Teil 2 Schweden (Göteborg – Tärnaby)Die Ankunft in Schweden hatte ich mir anders vorgestellt. Im Vertrauen darauf, am Abend noch ein Bett in einem Hostel, Hotel oder ähnlichem zu finden, wurde ich mit der Tatsache konfrontiert, dass ganz Göteborg komplett ausgebucht war. Ich hatte nicht erfahren, dass an diesem Wochenende ein beliebtes Handballfest stattfand. Es war schon spät abends und ich irrte mit dem vollbeladenen Fahrrad durch die Stadt, die ich nicht kannte. Da die Fähre erst um 23 Uhr abends angekommen war, war es zwischenzeitlich spät nachts und dunkel. Am Ende hätte ich sogar das teuerste Luxushotel oder die schmutzigste Absteige gebucht, aber es gab keine Chance.
So landete ich um ca. 2:30 Uhr auf dem etwas auswärts gelegenen Campingplatz „Lisebergsbyn Kärralund“, auf dem mich zum Glück noch ein Nachtwächter aufnahm und mir die allerletzte noch verfügbare Ecke für mein Zelt zuwies. Den darauffolgenden Tag habe ich zu meinem ersten Ruhetag gemacht. Ich spürte die Anstrengungen der ersten Woche doch deutlich in meinen Beinen.
GöteborgFrisch erholt ging es weiter entlang des Göta älv bis zum Vänern-See.
Meistens mein Frühstück: Kanelbulle (Zimtschnecke) und KaffeeDen See hatte ich beschlossen westlich zu umfahren, durch die Provinz Dalsland. Ich mied die in dieser Gegend noch stark befahrene E45 und suchte mir aus der Karte schöne, aber auch sehr hügelige Nebenrouten zusammen. Immer wieder kamen mir dabei die Schilder des Sverigeleden zu Hilfe, anhand derer ich mich oft für eine andere Route entschied als ursprünglich geplant.
Da lacht das Radfahrerherz. Allerdings: Es ging später ebenso steil wieder bergan...
Über Åmål erreichte ich den Ort Kil, in dem ich mich nach einem etwas regnerischen Tag zum ersten Mal auf meiner Tour für ein festes Dach über dem Kopf entschied. Langsam merkte ich, dass ich immer weiter in Richtung Norden kam: Es wurde kaum noch richtig dunkel.
Campingplatz in Åmål
Sehr nett: Jugendherberge in KilVon Forshaga bis Uddeholm nutzte ich die „
Klarälvsbanan“, eine fantastisch für Fahrräder ausgebaute, ehemalige Bahnstrecke, die jetzt asphaltiert ist und kaum befahren war. Dieses autofreie Teilstück kann ich jedem empfehlen, der in der Gegend unterwegs ist. In Hagfors konnte ich dann meine ersten 1.000 Kilometer feiern.
So macht es richtig Spaß
Teil der Klarälvsbanan waren regelmäßige Hinweisschilder. Hier wurde man auf die Überquerung des 60. Breitengrades hingewiesen.
Ab jetzt, so hatte es man mir schon vorher gesagt, begann auf meiner Fahrt Richtung Norden das „richtige“ Schweden. Die Besiedlungsdicht nahm spürbar ab und es wurde waldig. Manche Straßen, die ich mir ausgesucht hatte, waren nicht asphaltiert. An diesem Tag wusste ich, dass ich keinen Campingplatz erreichen würde, und so bereitete ich mich auf meine erste Nacht in der freien Wildnis vor. Durch Zufall fuhr ich am frühen Abend auf einen anderen Nordkap-Radler auf, David aus Leipzig. Wir beschlossen, gemeinsam das Nachtquartier aufzuschlagen und fuhren auch die nächsten Tage gemeinsam weiter.
Ab Mora sahen wir keine Möglichkeit mehr als der Hauptstraße E45 zu folgen. Dies stellte sich aber als weniger schlimm heraus, denn der Verkehr war hier deutlich schwächer als noch in Südschweden. Dennoch war es im ein oder anderen Moment nicht ganz angenehm, von dicken Holzlastern und Campingmobilen überholt zu werden.
Meinen ersten und einzigen Platten hatte ich in Ytterhogdal zu verzeichnen
Meinen zweiten Ruhetag legte ich in Östersund ein
Lappland - das klingt doch schon richtig nach NordenWir hatten großes Glück mit dem Wetter und auch der Wind entschied sich dafür, uns zu unterstützen. Auf den Etappen zwischen Mora und Storuman stellten wir daher neue Tageskilometerbestleistungen auf (Rekord: 157 km). In Storuman musste ich mich von David verabschieden, der den direkten Weg zum Kap durch Nordschweden und Finnland wählte. Ich hingegen bog an dieser Stelle von der E45 ab auf die E12 in Richtung Norwegen.
Zwischen Storuman und Tärnaby
Alle Wege führen nach Norge
Der 2.000. Kilometer kurz vor der norwegischen GrenzeHinter Tärnaby erreichte ich die norwegische Grenze. Ausgerechnet am 22. Juli begann mein erster Besuch in Norwegen. Der Tag sollte später als der schlimmste in der jüngeren Geschichte des Landes eingehen.
Fortsetzung folgt...