Tag 3: Bukovje – Javorje

Als Radreisender ist man eine mitleiderregende Jammergestalt. Meine Unterkunft in Bukovje richtet sich an Selbstversorger und bietet normalerweise keine Mahlzeiten an. Aber einen Radler morgens hungrig und unversorgt in den Kampf gegen die Naturgewalten ziehen lassen, geht natürlich gar nicht. Also spendiert mir meine Gastgeberin ein opulentes Frühstück auf der Terrasse, - wer könnte da Nein sagen.



Das alles ohne Berechnung. Als ich einen Mehrpreis für das Frühstück entrichten will, werde ich brüsk abgewiesen. Ich sage artig ‚Danke‘ bzw. ‚Vala‘ und mache mich gut gelaunt auf den Weg in einen sonnigen Morgen.

Noch ein kleiner Abstecher nach Süden zur Höhlenburg Predjama. Von einer geführten und kostenpflichtigen Besichtigung nehme ich Abstand. Es ist eh noch zu früh und die Rezensionen im Netz klingen nicht so als bräuchte ich diese Führung wirklich, um dereinst am Ende meiner Tage auf ein erfülltes Leben zurückschauen zu können. Also muss ein Foto reichen.



Zurück nach Bukovje und nun für einige km ständig bergauf, um den Bergrücken zwischen Vipava und Logatec zu erklimmen.



Der höchste Punkt ist ungefähr bei Hrušica erreicht. Hier gibt es das Gasthaus „Stara Pošta“ (Alte Post), das hat aber Mo und Die geschlossen, also erkunde ich ein wenig das Außengelände, das als ‚archaeological site‘ hergerichtet wurde. Grundmauern einer Kapelle „St. Gertrude“ aus dem 15. Jahrhundert erinnern mich wegen des Namens an meine Großmutter und müssen also fotografiert werden.



Natürlich gibt es auch ein paar Überreste einer römischen Befestigungsanlage, - die Kerle haben unter dem Vorwand „Limes“ auch überall ihren Kram liegenlassen.



Mit glühenden Bremsen geht es dann über Kalce bergab in die Außenbezirke von Logatec für einen kleinen Einkauf.

Danach geht’s durch malerisches Hügelland, und über Feldwege und kleine Straßen auch noch ein paar Anstiege hoch.





Ein guter Ansatz, - leider ist die Pumpe defekt.


Komisch, dass die schönsten Aussichtspunkte immer so weit oben sein müssen. Als erstes geht es nach Rovte: hier gibt es sowohl die gefühlt größte Europaletten-Produktionsstätte Sloweniens, und ein nettes Gasthaus mit einem köstlichen Fleischklopsgericht auf der Mittagskarte.

Danach geht's über Sopovt hoch zum Ort „Vrh Svetih Treh Kraljih“ und der fast gleichnamigen Wallfahrtskirche (heißt wohl sowas wie „Heilige Drei Könige“). Die Kirche ist leider verschlossen, aber der Ausblick über den Friedhof und die umliegende Gegend entschädigt für alles.





Im Norden sieht man im Tal den Ort Žiri liegen. Dorthin führt nun auch die fast 9 km lange Abfahrt. Aber zu früh gefreut, - sofort hinter Žiri schraubt sich der Weg wieder hoch, - von ca. 500 auf 900 Höhenmeter, auf den Höhenrücken des Javorc.



Auch hier wieder schöne Ausblicke über gefühlt das halbe Slowenien, und am Wegesrand auch einige alte Bunkeranlagen, - irgendwo habe ich gelesen, sie gehörten zur sog. Rupnik-Linie (Verteidigungslinie im WK II gegen Italien bzw. das Deutsche Reich).

Bergab geht’s nach Gorenja Vas und dann aber zur Vermeidung der Straße lieber am südlichen Ufer der „Poljanska Sora“ entlang über einen Weg, den OSM und komoot zwar nicht kannten, aber Tante Google hatte mal wieder Recht: es gibt tatsächlich diesen sehr ländlich-rustikalen aber schön einsamen Weg, der mich verkehrsfern bis nach Poljane nad Skofjo Loko bringt.





Hier decke ich mich in einem kleinen Laden noch etwas mit Getränken, Brot und Schokolade ein. Gerade als ich gezahlt habe, gehen die Lichter aus, der Strom ist komplett weg. Da auch die elektrischen Türen betroffen sind, muss mich die Inhaberin über den Hinterausgang hinausschleusen. Das ganze Viertel scheint betroffen, - auch der Handyempfang ist weg, - es wird wohl auch eine Sendeanlage erwischt haben. Nun, kein wirkliches Problem für mich, das Rad läuft auch ohne Strom. Noch 7 km und 400 hm bis Javorje, meinem Etappenziel für heute.

Die Unterkunft an der Südost-Flanke des Blegoš hat schon etwas Berghütten-Charme. Zur Begrüßung ist hier erstmal ein Schnaps obligatorisch. Nicht das Schlauste direkt nach dem Aufstieg, aber was tut man nicht alles im Namen der Völkerverständigung. Die hausgemachte Pilzsuppe und der Schweinebraten sind ein Gedicht und genau das Richtige, um in Kombination mit dem Zweitschnaps die notwendige Bettschwere herbeizuführen.