Hallo in die Runde,

für die Zeit ab dem 25. Mai plane ich eine Radreise durch den Osten Österreichs mit Abstechern in die Nachbarländer Slowenien, Ungarn, Slowakei und eventuell Tschechien. Im Grenzgebiet zu Ungarn und der Slowakei habe ich vor, im Wesentlichen dem Iron Curtain Trail zu folgen. Daher bin ich sehr beunruhigt wegen der Schließung zahlreicher kleinerer Grenzübergänge Österreich/Ungarn bzw. Österreich/Slowakei aufgrund der in den grenznahen ungarischen und slowakischen Regionen ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche.

Derzeit sind die Einschränkungen bis zum 20. Mai befristet, so dass sie rechtzeitig vor meinem geplanten Reisebeginn auslaufen. Aber nach den Erfahrungen mit den Corona-Maßnahmen bin ich mir unsicher, ob ich mich darauf verlassen kann und ob es eine gute Idee ist, an meinen Plänen festzuhalten. Kann jemand eine Einschätzung der Lage abgeben?

Zumindest habe ich noch nichts gebucht, so dass ich noch die Möglichkeit habe, komplett umzudisponieren und ein ganz anderes Reiseziel ins Auge zu fassen.

Gruß
Carsten

Was nach dem 20.5. statt findet, ist Kaffeesudlesen. Wenn du kurzfristig disponieren kannst, kannst du es versuchen, oder, du planst die Grenzübertritte nur auf großen Übergängen.

Du kannst auch einen Plan B ins Auge fassen, den du benützt, wenn die kleinen Übergänge immer noch geschlossen bleiben. Und andere Länder, wie z.B. Slowenien, sind auch sehr schön! Plan A kannst du ja im nächsten Jahr auch umsetzen.

lg!
georg

Ich kann für den "Notfall" empfehlen eine alternative Route ohne Grenzübertritte ins Auge zu fassen. Österreich entlang des östlichen und nördlichen Grenzverlaufs ist schön und ruhig. Threads dazu gibt es im Forum einige, die man mit Suchbegriffen wie z.B. Burgenland findet, u.a. Von Wien Richtung Süden EV 9 oder EV 13? (Länder).
Gruß
Uli

In den letzten Tagen haben hier auf der ungarischen Facebook mehrere Tourenfahrer etwas gepostet, was den Übergang per Fahrrad auf kleineren Grenzübergängen beinhaltete.

Aber ich würde mich darauf nicht verlassen. Momentan werde ich die Slowakei meiden, obwohl gerade der Grnzübergang Letkés/Salka für mich immer eine Option ist.
Auf den größeren Grenzübergänmgen wurden Seuchenteppiche installiert. Wie man da mit dem Fahrrad durchmuss, weiß ich alloerdings nicht.
Ich würde in Österreich bleiben. Gerade im Burgenland gibt es eine Vielzahl ausgeschilderter Radrouten.

VG aus BUdapest
Martin

Vielen Dank für die Antworten.

Da ich mich für die neuere europäische Geschichte interessiere, sind mir einige Schauplätze am ehemaligen Eisernen Vorhang wichtig. Insbesondere geht es mir um die Gedenkstätte zum Paneuropäischen Picknick, aber auch von der Brücke von Andau verspreche ich mir einiges. Gerade an solchen Stellen wäre es mir wichtig, dass beide Seiten zugänglich sind.

Sollte sich in den nächsten zwei bis drei Wochen keine Entspannung der Lage abzeichnen, ist es wohl besser, eine Reise in diese Region auf nächstes Jahr zu verschieben und in diesem Jahr etwas ganz anderes in Angriff zunehmen. Schweden wäre für Plan B eine Option; dort war ich auf meinen beiden bisherigen Radreisen begeistert.

Was versprichst du dir von Andau?
Bin da schon zweimal rüber, einmal, als Ungarn noch nicht Schengenraum war. Damals stand ein Bauwagen als Grenzkontrollpunkt, mitten in der flachen Prärie, später auch der nicht mehr.

Der Ort des paneuropäischen Picknicks, das ist schon eher ein geschichtsträchtiger Ort. Und von dort nach Sopron , durch österreichisches Gebiet nach Kőszeg und dann zum Geschriebenen Stein, das würde sich schon lohnen. Kőszeg und Sopron sind zwei wirklich nette Städte und die hügelige Landschaft dazwischen ist auch ganz hübsch.

Bis zu deiner Reise kann sich ja noch manches ändern, aber das hilft dir natürlich nicht, wenn du ein anderes Reiseziel in Erwägung ziehen willst.

Falls ich etwas hören/lesen sollte, was für dich von Belang ist, dann werde ich es in diesem Faden schreiben.

VG aus Budapest
Martin

Heute habe ich gelesen, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Maul- und Klauenseuche erfolgreich waren und die Grenzübergänge Österreich/Ungarn und Österreich/Slowakei wie vorgesehen am 21. Mai wieder geöffnet werden. Zwischen Ungarn und der Slowakei bestehen die Einschränkungen nach meinem Kenntnisstand noch bis in den Juli hinein. Da ich auf einen direkten Grenzübertritt zwischen Ungarn und der Slowakei für meine Pläne nicht zwingend angewiesen bin, werde ich die Reise ab dem 25. Mai wie geplant in Angriff nehmen.

Mehere ungarische Radler sind über kleinere Grenzübergänge zwischen der Slowakei und Ungarn ohne Probleme gefahren. (Ich verfolge die ungarische Tourenradler Facebook-Seite.) Diese waren zwar für den Autoverkehr gesperrt, aber zu Fuß oder per Rad gabe es keine Probleme beim Grenzübertritt. Eigentlich sollte die Sperrung der slowakisch-ungarischen Grenzübergänge schon wieder aufgehoben werden, aber sie wurde verlängert.
Auch eine Umrundung des Neusiedler Sees mit dem Rad (also zweimal über die ungarisch-Österreichische Grenze) wurde gestern gepostet.
VG aus Budapest
Martin

Kurzer Zwischenbericht: Inzwischen bin ich im Burgenland angekommen und konnte bei Szentgotthard problemlos die ungarische Grenze in beiden Richtungen passieren. In den nächsten Tagen bei Köszeg und Sopron werde ich es also bedenkenlos wieder machen.

Der Iron Curtain Trail verläuft teilweise auf ruppigen Waldwegen, etwa von Szentgotthard nordwärts auf der ungarischen Seite. Da war ich heilfroh, wieder in Österreich zu sein und eine bessere Infrastruktur vorzufinden. Andererseits habe ich mich von Güssing zu meinem Übernachtungsort Großpetersdorf von Google Maps routen lassen, und da wurde ich im Wald über Stock und Stein geschickt.

Überhaupt sind die festen Übernachtungsmöglichkeiten in diesem Gebiet recht dünn gesät, zumindest auf der österreichischen Seite der Grenze, so dass ich meine Routenwahl darauf abstimmen muss. Übernachtungen in den östlichen Nachbarländern würde ich wegen der Sprachbarriere gern vermeiden, was mir bis jetzt gelungen ist.

Mit unbefestigten Waldwegen wirst du nördlich von Kőszeg wieder rechnen müssen- zumindest zeigt OSM es so an. Und EuroVelo ist eben mehr eine Empfehlung, als ein ausgebauter Radweg. Die Ungarn sind sowie so Weltmeister im Ausschildern, auch auf Abschnitten die sich gerade mal jemand als möglichhe Radroute ausgedacht hat. Da kannst du auf übelste Feldwege oder auch auf verkehrsreiche Straßen kommen Sowie ich das auf der Landkarte sehe, wirst du auch davon in der nachsten Zeit Erfahrung machen können. Aber meistens gibt es keine Alternative.

Die Routenplaner nehmen eben meistens die kürzeste befahrbare Route. Manchmal reicht es, den Start oder Zielpunkt um einige 100 Meter zu verschieben, und man bekommt eine ganz andere Strecke angezeigt.

In Kőszeg(Güns) sollte die Quartiersuche auch ohne Sprachkenntnisse möglich sein. Das ist immerhin ein touristisch bedeutsamer Ort, auch in Sopron (Ödenburg) gibt es bestimm deutschsprtachige Unterkünfte.

Weiterhin viel Spaß auf der Tour.
Übrigens sind auch zwischen Ungarn und der Slowakei die kleinen Grenzübergänge wieder offen.
VG aus Budapest
Martin

Danke für die Hinweise.

Den besagten Abschnitt nördlich von Köszeg habe ich gestern passiert. Der ließ sich deutlich besser befahren als jener bei Szentgotthard. Die Wege von und nach Sopron waren ohnehin unproblematisch.

Als Übernachtungsorte habe ich übrigens gestern Oberpullendorf und heute Mörbisch am See gewählt. Der Neusiedler See hat allerdings speziell heute den Nachteil, dass alles sehr touristisch geprägt ist und offensichtlich viele das verlängerte Wochenende hier verbringen.

Inzwischen bin ich bis Amstetten gekommen und warte gerade darauf, dass der Regen aufhört und ich meine heutige Etappe starten kann.

Nach dem West- und Nordufer des Neusiedler Sees bin ich auf ziemlich direktem Weg nach Bratislava gefahren und am Abend des gleichen Tages noch bis Hainburg. Am nächsten Tag folgte ich für ein paar Kilometer dem Donauradweg und war ziemlich genervt von den entgegenkommenden Radgruppen. Das bestätigte mich in meiner Entscheidung, mir eine Route durch das Hinterland zu suchen. Also ging es durch das Marchfeld nach Wien und nach der ausgiebigen Stadtbesichtigung durch das Tal des Wienflusses, den Wienerwald und das Mostviertel mit den Übernachtungsorten Böheimkirchen, Loosdorf und Amstetten. In diesem Bereich gibt es abschnittsweise beschilderte Radrouten, die jedoch nicht immer in die von mir gewünschte Richtung führten. So mussten einige Male wenig befahrene Nebenstraßen herhalten, was aber kein Problem darstellte.

Für die restlichen Reisetage plane ich eine Route über Steyr, Wels, Ried im Innkreis und Schärding nach Passau.

Von Ried nach Schärding ist der R23 (Antiesenroute) sehr empfehlenswert. Die meiste Zeit läuft der auf wenig befahrenen Straßen. Von Schärding nach Passau würde ich unbedingt auf der österreichischen Seite des Inns bleiben. Da siehst du zwar ab und zu ein Auto mehr, aber auf der deutschen Seite hast du den landestypischen Radweg - teilweise schauriger Untergrund und "Radfahrer absteigen" Schilder...

Wels - Ried direkt bin ich noch nicht gefahren. Falls du von Wels einen Schlenker entlang der Traun und weiter Richtung Attersee in Betracht ziehen solltest, bevor du den Hausruck in Angriff nimmst, machst du nicht viel falsch. Von Attnang-Puchheim kann man sich an einem faulen Vormittag auch von einem kleinen Zügle nach Ried bringen lassen.

Ein Schlenker über den Attersee ist sicher lohnenswert, allerdings würde das meinen Zeitrahmen völlig sprengen. Ich bin gerade in Bad Hall und habe noch maximal drei Tage Zeit bis Passau. Mit einer Fahrleistung von 50 Kilometern pro Tag sind da nicht viele Umwege drin.

Gerade habe ich gesehen, dass es von Bad Hall eine Radroute (R12 - Voralpenradweg) direkt nach Wels gibt. Dann verpasse ich zwar Kremsmünster, aber man kann nicht alles hben. Wenn ich in Wels bin, muss ich entscheuden, ob ich mir die Strecke über Ried zeitlich erlauben kann oder ob ich einen direkteren Weg nach Schärding einschlagen sollte.

Bad Hall - Ried - Passau sind nicht mehr als 150 km, sollte also in deinem Rahmen liegen. Der Schlenker über Kremsmünster kostet kaum Kilometer, da gibt es eine Lokalroute rüber zum R12: Klick mich!

Du könntest als Etappenziel Lambach (50 km) nehmen, dann eine kürzere Etappe nach Ried bergauf (40 km), die Schlussetappe nach Passau hätte dann knapp 60 km, aber hauptsächlich bergab. Mach et!

Danke für die Hinweise.

Eine Schlussetappe mit 60 Kilometern finde ich schon recht grenzwertig, zumal ich an dem Tag auch noch Passau besichtigen möchte. Ideal wäre, bereits am Mittag in Passau anzukommen, dann ein paar Stunden in der Stadt zu verbringen und am späten Nachmittag die Heimfahrt mit der Bahn anzutreten. An einem Donnerstagabend sind die Züge wohl nicht so voll wie am Freitag, was mit verpacktem Faltrad und den restlichen Gepäckstücken ein unschätzbarer Vorteil ist.

Dies kann nur funktionieren, wenn ich am vorletzten Tag bereits bis Schärding komme. Auf der verlinkten Karte sticht mir die folgende Variante ins Auge: R12 bis Wels, R19 bis Waizenkirchen, R20 bis Zell an der Pram, R21 bis Schärding, Inn- bzw. Tauernradweg bis Passau. Ich hoffe, mein Vorschlag spart nicht nur Kilometer, sondern auch Höhenmeter ein, denn bei Letzteren stoße ich mit meiner 7-Gang-Nabenschaltung schnell an meine Grenzen.

Oder ist Ried so sehenswert, dass man es auf jeden Fall mitnehmen sollte?

Hallo, Carsten,

ich würde mich nicht so sehr an die Radroutem halten, man kann in Österreich durchaus auch auf normalen Landstraßen fahren - von großen Bundesstraßen mal abgesehen. Andererseits scheint deine Route möglichst im Tal zu verlaufen - habe sie mir gerade mal bei BRouter angeschaut. Aber das Trauntal musst du queren, das Trattnach-Tal musst du queren, aus dem Pölsenztal musst du heraus - das sind dann schon einige Hm.

Bis Wels bin ich dem Routenvorschlag gefolgt, einschließlich des kleinen Umwegs über Kremsmünster, der sich wegen des dortigen Klosters wirklich gelohnt hat.

Ab Wels habe ich mich dann mehr nach Norden orientiert und bin auf dem R19 bis Bad Schallerbach gekommen. Ich muss sagen, in Oberösterreich gefällt mir die Radroutenbeschilderung deutlich besser als in den zuvor durchfahrenen Bundesländern.