Auf einer Buckelwiese in 1800 m Meereshöhe Fußball spielen - mit den damals üblichen trigenähten Zwergensärgen, versteht sich. Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn bei einer kahnartigen Abwehrattacke alles reißt im Knie. „Unhappy triade“ sagte der Orthopäde vielsagend, was bedeutet, dass sich Kreuzband, Innenband und Menisken gleichzeitig verabschiedet hatten. Auch wenn das nicht sofort einleuchtet, aber dies war fürwahr der ideale Ausgangspunkt für eine Reiseradlerkarriere.
Dabei hasste ich Radfahren. Schwitzen, sich schinden? Ja, aber bitte nicht mit dem Fahrrad. Masochistische Trekkingtouren mit schweren Rucksäcken konnten nicht lang genug sein. Doch nun waren lange Abstiege Gift für das malade Knie. Jedenfalls vorerst.
So kam es, dass ich zum Fleisch gewordenen Begleitfahrzeug mutierte, das die Freunde auf ihrem Treck mit dem Nötigsten und mehr versorgte. Und das ging so: Während sich die Alpinisten auf dem Alta Via immer hoch oben auf dem Kamm der Ligurischen Alpen hielten, kurvte ich mit meinem Alu-Boliden „Kettler Street“ die Militärstraßen runter Richtung Riviera, um dann erstens ganz in Ruhe und zweitens an wesentlich wärmerem Ort einen schönen Cappucchino zu schlürfen. Mit der Zusatzlast von Pasta, Gemüse etc. und zwei Flaschen Wein ging es dann bis zu 2000 Höhenmeter wieder hoch zum vereinbarten Treff. Und wenn dann am Abend die Alpinisten über ihre schmerzenden Schultern klagten und ihre Blasen verpflasterten, schwärmte ich vom Genuss des Bergradfahrens.
Das ist nun 15 Jahre her und nur ein einziges Mal noch packte ich einen 23 Kilo-Rucksack für eine Trekkingtour. Nur gut, dass auch meine Partnerin damals die Seiten gewechselt hat. Die Rollhilfen heißen jetzt nicht mehr „Street“ und „Safari“, sind aber mindestens so berggängig.
Gruß Bernd