Wir haben ein Alureisetandem und sind damit vollauf zufrieden. Den Vergleich zu hochwertigen Stahltandems habe ich nicht wirklich (das Hollandtiefeinsteigertandem, welches wir mal Probe fuhren, lasse ich mal außen vor, da ist jedes Dorfschmiederad steifer). Aber beim Tandem solltest du im Unterschied zu sonstigen Rädern noch ein paar Dinge beachten:
1) Der Stoker wird sich sehr über eine gefederte Sattelstütze freuen. Weil der ja nach vorn nichts sieht, bekommt der jeden Stoß unvorgewarnt ins Kreuz. Ob der dann zusätzlich noch Bedarf an "federndem Stahl" hat, sei mal dahingestellt (genauso, wie viel an diesem Mythos dran ist).
2) Ein Tandemrahmen kann kaum steif genug sein. Der Captain sitzt so schon relativ "weich". Immerhin ist es bis zum Hinterrad von ihm aus noch über ein Meter.
3) Um die hohe Steifigkeit hinzubekommen, muss man grundsätzlich sehr dicke Rohre wählen. Will man das mit Stahl erreichen und zusätzlich noch leicht bauen, dann muss die Wandstärke ziemlich dünn sein. Ich weiß nicht, ob ein derart schlagempfindliches Rad dann die beste Wahl für ne Reisemaschine ist. Außerdem würde ich bei Pedalpower eher nicht "leicht (und damit hochwertig) und Stahl" erwarten. Das bekommst du wohl nur bei Santana und anderen Edelmarken.
4) Was man überlegen kann, ist, ob man eine Federgabel will. Wir haben uns seinerzeit dagegen entschieden, aus den bekannten Gründen. Aber es spricht auch einiges für eine richtig gute Federgabel am Tandem. Denn sehr stabile tandemtaugliche Gabeln mit Scheibenbremsfreigabe 200mm und mehr, sind gar nicht so leicht zu bekommen. Im Dowhnhillbereich gibt es sowas, kostet aber auch entsprechend. Wenn ihr euch für eine Federgabel entscheidet, ist die ganze Stahlfederungsdiskussion eh obsolet, weil gegenüber der Federung vernachlässigbar.
Was die Rohloff betrifft: Da würde ich mir die geringsten Gedanken machen. Grundsätzlich passt ne Rohloff in so ziemlich jeden Rahmen *). Dezidierte Rohloffrahmen kommen mit diversen Kettenspannoptionen daher und versuchen ohne Kettenspanner auszukommen. In unserem Fall sind das zwei Exzenter. Das funktioniert so, aber das ist kein Dogma. Wenn du einen klassischen Rahmen für Kettenschaltung nimmst, dann kannst du ein Schaltwerk als Kettenspanner verbauen und beim Stoker ne Dreifach-Standardkurbel installieren. Das eine Kettenblatt nimmst du als Synchronblatt nach vorn (und umgehst damit die Tandemspezialgarniturteile), die anderen beiden Blätter hast du dann zur Verfügung um die Bandbreite der Rohloff zu erhöhen. Das bietet sich gerade am Tandem schon an. Mit dem kleinen Blatt würde ich mindestens bis an den freigegebenen unteren Bereich gehen - womöglich auch drunter, wenn ihr euch dessen bewusst seid, dass ihr in diesen Gängen die Nabe mit zu viel Drehmoment auch beschädigen könnt. Mit dem größeren Blatt realisiert ihr eine sattere Übersetzung, die es euch auch ermöglicht bei höherer Geschwindigkeit noch gut mittreten zu können. Bei zwei Exzentern solltet ihr bedenken, dass die Ketten ja häufig beide gleichzeitig frisch und kurz oder eben gelängt sind. Im Endeffekt kann das dann bedeuten, dass der Spannweg des vorderen Exzenters an seine Grenzen kommt. Das Problem mag man mit einer passenden Synchronkettenblattgröße von vorn herein wieder relativieren können, aber es kann bedeuten, dass ihr hier eingangs experimentieren müsstet.
Weitere Tandemhersteller (Aufzählung nicht abschließend):
DaVinci
CoMotion
Santana
Poison
Velotraum
neuerdings wieder Cannondale
Dawes
Zweipluszwei
...
*) Kleine Ergänzung, die hier entscheidend sein kann: Die Rohloff braucht 135mm Einbaubreite (wenn ihr nicht gerade die Fatbike-Variante wollt). Viele Tandems kommen von Haus aus mit einem breiteren Hinterbau (weil das mehr Stabilität für das Hinterrad garantiert). Hier muss man also schon aufpassen, dass das passt!