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Ob nun EUR 3500 oder 3800, dann lieber den höheren Preis, wenn das Produkt nicht nur ' engineered ' sondern Made in Germany ist. Und die Frachraten ex Far East sind nicht zu unterschätzen, da kommt kein Cent-Betrag raus, sondern wesentlich mehr. Von der Nachhaltigkeit ganz zu schweigen..
Einige Kommentare: - Du redest - zumindest wenn Du den durchschnittlichen Radfahrer betrachtest - über Luxusartikel. Hier kann es sich lohnen, die Herstellung der Rahmen bei geringer Stückzahl in Deutschland zu belassen. Preise von durchaus 5000 Euro sind für Liebhaber vielleicht akzeptabel und werden auch gezahlt. Otto-Normalverbraucher wird soviel Geld aber nicht hinlegen wollen/können. Auch ich - obwohl Radfahren meine Leidenschaft ist - würde solche Beträge nicht zahlen, wenn ich für deutlich weniger Geld ein Rad bekommen kann, mit dem ich meine Touren auch problemlos und ohne wirkliche Einschränkungen durchführen kann. Das heißt nicht, dass mir so ein Pinion-Rad nicht gefallen würde. Ich würde nur nicht so viel Geld dafür hinlegen wollen.
- Du sagst, der Preisunterschied wäre im Bereich Deines Beispiels (3500 statt 3800 Euro). Das wird bestenfalls bei einer Einzelfertigung stimmen. Ansonsten sind die Unterschiede drastisch größer. Nun könnte man das Argument "schlechtere Qualität" anbringen. Das stimmt aber bei Produkten, wie Fahrradrahmen usw., nicht mehr. In Taiwan oder China wird durchaus auch hochwertig gefertigt. Dass es insbesondere bei neuen Produkten Startschwierigkeiten geben kann, mag sein. Dennoch wird es sich für jeden Radhersteller lohnen, über eine Produktion gewisser Teile in Fernost nachzudenken. Was den Unterschied macht, sind die Arbeitslöhne, die in diesen Ländern deutlich geringer sind als in Deutschland. Die von Dir aufgeführten "Frachtkosten" sind lächerlich gering. Die Ware wird in Container-Schiffen transportiert, wo der Transportpreis pro Stück sehr niedrig ist. Schaue Dir einmal all die Angebote direkt aus China an, die Du bei eBay und Co. finden kannst. Da fallen die Lieferkosten gar nicht ins Gewicht. Selbst die "Nachhaltigkeit" ist nicht unbedingt ein Argument. Ich habe einmal eine Untersuchung gelesen. Dort wurde berechnet, dass die z. B. durch Energieverbrauch anfallende Umweltbelastung beim Transport aus Fernost, bezogen auf das verschiffte Einzelteil, geringer ist als beim Transport mit einem Lastwagen quer durch Deutschland.
- Bleibt natürlich die Idee, dass man Arbeitsplätze in Deutschland vernichtet, indem man in Fernost fertigen lässt. Das ist sicherlich ein Punkt. Hier entscheidet aber die Masse der Verbraucher, die lieber ein Fahrrad für 800 Euro kauft als für 2000 Euro. Es wird immer dort produziert werden, wo die Arbeitslöhne geringer sind. Um hier überleben zu können und am Ende nicht zu denjenigen zu gehören, zu dem Firmen anderer Länder kommen, um nach günstigen Fertigungsmöglichkeiten zu suchen, wird man seine Stärken suchen müssen. Die liegen für Deutschland weiterhin im Bereich der Ingenieurkunst und der Hochtechnologie. Damit sind wir bislang auch nicht schlecht gefahren und hier müssen wir am Ball bleiben. Wir haben hervorragende Handwerker. Aber hier wird es auch nicht das Ziel sein, gut qualifizierte Leute in Fließbandarbeit einen Fahrradrahmen nach dem anderen zu schweißen und zu bestücken. Edle Fahrräder werden in relativ geringen Stückzahlen sicherlich weiterhin in Deutschland gefertigt werden. Sobald der Bedarf z. B. an Pinion-Rädern aber steigen wird, werden Aufträge auch ins Ausland abwandern.
- Muss man jetzt ein schlechtes Gewissen haben, wenn man kein "deutsches Fahrrad" kauft? Ich denke nicht. Es wäre zum Teil auch nicht konsequent. Wieviele Shimano-Produkte hast Du schon verwendet? Was meinst Du, wo viele der Kleinteile herkommen, die an Deinem Fahrrad oder anderen Artikeln, die Du verwendest, verbaut sind? In einer globalisierten Welt ist es nicht mehr realistisch, zu glauben, dass alles aus dem eigenen Land kommen muss/soll. Für mich gibt es nur zwei Argumente, die hier wirklich ins Gewicht fallen. Das eine ist die Wahrung der Menschenrechte (Ausbeutung) und der akzeptable Umgang mit der Umwelt. Das andere ist die Qualität. Ersteres ist leider zum Teil schwer zu überprüfen. Letzteres kann ich meist beurteilen. Es gibt Fernost-Schrott und es gibt Fernost-Qualitätsarbeit. Bei Fahrrädern habe ich hier bislang z. B. bei Rahmen noch keine Probleme gehabt.
Du hast Dich überrascht gezeigt, dass hier im Forum nicht gleich ein Sturm der Entrüstung losgebrochen ist, als Du auf die Produktion in Fernost hingewiesen hast. Mich überrascht das nicht. Hier sind auch nur Menschen versammelt, wie Du sie anderswo auch findest. Der einzige Unterschied ist wohl die ausgeprägte Liebe zum Radfahren. Das macht uns aber nicht notwendigerweise vernünftiger oder unvernünftiger als den Rest der Welt. Es gibt hier Leute, die für ihr Rad schon aus Liebhaberei Unmengen an Geld ausgeben. Es gibt aber auch viele, die mit Rädern "von der Stange" unterwegs sind und die damit glücklich sind. Ich selber würde mich irgendwo dazwischen einordnen.
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