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#162438 - 04/04/05 02:00 PM Wieviel Technik tut not?
hellibelli
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Gestern bin ich von einer wunderschönen Tour zurück-, und seitdem noch nicht wieder aus dem philosophieren herausgekommen. Eine Frage, die ich mir schon lange stelle, wäre vielleicht interessant zu diskutieren:
Wie viel Technik braucht Ihr auf Fahrt, und was macht diese vielleicht auch kaputt?
Ich kann natürlich nur von mir reden. Bei einigen Freunden falle ich glaube ich schon etwas auf mit meinem immer weiter perfektionierten Reiserad, dem teuren Kocher, der Goretexjacke, usw...
Auf der einen Seite habe ich einigen Spaß an diesen Dingen, und auch wenn ich auf Fahrt bin möchte ich schließlich leben, und nicht einfach nur über-leben (neudeutsch: sörweiweln).
Auf der anderen Seite geht es mir aber auch darum, auf den vermeintlichen Luxus des Großstadtlebens für eine Weile zu verzichten und mich als Teil der Natur wahrzunehmen, das heißt Wind und Wetter, mich und meine eigenen Grenzen zu spüren. Das geht nur irgendwie nicht, wenn ich mehr Nasa-Erfindungen durch die Pampa transportiere als alle Space Shuttles zusammen.
Wie sieht es bei Euch aus mit der Balance zwischen Technik und Lebendigkeit, Sicherheit und Risiko, Planung und Spontaneität, Vorbereitung und Improvisationsfreude? Oder konkreter: Braucht man ein GPS in Mitteleuropa? Darf man ohne Herzfrequenzmessgerät Fahrrad fahren? Wie viele "was-wäre-wenn-Fälle" muss man in seiner Ersatzteilliste berücksichtigen? Und was kann man sich mit der Technik und seinem deutschen Perfektionismus alles kaputt machen? Ich hab die Balance noch nicht entdeckt. Wie siehts bei Euch aus?
Ciao
Christoph
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#162447 - 04/04/05 02:36 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: hellibelli]
Uli
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Zitat:
Braucht man ein GPS in Mitteleuropa?

Nein.

Zitat:
Darf man ohne Herzfrequenzmessgerät Fahrrad fahren?

Ja.

Zitat:
Wie viele "was-wäre-wenn-Fälle" muss man in seiner Ersatzteilliste berücksichtigen?

Wenige.

Zitat:
Auf der anderen Seite geht es mir aber auch darum, auf den vermeintlichen Luxus des Großstadtlebens für eine Weile zu verzichten und mich als Teil der Natur wahrzunehmen, das heißt Wind und Wetter, mich und meine eigenen Grenzen zu spüren.

Auch mir ist das "Naturerlebnis" am wichtigsten, aber das schließt (für mich) das andere nicht unbedingt aus. Ganz im Gegenteil kann eine wohldurchdachte und deshalb ggf. hochwertige Ausrüstung den Genuß sogar steigern, weil diese bequemer, stabiler, problemloser, ...., ist.

Ist es das, was Du Balance nennst? Dann müsste ich jetzt meine Ausstattungsliste posten, die ist eher minimal, aber durchaus hochwertig und -preisig und unter dem Hintergrund der langjährigen Erfahrungen für meine Bedürfnisse wohl durchdacht. Vier Eckpunkte: Liegerad, Ortlieb, Goretex, Kreditkarte.

Gruß
Uli
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#162448 - 04/04/05 02:38 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: hellibelli]
jenne
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GPS habe ich nicht, aber ich fahre in letzter zeit gerne ohne Pulsschneider. Ist mir manchmal zu umständlich mit dem Ansetzen. Ich kenne meine Pulswerte und fitter bin ich sicher nicht geworden :-). Ich hatte mal einen Tacho mit Höhenaufzeichnung. Der war auf manchen Touren klasse. Ich würde also sagen, man kann es nicht pauschalisieren mit der Technik. Es ist individuell, ob es einem genug gibt. man muss es selbst abwägen. Zuviel Getütel würde mich schon stören. Eine gute Digitalkamera ist mir auf Reisen aber z.B. schon was wert.
j.
Meine YouTube-Videos (Tretrollersport, Fototechnik, Liegerad, Uhren...): www.youtube.com/user/jenscs/videos , private Homepage: www.effendibikes.de
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#162454 - 04/04/05 02:47 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: hellibelli]
Martina
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Interessant, dass du das ansprichst. Mich haben nämlich ähnliche Gedanken zu meinem 'Bekehrungsfred' bewogen. Es gab mal eine Zeit, da sind wir auch schon viel Rad gefahren, es war mir aber ziemlich wichtig, das Ganze eher auf Low-Tech-Niveau zu halten. D.h schon taugliche Produkte, aber eben keine technischen Spielereien. Als wir Haltbarkeitsprobleme bekamen, kauften wir ein Rad, bei dem vieles auf Haltbarkeit getrimmt war. Das war zwar nicht billig, sollte aber (das war zumindest unsere Intention) frei von Eitelkeiten und rein für die Optik angebauten Dingen sein. Außerdem wollten wir ne eierlegende Wollmilchsau, d.h wir wollten uns selber beweisen, dass ein Rad für alles genügt. Tja zumindest in letzterem sind wir uns doch sehr untreu geworden und wenn man mir vom noch gar nicht allzulanger Zeit gesagt hätte, dass ich mich beim örtlichen Händler in ein Rennrad vergucke, das nun das genaue Gegenteil von praktisch und außerdem nicht gerade 'preis-wert' ist, hätte ich ihn für verrückt erklärt.
Ich habe das Rad übrigens nicht gekauft, weil es mir richtiggehend peinlich ist, dass ich überhaupt auf so ne Idee komme. peinlich

Ähnlich ist es mit anderem Zubehör. Ich kaufe zwar immer noch keine Edelsattelstützen oder Kurbelgarnituren, weil sie toll aussehen (interessiert mich einfach zu wenig), aber so einer superleichten Gore-Tex-Jacke bin ich auch nicht abgeneigt. Ebenso trage ich seit einiger Zeit Fahrradtrikots, obwohl es ein T-Shirt (von mir aus aus Funktionsmaterial) genauso täte. Usw. usw.
Fazit: ich habe die Balance auch nicht gefunden und tue viel, wofür ich mich im Grunde schäme.

Martina
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#162461 - 04/04/05 03:27 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: hellibelli]
BastelHolger
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In Antwort auf: hellibelli
Wie viel Technik braucht Ihr auf Fahrt

Wie definierst Du brauchen? Je nach Auslegung brauche ich keine Technik, nicht mal ein Fahrrad. Aber ich will sie haben! grins Nachdem mich die teils äußerst mies ausgeschilderter Radwege genug genervt hatten habe ich mir ein Minimal-GPS zugelegt.
Jetzt kann ich auf die Ausschilderung verzichten und auch in einsamen Gegenden sicher den Weg finden.
Nachdem ich mir einen Tacho mit Trittfrequenzsensor zugelegt hatte habe ich meine Frequenz erhöht.
Jetzt schone ich meine Knochen und bin zügiger unterwegs.
Nachdem mir meine Analogspiegelreflex zu schwer war habe ich mir eine kleine Digicam zugelegt.
Jetzt habe ich mehr Platz in der Lenkertasche und fotografiere lieber.

Ich bin mir sicher dass da noch eine Menge kommen wird... cool
Holger
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#162466 - 04/04/05 03:37 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: Uli]
hellibelli
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In Antwort auf: Uli

Ganz im Gegenteil kann eine wohldurchdachte und deshalb ggf. hochwertige Ausrüstung den Genuß sogar steigern, weil diese bequemer, stabiler, problemloser, ...., ist.

Genau das ist meine Frage: Ob bequemer, stabiler, problemloser (...) immer sinnvoll ist. Schließlich stelle ich mich auf Rad- oder Rucksacktour Problemen, die ich zu Hause nicht hätte, und nehme Unbequemlichkeiten und Unsicherheiten in Kauf, was ich auch bleiben lassen könnte. Warum mache ich das? Wenn gerade das auch Zweck der Übung ist und den Reiz des draußen seins ausmacht, dann bleibt die Frage, ob bequemer, stabiler und problemloser immer auch gleich besser ist. Mir geht es weniger um Ausrüstungslisten, als um die Frage, was uns alle auf Radreisen treibt, und ob wir (oder zumindest ich persönlich) uns nicht manchmal ziemlich kontraproduktiv verhalten, indem wir uns alles so sicher und bequem wie möglich machen.
Ciao
Christoph
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#162467 - 04/04/05 03:41 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: BastelHolger]
hellibelli
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In Antwort auf: BastelHolger

Wie definierst Du brauchen?

Ich denke Du hast Recht: Brauchen ist das völlig falsche Wort. Bleibt die Frage, ob auch etwas vom Abenteuer verloren geht, wenn man seinen Weg nicht mehr mit Karte und Kompass bestimmen muss. Oder wenn man nicht auf dem Feuer, sondern mit Gas kocht. Oder...
Ciao
Christoph
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#162470 - 04/04/05 03:49 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: hellibelli]
onra
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Gute Frage die mich auch immer wieder beschäftigt, da ich etwas Schizophren mit meiner Begeisterung für sowohl gute Ausrüstung als auch für Menschen bin, die mit Badelatschen, Jeans, Plastikplane und Wolldecke irgendwo in der Wildnis unterwegs sind, wo ich mit dicken Wanderschuhen, Gorejacke, Macpac-Zelt und WesternMountaineeringEdelDaunenSchlafsack einige hundert/tausend Euro durch die Gegend trage.

Wenn ich darüber nachdenke bleibt unter Strich, daß der Abenteur-, Unternehmungs- und Entdeckungsgeist die entscheidenden Elemente für die Begeisterung, Freude und gute Erinnerung an Touren sind. Und das kann individuell sehr verschieden sein und ist unterm Strich unabhängig von der verwendeten Ausrüstung.
Das geht Hand in Hand mit der Fähigkeiten sich selbst und die Ausrüstung richtig einschätzen zu können, die Grenzen zu kennen und den Situationen entsprechend zu handeln. Dabei sind insbesondere Grenzgänge und die Reisen in unbekannte Gefilde - nicht nur geographisch - die Würze von allem; zumindest für mich zivilisationsgeschädigten Warmduscher.

Viele Sachen sind mittlerweile Normalität die manch einer total 'nehbergmäßig' findet. Das können kleine Dinge sein wie:
* einfach Wasser aus einem Bach trinken und dabei eigenverantwortlich abschätzen woher es kommt und wieviel Risiko das beinhaltet
* Der Wetterbericht sagt Regen/Sturm für das Wochenende voraus und schon kann man tolle Wetterstimmung genießen und den kleinen Voralpenhügel als Wildnis empfinden.
* Ob ich wohl den kleine gepunkteten Weg durchs Unterholz finde? Oder folge ich dem roten Gekleckse vom Touristeig.
* Auf dem Berg biwakieren und Sonnenaufgang/untergang genießen oder in der Hütte im Matratzenlager dem Schnarchen horchen.

Den letzten Punkt kann man auch gut heranziehen um eine andere Sicht zu betrachten, schließlich sind die Hüttenschläfer nicht alles Masochisten ;-) Die genießen den gemütlichen Hüttenabend mit ihrem Bier und freuen sich tagsüber nur einen kleinen Daypack auf den Schultern zu haben. All diese Punkte beeinflussen das Erlebnis viel stärker als die verwendete Ausrüstung.

Oder noch ein Fahrradbeispiel: Der eine genießt seine Freiheit und ein abenteuerliches Sommergewitter mit Rohloff, SON und Pensionsübernachtung auf dem Donauradweg, während ein anderer für sich den gleichen Abenteurfaktor bei seiner Islandtour mit 10Jahre altem AlivioMTB erfährt. Das individuelle Erlebnis zählt und da ist jeder sein eigener Maßstab.

Meiner Ansicht nach darf nie die Ausrüstung ein Hindernissgrund sein etwas nicht zu unternehmen. Wenn ich also keine Skandinavienradtour mache weil ich kein Hillberg habe oder nicht mehr nach Skandinavien fahren kann weil ich ein Hillberg habe (und pleite bin) dann stimmt an der Einstellung zur Ausrüstung etwas nicht.

Dazu hatte ich ein kleines Aha-Erlebnis. Eine Freundin ist für ein halbes Jahr mit dem Fahrrad durch Südamerika (Patagonien + Bolivien) gefahren. Unterwegs war sie mit einem 100 Euro Globetrottertunnel. Allein bei dem Gedanken haben sich mir Ausrüstungsfetischisten die Fußnägel hochgerollt. Wenn schon kein TNF, Hilleberg, Lowland für so eine Unternehmung dann doch mindestens ein Tatonka!
Sie hatte keinerlei Probleme, dafür aber noch genug Geld überhaupt zu fahren.

Das war jetzt zwar nicht alles sehr geradlinig, aber mal so ein paar Gedanken die mir durch den Kopf gewandert sind.

Beim nochmal durchlesen fällt mir gerade auf, daß ich recht wenig geschrieben habe wieso eine tolle Ausrüstung trotzdem gut und evtl. wichtig ist. Schreibe ich noch was dazu? Neee, die Finger sind schon müde und außerdem sind hier eh alle (ok die meisten) Equipmentjunkies, die genau wissen wieso man ohne MSR Dragonfly keinen Tee koch kann ;-)

Gruß,
onra
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#162471 - 04/04/05 03:51 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: hellibelli]
Andreas
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Hallo,

High Tech ist praktisch und bringt Freude. Im Ernst, es kommt immer auf den jeweiligen Gegenstand an.

Die Digitalknipse muss unbedingt mit, dann sowohl das Fotograrieren macht Spaß als auch das nachträgliche Betrachten der Farbfotos.

Ein Telefon ist u.U. praktisch bei der Hotelsuche, bei Verabredungen und als Wecker. Es bleibt aber meist ausgeschaltet, denn wenn ich radel, möchte ich nicht telefonieren.

Zum Einschlafen ist ein MP3-Player angenehm. Allerdings ist der Aufwand mit den Speicherkarten, dem Kopfhörer und den Batterien hoch, deswegen bin ich nicht sicher, ob der Aufwand den Nutzen rechtfertigt.

Die Stirnlampe muss sein, im im dunkeln das Zelt aufbauen zu können usw.

Gruß, Andreas
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#162473 - 04/04/05 03:56 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: hellibelli]
Spargel
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In Antwort auf: hellibelli

Bleibt die Frage, ob auch etwas vom Abenteuer verloren geht, wenn man seinen Weg nicht mehr mit Karte und Kompass bestimmen muss.

Klar doch. Wenn Dir wegen Deiner Goretexjacke nur ein klein wenig kühl wird, während Du sonst pitschnass bei fünf Grad im Gewittersturm an Unterkühlung stirbst, wie vor ein paar Jahren vier Kletterern im Wetterstein im Hochsommer passiert (war nur eine Nacht bis zur Bergung), dann ist da einiges an Abenteuer verloren gegangen.

Solange man es noch kontrollieren kann, spricht aber nichts gegen ein wenig backtotheroots. Solange es nicht unverantwortlich wird wie Holzfeuer im trockenen Wald...

Ich schenke mir übrigens den Kompass, mir reicht die Karte. Außer es geht mal in die Wüste. Aber da wäre dann wieder ein Sextant alter oder neuer Art zusätzlich zum Kompass "unverzichtbar", wenns wirklich was bringen soll, weil was hilft Dir die Himmelsrichtung, wenn Du keine Ahnung hast wo Du bist, und die nächste Wasserstelle nicht gerade die Küste ist...

ciao Christian
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#162490 - 04/04/05 05:30 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: hellibelli]
SchottTours
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Ich weiss noch: als wir als Studenten 1990 tage- und wochenlang in die Berge sind, haben wir für eine teure Ausrüstung schlicht kein Geld gehabt, d.h. wir sind in Jeans- bzw. Jogginghosen rumgestiegen und -gekraxelt. Heute machen wir die gleichen Touren mit einer weitaus teureren Ausrüstung, weil man es sich leisten kann...

Es hat damals wie heute Spass gemacht! schmunzel

Braucht man diese Dinge also im eigentlichen Sinne? Ich würde sagen: nein! zwinker

Gruss
Uwe

P.S.: Warum diese Dinge, wie sich mal verfahren wegen schlecht aufgestellter Schilder, so "verteufeln"? Das macht doch eine Radreise (auch) gerade interessant. Lieber nicht in allzu kurzer Zeit zu viel sehen wollen, dafür für diese Eventualitäten zeitlich gewappnet sein...das ist doch die wahre Freiheit, oder nicht? zwinker
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#162505 - 04/04/05 06:08 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: hellibelli]
dogfish
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Hi Christoph

Wieviel Technik braucht's nun...? schmunzel

Gegenfrage: Fährst auch lieber mit einem Marathon als mit dem Conti, den es Dir zerissen hat (mir übrigens auch einen, tolle Geschichte!).

Sucht man nicht unweigerlich das, von dem man überzeugt ist, die wenigsten Schwierigkeiten damit zu haben? Wird sich doch keiner einen Kocher zulegen, der sich im Gebrauch als ungeeignet herausstellt - sofern er/sie vorher die Gelegenheit hatte, sich darüber zu informieren (in diesem Forum zum Beispiel schmunzel).

Schwierig wird es allein wegen dem Preis, den jeder dafür bereit ist, auszugeben. Bei einem Reifen noch in Grenzen gehalten, ein Zelt oder Schlafsack schon wieder was ganz anderes. Persönliche Vorlieben kommen noch hinzu. Alles in Einklang zu bringen, das wäre die richtige Balance, von der die Rede war.

Hab sie auch noch nicht gefunden. Fahre immer noch auf eine edle Stütze ab, die man rein technisch gar nicht braucht. lach

Bin schon froh, daß sich mein Wahn beim individuellen Fahrzeug auf Räder beschränkt. Hat man doch noch ein relativ ruhiges Gewissen. grins

Gruß Mario

Edited by dogfish (04/04/05 06:08 PM)
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#162511 - 04/04/05 06:26 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: dogfish]
hellibelli
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Topic starter
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Auf keinen Fall wollte ich es so aussehen lassen, als würde ich mich selbst von der Frage ausschließen! Ich bin alles andere als ein Purist, der nur mit dem Lendenschurz bekleidet den Eichhörnchen nachstellt!
Im Gegenteil: ich besitze (und benutze) einiges an teurem Outdoor-Kram und ein ziemlich gutes Reiserad. Und dass man für die Wüste Namib oder den Himalaya ein bisschen anders ausgerüstet sein muss (zumindest als Westeuropäer) als für den Weserradweg, ist mir klar. Es geht mir auch nicht darum, sich hier dafür rechtfertigen zu müssen, was man alles hat oder Auszüge seiner Packlisten zu posten (das war auch vor nicht langer Zeit Thema eines anderen Freds), sondern immer noch um die Frage, wo und wie man eine Grenze zieht, damit all die materialisierte Bequemlichkeit, Sicherheit und Vorhersagbarkeit nicht die ganze schöne Freiheit wieder kaputt macht - und wo auf der anderen Seite Leichtsinn und unverantwortliches Handeln anfangen, beispielsweise wenn man sich entschließen würde, immer und überall auf dem Feuer zu kochen oder nach dem Motto "das ging früher auch!" mit Bremsen und Beleuchtung von 1972 herumfahren würde.
Ciao
Christoph
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#162512 - 04/04/05 06:28 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: SchottTours]
theodor
Unregistered
Gerade in den Bergen ist Können viel mehr wert als Ausrüstung.
Drei schweizer Spitzenbergsteiger haben die Erstbesteigungsroute der Eiger Nordwand mit dem original Klettermaterial nachvollzogen ( Ausnahme exakte Wettervorhersage und Mobiltelefon für Notrufe). Anschließend haben sie unisono das Können Anderl Heckmairs in den höchsten Tönen gelobt, der damals eine völlig unbekannte Route gemeistert hatte.
Praktisch alle Bergführer, die ich kenne, erzählen von Rettungseinsätzen, bei denen sie bestausgerüstete Bergsteiger bergen in Routen, die schon vor Jahrzehnten mit Lodenhosen und Spazierstockpickeln begangen wurden.
Paul Preuß ist schon vor fast 100 Jahren Routen im Schwierigkeitsgrad fünf mit Filzlatschen frei geklettert
Können muß mans, nicht Ausrüstung kaufen, die hilft nur dem Guten.
Ähnliches gilt beim Radeln, Kondition, Kraft und Willen sind das entscheidende. Die besten Randonneure sind von der Bauart praktisch identisch mit den Rädern die ein Fausto Coppi oder ein Charly Gaul vor 50 jahren über die Alpen geprügelt haben, die paar Gänge mehr machen den Kohl nicht fett. GPS, Rohloff, Brezellenker, Federungen, alles Quatsch, wenn am ersten steileren Anstieg schon schieben angesagt ist.


Gruß

Theodor
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#162514 - 04/04/05 06:39 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: SchottTours]
Spargel
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In Antwort auf: SchottTours

Ich weiss noch: als wir als Studenten 1990 tage- und wochenlang in die Berge sind, haben wir für eine teure Ausrüstung schlicht kein Geld gehabt, d.h. wir sind in Jeans- bzw. Jogginghosen rumgestiegen und -gekraxelt. Heute machen wir die gleichen Touren mit einer weitaus teureren Ausrüstung, weil man es sich leisten kann...

Es hat damals wie heute Spass gemacht! schmunzel

Braucht man diese Dinge also im eigentlichen Sinne? Ich würde sagen: nein! zwinker

Ich wollte auch nicht sagen, daß es Goretex sein muß. Es ist manchmal ein kleines bißchen praktischer als die Billglösung, und wenn man sich's leisten kann...

Die vier hätten auch mit einer 3, 4 Euro teuren starken Malerfolie als selbstgebastelten Regenüberwurf überlebt, von einem auf einem Flohmarkt erworbenen Biwaksack ganz zu schweigen. Während des Sturms hätten sie eh nicht weiterklettern können.

Also braucht es diese Dinge (wie Regenschutz) im eigentlichen Sinne? Sie dachten nein, ohne sind wir schneller. Leider nur schneller beim Petrus. Bei allem "einfach ist schöner" sollte man an das im Notfall existenziell Wichtige denken und das auch mitnehmen.

ciao Christian
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#162518 - 04/04/05 06:49 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: ]
Spargel
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In Antwort auf: theodor

Gerade in den Bergen ist Können viel mehr wert als Ausrüstung.
Drei schweizer Spitzenbergsteiger haben die Erstbesteigungsroute der Eiger Nordwand mit dem original Klettermaterial nachvollzogen ( Ausnahme exakte Wettervorhersage und Mobiltelefon für Notrufe). Anschließend haben sie unisono das Können Anderl Heckmairs in den höchsten Tönen gelobt, der damals eine völlig unbekannte Route gemeistert hatte.

Der Hinterstoisser und der Kurz hatten keinen Tick weniger Können als der Heckmair, der übrigens in einer Hinsicht auch "Ausrüstungsfetischist" war: er ließ sich wegen des Wissens um die Gefährlichkeit der langen Eisfelder auch solche "nagelneuen" Zwölfzacker-Steigeisen anfertigen. Wer weiß wie es ohne diese ausgegangen wäre, und die Seilschaft so vielleicht einen Tag verloren hätte...

Zurück zum Hinterstoisser und Kameraden: Weißt Du auch, warum die umgekommen sind? Weil sie so arm waren, daß sie sich kein Reserveseil leisten konnten, und der Hinterstoisser in vollem Wissen darum, daß sie sich damit die Rückzugsmöglichkeit unwiderruflich abschneiden, das Quergangsseil abziehen mußte.

ciao Christian
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#162521 - 04/04/05 06:56 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: ]
dogfish
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Wo Du recht hast, hast Du recht. schmunzel

Ich schiebe heute noch den gleichen "Berg" hoch, wie mit meinem alten Radl. grins

Können muß man's und wollen. Da bin ich ganz Deiner Meinung!

Gruß Mario
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#162530 - 04/04/05 07:20 PM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: Spargel]
theodor
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In Antwort auf: Spargel

In Antwort auf: theodor

Gerade in den Bergen ist Können viel mehr wert als Ausrüstung.
Drei schweizer Spitzenbergsteiger haben die Erstbesteigungsroute der Eiger Nordwand mit dem original Klettermaterial nachvollzogen ( Ausnahme exakte Wettervorhersage und Mobiltelefon für Notrufe). Anschließend haben sie unisono das Können Anderl Heckmairs in den höchsten Tönen gelobt, der damals eine völlig unbekannte Route gemeistert hatte.

Der Hinterstoisser und der Kurz hatten keinen Tick weniger Können als der Heckmair, der übrigens in einer Hinsicht auch "Ausrüstungsfetischist" war: er ließ sich wegen des Wissens um die Gefährlichkeit der langen Eisfelder auch solche "nagelneuen" Zwölfzacker-Steigeisen anfertigen. Wer weiß wie es ohne diese ausgegangen wäre, und die Seilschaft so vielleicht einen Tag verloren hätte...

Zurück zum Hinterstoisser und Kameraden: Weißt Du auch, warum die umgekommen sind? Weil sie so arm waren, daß sie sich kein Reserveseil leisten konnten, und der Hinterstoisser in vollem Wissen darum, daß sie sich damit die Rückzugsmöglichkeit unwiderruflich abschneiden, das Quergangsseil abziehen mußte.

ciao Christian


Weiß ich wohl und das Beispiel der Erstbesteigung der Eigernordwand ist auch kein gutes, weil das alles hervorragende Bergsteiger waren. Nur zur These "Gute Ausrüstung hilft vor allem den Guten" paßt es schon. Auch heute sind die meisten Bergsteiger von der Eigerwand überfordert, ich übrigens auch.
Zum Radeln:
Wer einen 40er Schnitt fahren kann, dem nützt ein Walser Zeitfahrrahmen, andere vergeuden nur ihr Geld.
Wer keine Karte lesen kann, wirft mit Gps auch Geld zum Fenster raus.
Wer glaubt, Vergnügen beim Radeln hängt von der Technik ab , irrt.
Erst die Erfahrung und das Können zeigt, welche Ausrüstung wirklich sinnvoll ist.

Gruß

Theodor
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#162582 - 04/05/05 06:27 AM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: hellibelli]
Martin W.
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Hallo Christoph,

bei mir sind Hightech und Reisevergnügen kein Widerspruch. Die Technik hat bei mir noch keine Reise "kaputt" gemacht - eher eine nicht funktionierende oder auf MICH nicht zugeschnittene Technik.

Meine heutige Ausrüstung resultiert aus langjähriger Erfahrung und vor allen Dingen auch aus einem Sich-Selber-Kennenlernen. Bestimmte Dinge sind für mich elementar - das betrifft zB die Sitzposition auf dem Rad - und da ist mir das (für mich Beste) nur gut genug. Bei anderen Dingen kann ich wieder total altmodisch sein: ich liebe es, mir die Route anhand einer Landkarte zusammen zu basteln und denke nicht im Traum daran, mir ein GPS zuzulegen. Wobei es mir nicht darum geht, dass ein GPS "Hightech" ist, sondern darum, dass ich es einfach nicht brauche und nicht will. Im Gegensatz dazu brauche ich jedoch ein vollgefedertes Liegerad sehr wohl. Und eben auch atmungsaktive Kleidung.

Ich denke, je mehr man sich mit einer Materie beschäftigt, desto mehr möchte man optimieren, man will aus seinen Erfahrungen lernen und es das nächste Mal besser machen. Am Ende einer Reise kommt bei mir fast jedesmal der Punkt, wo ich bilanziere und mir Gedanken über Verbesserungen mache. Das kann die Ausrüstung betreffen oder sich aber auch um das persönliche Verhalten und die eigene Einstellung während der Reise drehen - je nachdem.

Gruss von
Martin zwinker
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#162616 - 04/05/05 09:18 AM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: onra]
macrusher
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In Antwort auf: onra

Oder noch ein Fahrradbeispiel: Der eine genießt seine Freiheit und ein abenteuerliches Sommergewitter mit Rohloff, SON und Pensionsübernachtung auf dem Donauradweg, während ein anderer für sich den gleichen Abenteurfaktor bei seiner Islandtour mit 10Jahre altem AlivioMTB erfährt. Das individuelle Erlebnis zählt und da ist jeder sein eigener Maßstab.


Das Material muß funktionieren.
Wäre evtl. eher ein Thema für einen anderen Fred, aber der Punkt mit Rohloff, SON & Co. ist meiner Meinung nach ein anderer. Manche sehen diese Produkte deutscher Ingenieurskunst wohl als puren Luxus an. Wenn ich aber mal für einen Augenblick den Preis (und damit auch den Prestigefaktor) vernachlässige, dann bleiben Fahrradkomponenten, die technisch ausgereift, hochgradig funktional, robust und wartungsarm sind. Das Problem auf dem Fahrradsektor ist doch, daß er, genauso wie alles Andere, hochgradig profitgetrieben ist. Angestrebt wird der Absatz von immer neuen Produkten mit entsprechenden Inkompatibiltäten. Der Konsument ist gezwungen, dieses Spiel mehr oder weniger mitzuspielen. Und im Endeffekt ist die Masse der Produkte Hightech-Schrott der bis zum nächsten Modellwechsel hält (ok, leicht übertrieben, aber Übertreibungen machen anschaulich). Man nehme z.B. eine Kettenschaltung am MTB - von mir aus auch eine XTR - und fahre damit auf aufgeweichten Waldwegen - wie lange wird die Schaltung ohne Pflege einwandfrei funktionieren? Ich schätze mal max. 3-4 Fahrtage.

Keine Frage, eine Kettenschaltung ist absolut ok und wahrscheinlich die beste Lösung für nen Straßenrenner der bei schönem Wetter auf Asphalt bewegt wird - Aber für ein Rad das ich Offroad bewegen will? Technisch gesehen logisch wäre gewesen wenn die Entwicklung auf dem Fahrradsektor Schritt gehalten hätte mit der Autoindustrie - hat sie aber nicht. Der Innovationsschub hat erst Jahrzehnte später eingesetzt. So gesehen bin ich gezwungen viel Geld für "Good Value" auszugeben und muß auch noch mit dem "Mal des Luxusradlers" leben. Und das nur weil ich für mein Geld erwarte, daß das Produkt funktioniert und nicht als "Verschleißteil mit Sollbruchstelle" konstruiert ist, die dem Hersteller zusätzlich zum Kauf des Originalteils gleich mal noch den Verkauf des Ersatzteils sichert.

Was andere Ausrüstungsgegenstände wie Zelt und Schlafsack angeht - nun es kommt auf die Tour an. Man kann schon sehr viele Abstriche machen ohne den Spaß zu verlieren oder Leib und Leben zu gefährden, solange man sich in einigermaßen gemäßigten Gefilden aufhält. Ne Ratztüte vom Wühltisch bei -10°C oder naßgeschwitzte Baumwollklamotten bei selbiger Temperatur - machen bestimmt keinen Spaß. Und auch wenn Sherpas in Badelatschen auf 4000m Höhe nur aneinadergekuschelt unter ner Plastikplane neben Hightech-Trekkern mit Luxusequipment übernachten, heisst das noch lange nicht, daß der verwöhnte, degenerierte Mitteleuropäer das auch kann.

MP3 Player und GPS brauch ich persönlich nicht. Ich empfinde es eher als Belastung mich damit auseinander setzen zu müssen (welcher Hersteller? Welches Modell? Vorteile/Nachteile zu Konkurrenzprodukten? Updates? Datenmitnahme/-sicherung? Soll ich noch warten bis das neue Modell rauskommt? und, und, und...). Wer Spaß an solchen Gadgets hat mag sich die aber von mir aus gerne leisten.

Gruß,
Andreas
Gruß,
Andreas
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#162619 - 04/05/05 09:29 AM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: hellibelli]
Uli
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Zitat:
Genau das ist meine Frage: Ob bequemer, stabiler, problemloser (...) immer sinnvoll ist.

In meinen Augen kann ich diese Frage zu 90% bejahen. Martin z.B. hat das ganz gut beschrieben.

Zitat:
Schließlich stelle ich mich auf Rad- oder Rucksacktour Problemen, die ich zu Hause nicht hätte, und nehme Unbequemlichkeiten und Unsicherheiten in Kauf, ... Wenn gerade das auch Zweck der Übung ist und den Reiz des draußen seins ausmacht, ....

Nein, da muß ich für mich widersprechen. Ich nehme Unbequemlichkeiten etc. auch (oder gerade) im Urlaub nicht in Kauf. Hier haben wir beide wohl sehr unterschiedliche "Ansprüche" und Ansichten

Zitat:
Mir geht es weniger um Ausrüstungslisten, als um die Frage, was uns alle auf Radreisen treibt, ...

Aha. Das ist in meinen Augen eine vollkommen andere Frage, die für mich erst in zweiter Linie mit der Ursprungsfrage zusammenhängt. Zu diesem Thema gibt es schon ein paar Diskussionen im Forum, z.B. diese.

Zitat:
... und ob wir (oder zumindest ich persönlich) uns nicht manchmal ziemlich kontraproduktiv verhalten, indem wir uns alles so sicher und bequem wie möglich machen.

Nö, jeder so, wie er will, solange es gewisse Rahmen nicht sprengt. Zu diesen zählt eine "Luxusausstattung" nicht .

Gruß
Uli
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#162623 - 04/05/05 09:45 AM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: ]
Martina
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Hallo theodor,

Zitat:
Können muß mans, nicht Ausrüstung kaufen, die hilft nur dem Guten.


Hm ich weiss nicht. Eine 'zu' profesionelle Ausrüstung kann leicht affig wirken (besonders wenn man dann geborgen werden muss) und eventuell auch falsche Sicherheit vorgaukeln. Aber gar keine Ausrüstung kaufen ist in meinen Augen auch leichtsinnig. Ich bin beileibe keine gute Bergsteigerin und das Gegenteil von trittsicher aber genau deshalb bestehe ich darauf, wenn ich denn schon mal eine Wanderung im Gebirge mache darauf, ordentliche Wanderschuhe anzuziehen und nicht zu denken, dass so ne ausgeschilderte Rennstrecke wohl auch in Sandalen geht.

Außerdem kommt der Appetit auch manchmal beim essen. Klar wäre das in gewisser Weise albern, wenn ausgerechnet ich mir jetzt das Rennrad kaufen würde, in das ich mich verguckt habe und Jan Ullrich wird auch weiterhin selbst mit nem Hollandrad schneller in Alpe D'Huez oben sein. Aber andererseits motiviert mich das schicke Rad vielleicht erst dazu, besser zu werden.

Nochwas zur Campingausrüstung: wir zelten eher selten und wenn dann möglichst nur bei schönem Wetter. Trotzdem haben wir uns irgendwann ein Hilleberg gekauft. Warum? Weil uns am Vorgänger ein paar Punkte massiv gestört haben und genau die bei Hilleberg hervorragend gelöst sind. Inzwischen gibt es Alternativen oder sogar noch bessere Lösungen, damals soweit ich das gesehen habe nicht. Inzwischen habe ich sogar noch bessere Lösungen entdeckt, würde jetzt aber nicht auf die Idee kommen, deshalb das Hilleberg zu entsorgen.

Martina
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#162646 - 04/05/05 11:50 AM Re: Wieviel Technik tut not? [Re: Martina]
irg
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Grüß euch alle!

Als alter Low-Tech-Freund, der früher jahrelang mit einer selbstgebastelten Schibindung und Bergschuhen Schitouren gemacht hat (ich hatte damals kein Geld für neue Schischuhe bäh ), stehe ich wohl am "anderen" Ende der Bandbreite.
Aber auch ich nütze inzwischen mehr und mehr Vorteile moderner Technik, Ausrüstung und Kleidung, sie ist meistens leichter, die Kleidung leitet den Schweiß besser ab, und ich werde älter und mangels Training immer weniger leistungsfähig. Da hilft mir eine moderne Ausrüstung, meine Möglichkeiten weiter zu behalten.

Dabei sind mir die allermodernsten Schnickschnackdinge, die mir ein paar Gramm ersparen, den Aufwand nicht wert, ich würde mich wie Martina schämen, damit herumzufahren. Meistens sind solche Dinge unnötig: In Lappland waren wir mit Langlaufschiern tagelang in der Wildnis unterwegs, für das Übernachten genügten billigste Liegematte, Schlafsack, und dazu für die ganze vierköpfige Gruppe ein Fuchsschwanz und eine Lawinenschaufel, mit einem alten Alu-Topf mit dünner Kette für das Feuer. (Obwohl: Bei extrem schlechtem Wetter wäre ein GPS sicher ein Faktor für zusätzliche Sicherheit gewesen, aber das gabs damals noch nicht.)

In einem ist Technik sicher sinnvoll und nötig: Wo die Sicherheit davon abhängt, würde ich nicht gerne sparen. Islands Landesinnere z.B. auf kaum befahrenen Straßen mit einem Aldi-Zelt zu durchqueren, ist einfach sträflich leichtsinnig.
Wo mein Großvater mit Filzhut am Kopf und Hanfstrick um den Bauch umdrehte, klettere ich heute auch ohne Training noch weiter, weil mir die moderne Ausrüstung genügend Sicherheitsreserven gibt. Diese Ausrüstung kann natürlich Können nicht ersetzen, aber zusammen mit dem Können Grenzen und damit Erlebnismöglichkeiten erweitern.

lg irg
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