Hallo,

jetzt melde ich mich doch nochmal zu Wort. Auf der einen Seite stimmt es, dass es ausser in den Parks keine gescheiten Radelmöglichkeiten gibt, dass die meisten Amerikaner irgendwelche Geräte vorziehen, dass dabei softdrinks und chips nicht weit sind und das das Körpergewicht astronomische Ausmasse animmt in Folge von all diesem.

Aber es ist nur EIN Teil der Medaillie.
Ich habe 2 Jahre in New Jersey (20 Miles nördlich von NYC) gelebt, das ist wie jeder weiss ein sehr 'ballendes' Ballungsgebiet. Trotzdem war es möglich machbare bis interessante Radelstrecken aufzutun. Das absolute Highlight war ein Gebiet am 'Ringwood Statepark', dies ist ein Gemisch von hochkarätiges MTB Trials, die wirklich begeisternd waren/ sknd. Forstwege nach deutsch/ österreichischem - Muster gibts keine, Klar. Aber es gibt dort 'Fireroads'. Dies sind einfach Schneisen die brutal in den Wald gesägt wurden, um im Falle eines Waldbrandes das Feuer zu unterbrechen. Diese boten ebenfalls ein MTB Gelände für gehobene Ansprüche. Im Laufe der Zeit habe ich auch RR Strecken aufgetan, wobei da allerdings die Qualität des Strassenbelages die freuden gedämpft hat.

In der Nähe gab es auch Parks mit asphaltierten Strecken. Die waren zum Radfahren so aus unserer Sicht witzlos kurz. Stimmt. Aber da muss macht man eben das Beste draus, diesiIst jedenfalls mein Ansatz. Ich ziehe doch nicht in eine anderes Land, um dann dort alles so haben, wie ich es von meinem kleinen Kaff aus Oberbayern kenne. Konkret habe ich mir Inline Skates zugelegt, das fahren damit probiert und gelernt (auch wenn es manchmal weh tat) und für Inliner war der Park schön und ok. Und ob so ein Park überlaufen ist? Sicher, Sonntags nachmittags bei schönem Wetter .. aber vielleicht kann man da ja auch Flexibilität walten lassen.

Ich hatte das Glück bzw das Pech - wie man es nimmt - dort viel im Auftrag meines Arbeitgebers reisen zu müssen. Und ausserdem habe ich im Land Urlaub gemacht. So habe ich z.B. in Süd Florida schöne Skating Strecken ausfindig gemacht (Radfahren wäre da eher witzlos) und in anderen Gegenden konnte man absolut SUPER radfahren, dazu gehört:
Colorado Springs (Captain Walker Trial, und eine alte Eisenbahnterasse)
Seattle (da gibts sogar Radwege, MTB Trials, Mt Rainier National Park zum Rennradfahren...
- Las Vegas (Dienst auf einer Messe geschoben und dann ab ins Red Rock Valley mit dem MTB)
- Urlaub in Rheno, Moab, St George: da gibt es wirklich alles was ein MTBler-Herz erfreuen kann.

Kurzum: So sehr das hier vorgetragene Lamento stimmt, auch ich habe alle diese Beobachtungen gemacht und anfangs wusste ich auch gar nicht, was ich da mit meinem Rad anstellen sollte, so gibt es auch die 'andere Seite', die man aber erstmal entdecken muss und für die man auch offen sein sollte. Dazu gehörte in meinem fall nicht nur der Umstieg auf Inliner, sondern eben auch, dass Radstrecken eben MTB Trials waren und die Herausforderung war nicht die Langstrecke, sondern eher: wie überstehe ich die nächsten 5 yards.

Natürlich gibt es viele Amerikaner, die unter 'Outdoor' Angeln aus dem Autofenster mit dem Colt im Handschuhfach verstehen.
Aber das sind nicht alle, wenn man erstmal unterwegs ist, trifft man auch jeder Menge Biker, Skater, etc und die haben auch Idealgewicht nach sportlichen Kriterien.

Fazit: Sicherlich habe auch ich des öfteren über mein Gastgeberland gelästert. Welcher Europäer tut das da nicht .. aber die USA sind sehr vielseitig und so wie es nicht nur Hamburger zu essen gibt, sondern aufgrund der kulturellen Vielfalt die vielseitigste Essensauswahl, die man sich ünberhaupt vorstellen kann, genauso kann man auch für sich selbst zum Radeln (oder allgemein sporteln) viel Schönes finden. Nach meiner Erfahrung muss man eben offen dafür sein und nicht nur dem nachtrauern, was man sonst so kennt und gewohnt ist.

Und für diese Erfahrung fahren wir doch ins Ausland - oder?

Thomas