Oder noch ein Fahrradbeispiel: Der eine genießt seine Freiheit und ein abenteuerliches Sommergewitter mit Rohloff, SON und Pensionsübernachtung auf dem Donauradweg, während ein anderer für sich den gleichen Abenteurfaktor bei seiner Islandtour mit 10Jahre altem AlivioMTB erfährt. Das individuelle Erlebnis zählt und da ist jeder sein eigener Maßstab.
Das Material muß funktionieren.
Wäre evtl. eher ein Thema für einen anderen Fred, aber der Punkt mit Rohloff, SON & Co. ist meiner Meinung nach ein anderer. Manche sehen diese Produkte deutscher Ingenieurskunst wohl als puren Luxus an. Wenn ich aber mal für einen Augenblick den Preis (und damit auch den Prestigefaktor) vernachlässige, dann bleiben Fahrradkomponenten, die technisch ausgereift, hochgradig funktional, robust und wartungsarm sind. Das Problem auf dem Fahrradsektor ist doch, daß er, genauso wie alles Andere, hochgradig profitgetrieben ist. Angestrebt wird der Absatz von immer neuen Produkten mit entsprechenden Inkompatibiltäten. Der Konsument ist gezwungen, dieses Spiel mehr oder weniger mitzuspielen. Und im Endeffekt ist die Masse der Produkte Hightech-Schrott der bis zum nächsten Modellwechsel hält (ok, leicht übertrieben, aber Übertreibungen machen anschaulich). Man nehme z.B. eine Kettenschaltung am MTB - von mir aus auch eine XTR - und fahre damit auf aufgeweichten Waldwegen - wie lange wird die Schaltung ohne Pflege einwandfrei funktionieren? Ich schätze mal max. 3-4 Fahrtage.
Keine Frage, eine Kettenschaltung ist absolut ok und wahrscheinlich die beste Lösung für nen Straßenrenner der bei schönem Wetter auf Asphalt bewegt wird - Aber für ein Rad das ich Offroad bewegen will? Technisch gesehen logisch wäre gewesen wenn die Entwicklung auf dem Fahrradsektor Schritt gehalten hätte mit der Autoindustrie - hat sie aber nicht. Der Innovationsschub hat erst Jahrzehnte später eingesetzt. So gesehen bin ich gezwungen viel Geld für "Good Value" auszugeben und muß auch noch mit dem "Mal des Luxusradlers" leben. Und das nur weil ich für mein Geld erwarte, daß das Produkt funktioniert und nicht als "Verschleißteil mit Sollbruchstelle" konstruiert ist, die dem Hersteller zusätzlich zum Kauf des Originalteils gleich mal noch den Verkauf des Ersatzteils sichert.
Was andere Ausrüstungsgegenstände wie Zelt und Schlafsack angeht - nun es kommt auf die Tour an. Man kann schon sehr viele Abstriche machen ohne den Spaß zu verlieren oder Leib und Leben zu gefährden, solange man sich in einigermaßen gemäßigten Gefilden aufhält. Ne Ratztüte vom Wühltisch bei -10°C oder naßgeschwitzte Baumwollklamotten bei selbiger Temperatur - machen bestimmt keinen Spaß. Und auch wenn Sherpas in Badelatschen auf 4000m Höhe nur aneinadergekuschelt unter ner Plastikplane neben Hightech-Trekkern mit Luxusequipment übernachten, heisst das noch lange nicht, daß der verwöhnte, degenerierte Mitteleuropäer das auch kann.
MP3 Player und GPS brauch ich persönlich nicht. Ich empfinde es eher als Belastung mich damit auseinander setzen zu müssen (welcher Hersteller? Welches Modell? Vorteile/Nachteile zu Konkurrenzprodukten? Updates? Datenmitnahme/-sicherung? Soll ich noch warten bis das neue Modell rauskommt? und, und, und...). Wer Spaß an solchen Gadgets hat mag sich die aber von mir aus gerne leisten.
Gruß,
Andreas