Hi Thorsten,

ich bin im Sommer/Herbst 2000 Anchorage-Whitehorse-Dease Lake (Cassiar Hwy.)-Prince George-Jasper-Kootenay und weiter über Grand Canyon nach San Francisco gefahren. Straßenzustände waren:

Alaska Highway (Tok-Jct. 37)

fast 100% Asphalt, davon leider lange Abschnitte scheußliche Wellblechpiste, wenige Baustellen mit Schotterstrecke, meistens auch dort gut zu fahren, durch extrem verwüstete Bauabschnitte wurde ich auf dem pilot car mitgenommen. Das ist nämlich so: in Nordamerika wird die Arbeitslosenstatistik dadurch verbessert, daß statt 2 Baustellenampeln mindestens 3 Leute hingestellt werden, 2 mit stop/go-Schildern als lebende Ampel und mindestens ein Fahrer, der die Kolonnen durch die Baustelle lotst, meistens mit einem Pickup - ideal zum Transport von Rädern. Die regelmäßigen Querrisse im Asphalt kennst Du sicher schon von Nordskandinavien.

Cassiar Highway

ca. 90% ziemlich neuer Asphalt, der Rest größtenteils eine Art Lehm, fährt sich angenehmer als Asphalt, trockenes Wetter vorausgesetzt. Sehr wenig Verkehr, teilweise einspurig, besonders die Brücken, die oft noch aus Holz sind. Bei Nässe bildet sich ein 2cm dicker Schmierfilm, und Dein Rad sieht nach wenigen km wirklich besch... aus. Deswegen gibts alle 150 km nicht nur Benzin für die Autos, sondern auch einen Wasserschlauch mit einer sehr kräftigen Spritzpistole. Einige der Schotterabschnitte wurden damals gerade erneuert, da das jeden Sommer irgendwo fällig ist, wirst Du da auch durchmüssen. Da wurden schon mal aus 10% Steigung effektiv 20%, weil ich mit den Reifen 20 cm tief im noch nicht festgewalzten Schotter eingesunken bin, und auf einer Abfahrt wäre ich dank Kombination von Geröll und rutschigem Untergrund fast gestürzt. Das sind aber nur sehr kurze Abschnitte, und auch hier gibt es meistens pilot cars mit netten Fahrer(inne)n auf den ärgsten Passagen.

Yellowhead Hwy. (Kitwanga-Prince George-Jasper)

Asphalt absolut unproblematisch, bis Pr. George landschaftlich unspektakulärster Streckenabschnitt (Wiesen, Wald, Pferde, kaum Berge), teilweise sehr unangenehmer Autoverkehr, oft keine befestigte "shoulder", Autos und Holztransporter überholen ohne Seitenabstand, Beinmuskel zum Fuß vom Gas nehmen geschweige denn Bremspedal wird generell nicht gefunden. Östlich von Pr. George wird es wieder angenehm mit weniger Verkehr und gutem Seitenstreifen, dafür teilweise extrem ausgeprägte Querrisse vom Frost.

Icefield Parkway

Prima Asphalt, aber Seitenstreifen teilweise leider wie DDR-Autobahn, und wer den nicht benutzt wird blöd angehupt, sogar wenn man mit 70 runterfährt, wo 60 erlaubt ist und Überholen gar nicht möglich ist...
Columbia Icefield Campground ist super für alle, die die Nase voll von 20-Tonnen-Wohnmobilen mit die ganze Nacht laut ratternden Generatoren und ignoranten Insassen haben. Wird hauptsächlich von Kletterern genutzt, super Atmosphäre, guter Ausgangspunkt zum Wandern.

Ich war mit meinem Koga Randonneur unterwegs (ungefedert, Schwalbe Marathon 37-622, ca. 25-35 kg Gepäck je nach Verpflegungssituation), der dort sein 30.000km-Jubiläum feiern durfte. Hinten hatte ich sogar nur eine Titan-Schrottfelge, da ich in Anchorage keinen anderen Ersatz für das von Continental Airlines zerstörte HR gefunden hatte. Trotzdem ging alles gut, bis nach 7000 km die Felge rundum von Rissen durchzogen war und in Arizona gegen eine robuste Stahlfelge getauscht wurde.

Die Fähre durch die "Inside Passage" habe ich nicht ausprobiert, soll aber nach zahlreichen Bekundungen anderer, die ich unterwegs traf, traumhaft schön sein.

Daniel