Von den von Dir beschriebenen Problemen kenne ich nur das Abspringen des unteren Hakens, wobei das bei verschiedenen Trägern unterschiedlich stark ausgeprägt ist.
Es hängt auch von der Intelligenz des Anwenders ab. Man muss sich z.B. überlegen, zu welcher Seite welcher Druck entsteht. Wird der Haken z.B. so eingestellt, dass er beim Bergauffahren ideal absichert, ist das falsch. Der größte Druck entsteht beim Bergabfahren. Auch muss man mutig genug das Spiel zwischen Haken und Träger einschränken. Das bedeutet evtl. beim Einhaken der Tasche etwas mehr Fummelei, hält dann aber besser.
Allgemein:Ich erinnere mich mal der durchaus witzigen Bemerkung bei einer Forumsaussfahrt am Merkur (Baden-Baden), als wir eine radtuntaugliche Strecke runtergeradelt/runtergehoppelt sind (ich glaube, es war Erik alias Buche):
"Wenn das Material nicht hält, taugt es auch nichts." Diese sicherlich lustige Situationsbemerkung hat aber eine Kehrseite mit ernstem Hintergrund: Wer sein Material überfordert, darf auch mit Schäden rechnen. Allein auf durchhaltendes Material bei allem agressiven und materialschädigenden Fahrverhalten zu rechnen ist ein Grundfehler. Es gibt kein Material, keine Technik, die auf Dauer alles verzeiht - selbst wenn es Glücksfälle gibt. Jeder ist also auch verantwortlich, sein Material - egal was versprochen wird - nicht bis zur Grenze zu malträtieren. Das ist für mich gleichbedeutend mit blinder Technikgläubigkeit.
Wenn ich beobachte, was Radtaschen alles an Erschütterungen aushalten, dann ziehe ich den Hut davor - egal ob Vaude oder Ortlieb. Einmal habe ich in 16 Jahren erlebt, wo die Tasche (eher unverantwortet, sehr steile Passtraße abwärts) aus dem Lowrider rausgesprungen ist (hielt aber an den anderen beiden Befestigungsstellen). Andere Male sprangen die Taschen am Lowrider an einer Befestigungsstelle raus, weil ich nicht entsprechend nachjustiert hatte (zuviel Spiel). Wem diese hochwertige Stabilität noch nicht reicht, sollte sich auch mal seines Fahrstils besinnen. MTBer, die über Bahnschwellen radeln müssen, sollten vielleicht auch lieber auf Radtaschen verzichten. Es ist eine Reiseausrüstung und kein Kampfmaterial. Ich fahre - nicht zuletzt auch aus Erfahrung - lieber mal langsamer die Rüttelpisten runter oder breche solche Pistenfahrten ab, um z.B. meine Kamera zu schützen. Geht manchmal gut, aber nicht immer. Das ist sozusagen auch mal ein Denkanstoß zur Überforderung von Material - und zwar unabhängig von Werbeversprechen. Diese Outdoor-Qualitätsspirale aus Abenteuerabsicherung und Preisüberhöhung hat ja schon bedenkliche Dimensionen erreicht.
Wenn mir ein Verkäufer sagt, das Gerät hat lebenslange Garantie (jüngst beim Schlafsack), fange ich an zu lachen. Die meisten Schäden sind eh nicht Garantie-abgedeckt und zugleich kaum zu verhindern. Da wird viel versprochen. Bei Autos wird Rostfreiheit versprochen, weil man weiß, dass die Elektronik viel früher kaputt geht. Wenn es doch so lange hält, wie utopisch versprochen, okay. Aber lieber ist mir, ehrlich zu kommunizieren: nichts hält ewig. Sätze wie "Taschen fürs Leben" halte ich daher für Kokolores. Schon gar nicht möchte ich das Attribut einer Marke zurodnen. Selbst wenn die Taschen ein Leben lang halten, muss ich nichts ein Leben lang behalten. Vielleicht gibt es auch mal neue Räder, wo man alte Taschenkonzepte gar nicht mehr anbringen kann - und sei es, dass ich auf Liegerad umsattle.
Ich bin sicherlich ein Vertreter, der werthalige Gegenstände und Produkte einfordert, aber ich bin auch nicht das Gegenteil davon - ein Dinsoaurier, der sagt, alles muss bleiben, wie es ist. (Selbst Pirineosaurus zeigte sich aufgeschlossen gegenüber neuen Dingen, wenn auch eingeschränkt, und verschmähte alte Dinge wie historische Radwegrütteleien ...

) Wer sich mal überlegt, wieviel Digitalgeräte er schon in den letzten 25 Jahren ersetzt hat, sollte es dann bei anderen Produkten mit den Erwartungen auch nicht übertreiben. Da ist die Neigung zur Ressourcenvergeudung ziemlich asymmetrisch. Es mag sein, dass Unterhosen mal ein Leben lang gedient haben - aber wer will das heute noch? Sicherlich muss deswegen die Naht nicht schon nach zwei Wochen aufspringen. Es kommt auf die gesunde Balance an.