Tag 5: Bled – Triglav National Park - Bled

Heute steht eine Rundfahrt in den Triglav Nationalpark an. Der Plan ist, ‚über den Berg‘ zum Bohinjer See und wieder zurück zu fahren. Schon der Ausblick von der Frühstücksterrasse verheißt einen wundervollen Tag:



Es geht erstmal über kleine „Vororte“ von Bled wie Spodnje Gorje, Grabče und Krnica, bis der ernsthafte Anstieg beginnt. Eine junge Dame nutzt die ersten 2 km des Anstiegs wohl zu Trainingszwecken. Sie überholt mich zweimal in einem Affentempo, um mir dann wieder grinsend von oben entgegen zu rollen. Böse Schilder wollen Bange machen, - sollte einen aber nicht beeindrucken. Schön langsam im kleinsten Gang geht das schon.



Mehrmals segne ich meine eigene weise Voraussicht, vorne ein 22er Kettenblatt montiert zu haben. Nur einmal bekomme ich Angst, und zwar als mich ausgerechnet ein Polizeifahrzeug mit quietschenden Reifen und minimalem Seitenabstand in einer Kurve überholt.
Bei Goreljek habe ich den größten Teil des Anstiegs hinter mir und kehre erstmal in einer Art Biergarten ein. Ein mir vom Kellner als„typisch slowenisch“ beworbener Eintopf mit Pilzen, Graupen, jeder Menge Gemüse und etwas Kassler-artigem Fleisch schmeckt gut und gibt neue Energie. Mir gegenüber sitzt ein englischer Radfahrer, der eine von einem Veranstalter vorgeplante Radtour durch den Triglav Nationalpark abfährt, und wie ein Rohrspatz über die ungenügende Wegbeschreibung und das Kartenmaterial schimpft.

Auch eine interessante Erfahrung: da mein Berufsalltag bestimmt zu 75% aus mündlicher und schriftlicher Konversation auf Englisch besteht, halte ich mich eigentlich für ganz fit in dieser Sprache. Aber der Dialekt dieses Inselbewohners gibt mir echt eine harte Nuss zu knacken. Ich verstehe nur geschätzte 50% und komme mir wie ein Idiot vor, da ich nach jedem zweiten Satz nachfragen muss. Aber den guten Mann scheint’s nicht zu stören, wir verstehen uns irgendwie trotzdem prächtig.

Weiter geht's über einige malerische Almen...





und ganz ordentliche aber kaum befahrene Wege



stracks bergab, - so komme wieder in das Tal der Save Bohijnka.





Man kann in diesem Fluss baden, und das tue ich dann auch- es ist aber genauso kalt wie es aussieht. Mehr als drei Minuten wären purer Masochismus.

Irgendwie war mir bei der Planung entgangen, dass meine Route zwar haarscharf am Bohinjer See entlang führt, - aber eben nicht direkt bis an den See. Das fällt mir erst auf, als ich schon längst an Stara Fužina vorbei bin und am Ortseingang von Studor stehe. Irgendwie habe ich jetzt keine Lust mehr umzudrehen, sondern nehme lieber den Aufstieg in Angriff. Es wird nicht mein letzter Besuch in Slowenien gewesen sein, - man braucht ja einen Grund zum Wiederkommen.

Hinter Studor realisiere ich dann, dass a) meine Trinkwasser-Vorräte zur Neige gehen und b) ganz sicher auf den nächsten 20 km kein Geschäft mehr kommt.

Bei einem Gehöft am Ortsende sehe ich einen älteren Herrn vor sich hinwerkeln, und entschließe mich, nach Wasser zu fragen. Ich habe kaum meine zusammengestöpselte Frage nach „Voda“ geäußert, als ich in fließendem Deutsch mit unverkennbarem Ruhrgebiets-Einschlag gefragt werde, aus welcher Ecke Deutschlands ich denn komme. Mein Gegenüber hat 15 Jahre in Oberhausen gelebt und freut sich wie ein Schneekönig, sein Deutsch mal wieder praktizieren zu können, und in Ruhrpott-Erinnerungen zu schwelgen. Natürlich bekomme ich Wasser bis zum Abwinken, -jedes Gefäß ist randvoll als ich schließlich weiterziehe.



Der Anstieg zieht sich, - schließlich müssen wieder fast 900 hm überwunden werden, aber es lohnt sich. Oben angekommen jagt eine Panorama-Kalenderansicht die nächste.





Hier muss man einfach Pause machen, die Seele baumeln lassen und den Anblick genießen.



Hier hätte es dann doch wieder Wasser gegeben, aber wer weiß, wie viele Pferdeköpfe schon in diesem Trog gesteckt haben.



Ist das ein gesichertes Fundstück oder ein besonderer Service des Fremdenverkehrsvereins für die kleinsten Gäste?



Es geht noch ein paar Meter aufwärts bis zu einem Wintersport-Zentrum, und dann in einer ewig langen Abfahrt wieder zurück in Richtung Bled.

Vorher kehre ich aber noch in der „Gostilna Zatrnik – Pr. Jagru“ zum Abendessen ein. Das Gasthaus mit schönem Außenbereich war mir schon vormittags auf der Hinfahrt aufgefallen: sah rustikal aus und warb mit Spanferkel vom Grill, - davor nur Autos mit slowenischen Kennzeichen, also wohl keine Touristenfalle. Eine gute Entscheidung. Das Spanferkel ist wirklich köstlich, und der Vorspeisenteller mit den eingelegten Steinpilzen ist ein Gedicht. Noch einen heißen Pfefferminztee (es wird nun abends recht schnell kalt, und auf der Abfahrt kühlt man auch schnell weiter aus), und ab geht’s.

Mit Einbruch der Dunkelheit bin ich an meinem Hotel und brauche nichts weiter als eine heiße Dusche und ein weiches warmes Bett, um einen perfekten Radreisetag zum Abschluss zu bringen.