrradplätze reservieren kann.