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#1573313 - yesterday at 06:09 AM
Re: Deutsche Bahn - es ist zum heulen
[Re: kaman]
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Die Züge fuhren früher seltener und brauchten viel länger, da sie langsamer waren und an jeden Bahnhof Gepäck, Waren und Fahrräder aus und eingeladen wurden. Supersparpreise o.ä. gab es damals auch nicht. Heute wollen die Leute halt jeder Zeit, in wenigen Stunden ans Ziel kommen, für wenig Geld. Jede Zeit hat seine guten und weniger guten Seiten. Im letzten Dezember wurde eine Untersuchung von 27 europäischen Bahnunternehmen publiziert, wonach die DB bei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zum miesesten gehört, was auf Europas Schienen unterwegs ist. Nur zwei Unternehmen sind schlechter. Ich gebe zu, dass es mir an Phantasie fehlt, die guten Seiten dieser gegenwärtigen Zeiten zu erkennen. Vorn übrigens die Schweizer, niemand ist verwundert, und die Italiener. Zur Bahn in den 80ern kann ich als DDR-Bürger nichts sagen. In den 90ern lernten wir sie kennen und schätzen. Meine damalige Frau pendelte zwei Jahre lang zwischen Mannheim und Berlin. Da kamen um die hundert Fahrten zusammen und die Bahn war beeindruckend gut. Vor zwei Jahren musste ich diese Strecke aus verschiedenen Gründen mehrfach fahren und von den mehr als zehn Fahrten war keine einzige pünktlich. Wirklich nicht eine. Sie haben die Bahn zugrunde gerichtet und europäische Vergleiche zeigen eben, dass wir ein nationales Problem haben. Und ehrlich, ich sehe nichts, was auf eine Besserung hoffen lässt. Ganz zu schweigen von "guten Zeiten".
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#1573316 - yesterday at 06:24 AM
Re: Deutsche Bahn - es ist zum heulen
[Re: kaman]
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Ich sehe darin einen Hauptgrund für die Probleme. Es beisst sich die Katze in den Schwanz. Henne oder Ei:
Will der Kunde wirklich im Möchtegernflugzeugmodus eiligst noch vor der Abfahrt ankommen und sich an den ultrakurzen Zeiten aufgeilen, oder glaubt die Bahn, dass das so ist. Meine These: mehr Zeit einplanen und ein grosser Teil der Verspätungen ist passè.
Viele Strecken können per se garnicht so abgefahren werden, dass der Zeitplan einhehalten wird. Pünktlich los, kaum Fahrgäste und die zweite und folgende Stationen schon zu spät - kriegt die DB locker hin.
Wer bitte würde denn protestieren, wenn an jedem Halt + X Minuten einkalkuliert würden und die Fahrtzeit selber angepasst würden?
Der wir-wollen-uns-dem-Fliegen-annähern-Wahn: das Hauptübel.
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...in diesem Sinne. Andreas | |
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#1573318 - yesterday at 07:12 AM
Re: Deutsche Bahn - es ist zum heulen
[Re: iassu]
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Will der Kunde wirklich im Möchtegernflugzeugmodus eiligst noch vor der Abfahrt ankommen und sich an den ultrakurzen Zeiten aufgeilen, oder glaubt die Bahn, dass das so ist. Meine These: mehr Zeit einplanen und ein grosser Teil der Verspätungen ist passè. Der angestrebte "Flugzeugmodus" ist ja ursprüngliche weder eine Erwartung der Kunden noch ein eingebildetes Prestigeziel der Bahn. Es war und ist ein politisches Ziel, den Flugverkehr zu reduzieren. Und man glaubt, das nur erreichen zu können, indem man die Fahrzeiten mit dem Fliegen vergleichbar macht. Inlandsflüge zu verbieten oder zu verteuern kommt nicht in Frage. Dieses Ziel hätte man erreichen können, indem man die Zugfrequenz und die Zahl der Haltepunkte der Hochgeschwindigkeitsverbindungen daran orientiert. Also z.B. München-Stuttgart-Frankfurt ohne Zwischenhalt, wochentags zwischen 6 und 8 sowie 17 und 19 Uhr jede halbe Stunde, sonst nur alle zwei Stunden. Daneben ein Fernzugnetz im Stundentakt mit den entsprechenden Puffern. Das hätte aber wieder zum üblichen Neideffekt und einem Aufstand der Provinzfürsten der übersprungen Ortschaften ausgelöst. Also hat man eben wie fast immer eine demokratische Lösung gewählt, d.h. eine, die alle gleichermaßen unzufrieden macht. Mein Beitrag zum allgemeinen Bahnjammern in diesem Faden: Letzte Woche habe ich innerhalb von zwei Tagen zwei Fälle von unangekündigtem Gleiswechsel erlebt, einmal RE an Provinzbahnhof, einmal ICE. Beides mal war der Wechsel erst erkennbar, als der Zug einfuhr. Der RE ist fahrplanmäßig abgefahren, so dass er nur von Fahrgästen erreicht werden konnte, die sehr gut zu Fuß sind, mit dem Fahrrad keine Chance. Der ICE stand fast eine Viertelstunde, so dass ihn vermutlich fast alle Fahrgäste erreichen konnten, trotz der wegen großer Hitze gesperrten Aufzüge. Dass der außerplanmäßig lange Aufenthalt ein Entgegenkommen der Bahn war, um den Bahnsteigwechsel zu ermöglichen, bezweifle ich stark. Die Bahn hat neben technischen und organisatorischen Schwierigkeiten auch ein Problem mit der Kundenorientierung. Das kürzlich angekündigte Vorhaben, den Bahnhof Ulm im Januar für vier Wochen komplett zu sperren, ohne dafür auch nur den Ansatz eines Konzepts für den Ersatzverkehr vorzulegen, ist ein prominentes Beispiel dafür.
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Edited by Axurit (yesterday at 07:16 AM) |
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#1573319 - yesterday at 07:18 AM
Re: Deutsche Bahn - es ist zum heulen
[Re: iassu]
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Deren wir-wollen-uns-dem-Fliegen-annähern-Wahn: das Hauptübel. Dass so manche unserer Zeitgenossen immer öfter alles immer sofort haben möchte scheint mir ein allgemeiner Trend zu sein. Das macht auch nicht vor puren Freizeitaktivitäten wie beispielsweise einer Radreise halt. Man muss hierzu nur auch hier in diesem Forum verschiedene Begründungen lesen, die die "absolute" Notwendigkeit einer An-und Abreise zu Start und/oder Ziel mit dem Flugzeug belegen solllen. Manchmal wird dann ein gewisses Bedauern hinzugefügt, man möchte gelegentlich auch noch gleichzeitig ein deutlich ausgeprägtes Umweltbewusstsein demonstrieren. So scheint mir der vorwiegende Zeitgeist zu sein.  Aber selbstverständlich entlastet das nicht die für den öffentlichen Personenverkehr verantwortlichen Institutionen und/oder Menschen. Nur die Folgen jahrelanger Vernachlässigung unserer Infrastruktur lässen sich leider nicht "von jetzt auf gleich" überwinden. Auch wenn es nicht schön ist, müssen wir einige Zeit mit diesen Problemen leben. Zumindest ich kann bei Nutzung des öffentlichen Personenverkehrs doch fast immer sehen, dass man sich zumindest um Abhilfe bemüht. Letztlich reichen da nicht irgendwelche noch so tolle politische Entscheidungen aus. Wir benötigen auch Menschen die die erforderlichen Leistungen erbringen. Und noch eine Anmerkung zur erschreckend häufigen Unpünktlichkeit insbesondere der Eisenbahn. Bei Direktverbindungen dürfte das häufig ohne gravierende Folgen für die Reisenden sein, zumindest im Vergleich mit den jeweils auch nur geschätzten Ankunftszeiten beim MIV. Bei Umsteigeverbindungen kann es schnell recht kritisch werden, wenn kein ausreichend großer Zeitpuffer eingeplant wird. Aber dann sind wir wieder recht schnell bei der Forderung alles möge immer "von jetzt auf gleich" geschehen. 
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Edited by hopi (yesterday at 07:22 AM) Edit Reason: Tippfehler |
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#1573321 - yesterday at 07:37 AM
Re: Deutsche Bahn - es ist zum heulen
[Re: hopi]
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Nachdem ich den vorhergehenden Beitrag geschrieben habe, wollte ich kurz abklären, wo ich denn meine heutige Wanderung durchführen könnte. Und wie es wohl sein muss, fallen heute mal wieder mehrere der an Wochenenden eh nur stündlichen Busverbindungen von meinem Wohnrevier zum nächsten Bahnhof und/oder zurück aus. Auch das ist Teil meiner Lebenswirklichkeit. Dagegen ist dann der zeitaufwendige SEV infolge der umfangreichen Bauarbeiten an der Betuwe-Linie zwischen Emmerich und Oberhausen fast zu vernachlässigen. Immerhin fährt der SEV, auch wenn es etwas länger als der entsprechende Eisenbahnverkehr dauert.
Die Misere des öffentlichen Personenverkehrs ist nicht auf die zweifelsfrei bestehenden Mängel bei der DB und deren Tochterunternehmen beschränkt. Es ist ein deutlich darüber hinausgehendes Problem.
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#1573323 - yesterday at 07:57 AM
Re: Deutsche Bahn - es ist zum heulen
[Re: iassu]
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Wer bitte würde denn protestieren, wenn an jedem Halt + X Minuten einkalkuliert würden und die Fahrtzeit selber angepasst würden?
Der wir-wollen-uns-dem-Fliegen-annähern-Wahn: das Hauptübel. Ich bitte dich - als wenn er irgend eine Regung von Unmut auch nur den Hauch eines Eindrucks auf Bahnhäuptlinge machen würde. Und kannst du mal darlegen, wodurch deine Annahme, was das Hauptübel sei, belegt ist? Ich sehe dafür keine Evidenz, werde aber deine Argumentation mit Aufmerksamkeit lesen.
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#1573324 - yesterday at 08:10 AM
Re: Deutsche Bahn - es ist zum heulen
[Re: Axurit]
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So hat es auch der vielfach verspottete und gescholtene Exchef Mehdorn gesagt: Die Streckenstilllegungen, der Personalabbau, die Konzentration auf Hauptstrecken usw, waren Forderungen des Bundes, also des Eigentümers, die wir umzusetzen hatten.
Der Regionalverkehr im Land Brandenburg wird immer beliebter, darauf reagiert die Landespolitik mit der Ankündigung, im kommenden Vertragszeitraum weitere Verbindungen - zu streichen.
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#1573327 - yesterday at 09:36 AM
Re: Deutsche Bahn - es ist zum heulen
[Re: iassu]
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Pünktlich los, kaum Fahrgäste und die zweite und folgende Stationen schon zu spät - kriegt die DB locker hin. NEIN! Bekommt sie nicht hin, denn noch nie bin ich pünktlich losgefahren.
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