Zuletzt nehme ich sicherheitshalber noch zierliche italienische Lederschlappen für die Promenade mit.
Der missionarisch geneigte Vertreter deutscher Bekleidungs-Leitkultur nimmt im mediterranen Ausland für die Promenade aber auch gern Bad-Wörishofener Sandalen zu dunkelgrauen Socken. Oder Tennissocken mit "BOSS"-Schriftzug.
Ich erinnere mich noch eines TV-Beitrages mit
Rudolph Moshammer, in dem dieser für das deutsche Fernsehen die Modesünden der deutschen Mallorca-Urlauber kommentieren sollte. Die Frage ist dabei, ob der in lässigen Shorts, aufgeknöpftem Kurzarmhemd, Oh-Schreck-Birkenstocksandalen, Tennissocken (oder doch meist nackte Füße?) gekleidete deutsche Klischee-Strandbesucher nicht letztlich doch das bessere und stimmigere Bild an der Palmenstrand-Avenida abgibt, als ein in weißem Zwirn mit fast zum Ersticken geknoteter Krawatte, rotem Edel-Stecktuch im Jacket und polierten weißen Lackschuhen aufgebrezelter Fremdkörper inmitten halbnackter Menschen. Diese Sitte, dem "deutsche" Gebaren luftiger Fuß- und Beinkleider einem imperialistischen Missionierungsdrang zu unterstellen, ist längst zum Bumerang für die versnobte Etikettenschule geworden, die sich überall auf der Welt aseptisch und kulturlos ausbreitet. Der Mallorciner liebt eine gewisse Freizügigkeit und dürfte mit manchem Touri-Auftritt an seinen Promenaden weniger Probleme haben als ein deutscher Reisebuchschreiber, der nach Jahrzehnten immer noch aus den Vorlagen abschreibt, dass der deutsche Tourist überall in der Welt gemeinhin den Sittenverfall einschleppt. Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass der Sittenverfall bereits ganz ohne Zutun des Neckermann-Touris weit fortgeschritten ist. Hingegen steht hinter manch feinem Tuch ein massiver Sittenverfall aus den Nadelstreifen-Abteilungen, ein zoologeischer Garten aus Raubtierkapitalisten und Machtkorrumpierten. Während sie sich tagsüber an nackten Füßen und behaarten Beinen stören, werden des nachts Edelnutten zum Champagner angeliefert. Wenn ich anständiger Italiener wäre, würde ich Sandalen statt Lackschuhe anziehen - sonst könnte man mit den Lackaffen ihrer Regierung und ihres Parlamentes noch verwechselt werden.

- musste jetzt sein.
veloträumer,
der auch mal mit knackigen Radhosen, Nackt-Fuß-Sandalen und in Papageienfarben fein essen geht