Hier nun der letzte Teil meines Berichts über das Reisen entlang der Elbe:
Fünfter Tag - Montag, 21. Mai 2012
Von Gartow nach Abbendorf [59 km]Keine Chance, Mücken schlafen nicht länger als wir. Wir schafften es um kurz vor 10 Uhr Morgens den Campingplatz Gartow zu verlassen und steuerten den nächstgelegenen Supermarkt an, um uns mit Brötchen und Kaffee zu stärken.
Genau am selben Supermarkt konnten wir dann ein besonderes Liegerad entdecken, dessen Fahrer ich leider nicht ausmachen konnte, um näheres zu erfahren.
Auf jeden Fall individuell zusammengestelltMan beachte die netten Gimmicks, wie zum Beispiel die kleine Blumenvase, oder der solarbetriebene Retro-Scheinwerfer vorn.
Ich bin mir sicher, dass einem dieses Rad hier nicht ganz unbekannt ist - oder?
Wie auch immer, ich habe in einem weiteren Album noch ein paar mehr Fotos von dem Vehikel zusammengestellt. Diese findet Ihr hier =>
KLICK Noch immer in Gartow, erleichterten wir uns erstmal von einigen warmen Kleidungsstücken und anderem Ballast (eine Wärmflasche war auch dabei) in Form eines Postpakets nachhause.
Erleichert ging es so noch ein Stück weiter auf der westlichen Elbeseite und wir kamen durch Schnackenburg, der östlichsten und auch kleinsten Gemeinde Niedersachens mit Stadtrecht.
Direkt an der Elbe in SchnackenburgNachdem wir es tatsächlich geschafft haben, uns in einer der kleinsten Städte Deutschlands zu verfahren, fanden wir doch den Weg nach Stresow. Ein Dorf, welches es so nicht mehr gibt, weil dort 1952 die meisten Bewohner zwangsausgesiedelt wurden, um an dieser Stelle die bekannte 5km Sperrzone mit 10m Kontrollstreifen und 500m Schutzstreifen errichtet wurde. So erging es damals einigen Dörfern.
DDR-Grenzpfahl in der ehemaligen SperrzoneEndlich Störche! Das wurde uns zumindest im Bikelineführer versprochen. Das Storchendorf Wahrenberg in der Altmark lag vor uns. Und tatsächlich, hier gab es einige Storchennester.
Meister Adebar macht Pause Aber sonst war hier nichts los in der angeblichen Storchenhochburg. Es war schon Mittag, und wir hätten bei der Hitze gerne ein kühles Getränkt genossen. Vom Durst getrieben und mit etwas Hunger, radelten wir weiter mit dem Ziel Wittenberge.
Dahin führte es uns über eine mehr als einen Kilometer lange Eisenbahnbrücke, von der wir leider keine besonderen Fotos gemacht haben. Aber immerhin ein Foto von einer Kuh, die sich galant die Euter in einem kleinen Teich am Fuße der Brücke kühlte. Man war es heiß. Uns ging schon der Schweiß aus.
Ein bisschen war ich neidisch auf diese KuhObwohl Wittenberge nicht sehr viel schönes zu bieten hat, statteten wir dieser Stadt mit verlorenem Glanz einen Besuch ab, um unseren Magen zu füllen und etwas einzukaufen (mal wieder Spargel). Wir fanden ein schönes Plätzchen vor einem Bett&Bike Restaurant an der Minipromenade des Flusses. Allerdings war es an dieser Stelle nicht die Elbe sonder die Havel.
Rast an der Havel(?). Im Hintergrund sieht man die lange EisenbahnbrückeDen Rest dieser Etappe haben wir bildlich nicht mehr sehr gut dokumentiert. Es war sehr warm, und wir hofften bald den Campingplatz in Abbendorf zu erreichen. Wir passierten Rühstädt, indem es einige Male mehr Storche gab, als in Wahrenberg. Hier gab es sogar einen Minimarkt, indem man Kartoffeln in kleineren Mengen kaufen konnte.
Minimarkt in RügstädtDer Campingplatz in Abbendrof war dann wieder ein Erlebnis. Warum gab es hier keine einzige Mücke? Das war zumindest angenehm. Aber es gab hier auch keine einzige Dusche. Schade, und das an so einem heißen Tag. Wir waren wirklich fertig an diesem Abend, und freuten uns eigentlich schon so sehr den Schweiß des Tages abzuspülen.
Der nette Senior des einem Restaurant angeschlossenem Campingplätzchens wies uns ein Stück Rasen direkt hinter der Gaststätte zu. Die WC Anlagen durften wir benutzen, solange das Lokal geöffnet war, also an einem Montag immerhin bis ca. 20 Uhr.
Macht nichts, eine kleine Erfrischungsrunde in der Havel war angesagt.
Für verwöhnte Camper mit Zelt ist der Platz sicher nicht gut geeignet, aber letztendlich hatten wir einen netten Abend und hörten uns Geschichten vom Hochwasser 2006 an, bei dem das ganze Dorf geflutet wurde.
Zugute halten muss man diesem Platz die nette Atmosphäre und das wir als Radreisende - der Junior des Hauses ist selbst viel mit dem Rad unterwegs - nichts zahlen zu brauchten.
Gut, dass es solche Plätze gibt, die nicht sind wie jeder Andere.
Am Ufer der Havel in Abbendorf.Fazit dieser Etappe: Bei Hitze fahren braucht mehr Pausen
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Sechster Tag - Dienstag, 22. Mai 2012
Von Abbendorf nach Tangermünde [60 km]Zumindest ich habe wieder einmal hervorragend im Zelt geschlafen. Leider war hier in Abbendorf frühstückstechnisch nichts zu machen. Aber es waren morgens um halb acht schon 22°C. Wir hörten dem facettenreichen Vogelgezwitscher zu, welches rhythmisch von Froschgequake begleitet wurde. Solos kamen dann vom Hahn. So haben wir bei einer gemütlichen Tasse Tee darauf gewartet, dass Zelt und Wäsche gut getrocknet verpackt werden können, und radelten dann los mit dem groben Ziel Tangrmünde.
Kreatives WäschetrocknenNach ca. 20km Fahrt bei jetzt schon fast 30°C erreichten wir Havelberg. Nachdem wir die Empfehlung eine alten Dame für ein sehr gutes Café am Rathaus bekommen hatten, gönnten wir uns ein sehr üppiges Frühstück.
In Sandau nahmen wir die Fähre eigentlich nur, weil ich unbedingt mit dieser tollen Gierfähre fahren wollte. Zudem entschlossen wir uns auf Grund der Hitze eine kleiner Abkürzung zu nehmen, um schnell Tangermünde zu erreichen.
Gierfähre SandauEinige Kilometer vor Arneburg trafen wir auf ein radelndes Pärchen, welches unter einem Baum Rast machte. Der resolut wirkendende männliche Teil wies uns auf die historische Bedeutung des Ortes hin, an dem Oberst Yorck Achtzehnhundert-soundso die russische Armee zurückgedrängt hat. Nach dem Geschichtsunterricht gab es dann noch den Tipp für einen kleinen Umweg auf der anderen Seite der Elbe um die enormen Steigungen vor Arneburg zu umfahren. Diesen Befehl haben wir uns widersetzt, und haben uns den Arneburgischen Herausforderungen gestellt. Übrigens, der Herr Geschichtslehrer war kein Lehrer, sondern ehemaliger Bundeswehrsoldat, der mit seiner Frau Kriegsschauplätze und Gedenktätten des ersten Weltkriegws abradelte. Für den Tag war noch die Besichtigung des Geburtshauses von Otto von Bismarck angesagt. Hier das Ergebnis der “Befehlsverweigerung”:
Steigungen vor ArneburgAllerdings waren diese zwei oder drei Hügelchen ein Klacks, und wir waren froh diesen Weg gewählt zu haben.
In Tangermünde nahmen wir uns ein Zimmer in einer Pension. Wir wollten den historischen Teil der Stadt besichtigen, der sicherlich einen Besuch wert ist.
Kapitelturm und Tangermünde
Roßfuhrt TangermündeDen abendlichen Spaziergang ließen wir mit einem Essen beim örtlichen Griechen ausklingen.
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Es war geplant bis über die tschechische Grenze zu fahren, dort ein Bier zu trinken und bei genug Zeit eine Rundtour durch die sächsische Schweiz zu machen um mit dem schon gebuchten Zug direkt ohne Umsteigen wieder Nachhause zu fahren.
Leider musste ich am nächsten Morgen eine Arzt aufsuchen. Schon in den Tagen vorher spürte ich, dass irgendwas nicht stimmte. Meine linke Gesichtshäfte war wie lahmgelegt. Kein Lidschluß mehr möglich, trinken und essen war schwierig. Die Diagnose “Facialis Parese” - einseitige Gesichtslähmung.
Davon will ich hier nicht weiter erzählen, außer, dass ich solch nette Ärzte bzw. Ärztinnen, und dazugehörigem Personal wie in Tangermünde und Jerichow, selten begegnet bin. Naja, bin ja eigentlich auch nie krank.
Wir mussten die Reise leider abbrechen und mit dem Quer-durchs-Land-Ticket noch am selben Tag nach Hause fahren. In Alt Garge haben wir noch das Berliner Pärchen bemitleidet, welches ebenfalls ihre Reise abbrechen musste, und jetzt ist man selbst ein Opfer.
Mittlerweile geht es mir wieder gut.
Sobald es geht, wollen wir wieder in Tangermünde durchstarten und den Rest der Tour fahren.
Alle Bilder werde ich so gut es geht mit Ortsmarkierungen in meinem oben verlinkten Album versehen.
Bis bald und Gruß
Alex