EinleitungDa ich u. a. durch Beiträge und Reiseberichte in diesem Forum zu meiner Tour inspiriert wurde, habe ich mir fest vorgenommen, an einem trüben Winterwochenende euch auch selbst von meinen Erfahrungen zu berichten. Zwar kann man auch auf meinem
Blog noch das Wichtigste nachlesen, an dieser Stelle will ich aber noch etwas mehr auf die speziell für Radler interessanten Aspekte eingehen, wie Straßenbeschaffenheit, Ausrüstung, Wetter etc. Außerdem gelingt es mir hoffentlich, mit etwas Abstand, z.B. von den Ereignissen am 22. Juli in Norwegen, meine Eindrücke etwas neutraler zu Papier zu bringen.
Zunächst kurz zur Vorgeschichte: Die Idee, ans Nordkap zu radeln, habe ich in der Adventszeit 2010 gefasst, nachdem ich die Genehmigung für einen verlängerten Sommerurlaub von meiner Firma bekommen hatte. Die Tour war für mich weder ein lang gehegter Lebenstraum, noch Anlass zur meditativen Selbstfindung – ich hatte einfach Bock auf eine XXL-Fahrradtour und darauf, die Landschaft Skandinaviens auf eine besondere Art kennenzulernen. Ich konnte dabei noch kaum auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. Sie erstreckten sich bis dato auf Wochenendtrips und kürzere Touren von maximal 500 km Länge.
Dementsprechend musste ich, auch was meine Ausrüstung anging, das meiste neu beschaffen. Überzeugt von der Unkompliziertheit einer Nabenschaltung habe ich in eine Rohloff-Schaltung investiert und diese an den 28er Rahmen meines Stadtfahrrads montieren lassen. Den Kontakt zur Straße habe ich mit Marathon Supreme-Reifen hergestellt. Um es vorweg zu nehmen: Ich hatte auf ca. 3.800 Gesamtkilometern gerade mal eine Reifenpanne und auch sonst keine nennenswerten Reparaturen am Rad.
Die insgesamt 6 Taschen wurden im Hause Ortlieb hergestellt, mein komfortables Zelt nennt sich „Rock 22“ von The North Face. Auf GPS habe ich verzichtet und stattdessen den Karten von Kümmerly + Frey vertraut, die ich mir vorher gewichtssparend zurechtgeschnitten hatte. Gekocht wurde mit dem Primus Eta Trail. Als Luxus habe ich eine Fleecedecke mitgeschleppt, die ich wahlweise als zusätzliche Unterlage zum Schlafen oder als Kälteschutz im Schlafsack genutzt habe, als sich die Temperaturen in Nordnorwegen dann doch dem Gefrierpunkt annäherten. Mein schon viele Jahre alter Kunstfaser-Schlafsack von McKinley hat sich noch einmal bewährt, auch wenn die genannte Temperatur-Komfortgrenze von +2 Grad inzwischen glaube ich nicht mehr ganz erreicht wird. Insgesamt wog meine Ausrüstung (ohne Rad), je nach Füllstand der Lebensmittelvorräte, zwischen 20 und 25 kg.
Jeder konnte sehen, woher ich kam
So oder so ähnlich sah es jeden Abend ausDie gesamte Route (ohne die Rückreise) könnt ihr
hier einsehen. Ich will den Bericht in vier Abschnitte gliedern: Zunächst der Start in Deutschland und Dänemark von Hamburg nach Frederikshavn. Teil 2 dann das Teilstück durch Schweden von Göteborg bis Tärnaby. Der dritte Teil die Fahrt durch Norwegen von Mo i Rana bis zum Nordkap. Im letzten Teil will ich dann von der Rückreise durch Finnland berichten, auf der ich allerdings nur noch wenige Teilstücke mit dem Rad zurückgelegt habe.
Teil 1 Hamburg – FrederikshavnDer Tag vor meinem Start am 3. Juli war komplett verregnet. Ich malte mir schon das Schlimmste aus, hatte dann aber Glück, bei gemäßigten Temperaturen und bedecktem Himmel, also eigentlich perfekten Radbedingungen, die ersten Etappen anzugehen. Es war ein durchaus seltsames Gefühl, für die nächsten Wochen komplett auf den gewohnten Luxus zu verzichten und sich den Elementen und Naturgewalten auszusetzen. Schon bald aber konnte ich mir nichts anderes mehr vorstellen. Die Nächte verbrachte ich in Deutschland und Dänemark auf Campingplätzen, die von unterschiedlicher Qualität waren, immer allerdings ein Ort, um zwischendurch mal das ein oder andere nette Wort zu wechseln.
Hochmotiviert fuhr ich in zwei Tagen bis nach Flensburg an die dänische Grenze. Bis dorthin half ich mir mit radweit-Karten (Hamburg-Kiel und Kiel-Flensburg), was wunderbar funktionierte. Mit den ersten Pedaltritten in Dänemark besserte sich das Wetter. Die Sonne schien regelmäßig und es wurde richtig warm. Der Wind blies außerdem selten aus der falschen Richtung, so dass ich sehr gut vorankam. Dies war vor allem auch der Straße Nr. 170 zu verdanken, der ich fast ausschließlich folgte und die sich schnurgerade durchs Land zieht. Zugegeben nicht wirklich aufregend, aber ich war froh, zunächst erst einmal Kilometer „fressen“ zu können. Ich wusste ja, dass ich die landschaftlichen Highlights noch vor mir hatte. Fast immer gab es übrigens einen Fahrradweg oder einen für Räder gekennzeichneten Seitenstreifen.
Warten auf die Fähre über den Nord-Ostsee-Kanal
So war's
Immer der Nase und der Straße 170 nach
Ausnahmsweise mal abseits der Straße 170
Aarhus
Mariager
In Dänemark gibt es Kreisverkehre nur für Fahrräder Es ging also entlang der dänischen Ostküste über Haderslev, Horsens, Aarhus, Randers, Mariager (sehr schön!) bis zur Fährstadt Frederikshavn. Die letzte Etappe dorthin war eine der wenigen total verregneten. So kam ich völlig durchnässt am Fährterminal an, löste mein Ticket und entschied mich, noch am gleichen Abend nach Göteborg überzusetzen, was sich allerdings als Fehler herausstellen sollte. Aber hierzu nächstes Mal mehr. Für die ersten 610 Kilometer meiner Tour hatte ich sechs Tage gebraucht und 34 Stunden im Sattel gesessen.
Tristesse im Regen in der Nähe von Hals
In der Wartespur für die Fähre nach Schweden
Fortsetzung folgt sobald ich die Zeit finde...