Hallo Ralf,
ich kann mich Deinen Ausführungen nur anschließen, wie auch vielen vorangegangen, wunderbar geschriebenen und differenzierten Gedanken über ein Leben und Leben lassen mit Hunden.
Ich kann auch jeden verstehen, der Angst vor Hunden hat (ob nun begründet oder unbegründet. In seltenen Fällen kann es sicher begründet sein). Sei es, weil er oder sie nie Gelegenheit hatte, Hunde kennenzulernen oder sei es, weil es wirklich nur für einen ausgesprochenen Hundekenner einzuschätzen ist, was das große Tier, das da vor einem steht oder einem hinterher rennt, zu tun oder auch nicht zu tun gedenkt.
Und ich sehe, wie die meisten hier, ganz klar auch eine weitreichende Verantwortung beim Halter (sofern es einen gibt), daß dessen Hund nicht einem Radler unvorhersehbar vor die Räder springt.
Doch was ist z.B. mit Wildschweinen? Gut, die wollen sicher nicht spielen, wenn sie einem hinterher rennen.

Ich hatte mal einen Beinahe-Zusammenstoß mit einem ausgewachsenen Wildschwein, welches gerade vor mir rennend den Weg überquerte. Da ich relativ schnell (vielleicht zu schnell / nicht angepasst?) auf dem Waldweg unterwegs war (ca. 25 bis 30Km/h), es dunkel war und der Wald rechts, aus dem das Tier gesprungen kam recht dicht bewachsen war, konnte ich das Tier nicht eher wahrnehmen, als zu dem Zeitpunkt, da es plötzlich vor mir auftauchte. Also durchaus vergleichbar mit einer der Arten von Gefährdung, die einem als Radfahrer durch einen Hund zuteil werden kann. Doch Wildschweine haben i.d.R.
keinen Halter.
Ich käme deshalb aber niemals auf die Idee, man müsse jetzt alle Wildschweine wegsperren oder gar erschießen, da sie eine potentielle Gefahr für mich darstellen. Ebenso alle Wölfe (ist ja leider weitreichend in Vergangenheit schon geschehen), Füchse, Rehe, Hirsche, Hasen...und jetzt mal weiter raus in die Welt geschaut: Bären, Jaguare, Tieger, Pumas, Löwen, Elche (letztere treten auch Menschen zusammen, die in ihr Revier eindringen und ihnen zu nahe kommen) usw., vielleicht auch gleich alle Schlangen töten und alle Spinnen. Nein, einfach alles komplett wegzusperren oder gar zu töten, was einem potentiell gefährlich werden könnte (und alles, was man nicht näher kennt oder einschätzen kann, gehört dann wohl auch dazu), ist in meinen Augen eine furchtbare bis abartige Option.
Einen Rechtsanspruch auf Sicherheit gibt es nun wirklich
nicht.
Wo ein Halter ist, hat dieser meiner Meinung nach auf sein Tier zu achten und es im Zweifel anzuleinen. Da ich kein kategorischer Hundegegner bin (im Gegenteil) würde ich aber auch nicht erwarten, daß Hunde immer und überall anzuleinen sind. Vielleicht eher bei auffällig gewordenen Kandidaten, daß solche Hundehalter einen Halter-Eignungstest vorweisen müssen und ggf. den Besuch einer Hundeschule. Aber letzteres ist ein unausgewachsener Spontaneinfall, der muß nicht zwingend sinnvoll sein.
Übrigens bin ich selbst als 6-jähriger Radfahrender schon von einem (relativ kleinen aber recht kräftigen) Hund in die Hand gebissen worden. Ein gutes Beispiel für die Halterverantwortung. Es war kein Halter weit und breit zu sehen und dieser Hund lief da regelmäßig in der Nähe des Halterhauses frei auf den Straßen (des Dorfes) herum.
Als er knurrend und bellend vor mir stand, nachdem ich wegen ihm angehalten hatte, wollte ich ihn beruhigen und streckte (wie das manche kleine Kinder in ihrer unbedarften Naivität so machen) meine Hand aus, um ihn am Kopf zu streicheln. Da fühlte er sich wohl bedroht und biss zu. Aber auch nur einmal kurz und lies dann ab. Die Hand steckte für kurze Zeit komplett in seinem Maul und war danach Blutüberströmt (es war aber auch nichts schlimmeres mit ihr passiert). Er lies dann ab, als jemand mit ihm schimpfte (es war nicht der Halter). Wäre ein verantwortungsbewußter Halter in der Nähe gewesen, wäre das sicher nicht passiert.
Dennoch bin ich zu keinem Hundehasser geworden und erlebte seither überwiegend positives mit Hund und Halter. Ich war auch zwischenzeitlich schon einige Jahre (quasi stellvertretender) Hundehalter mit viel Verständnis für Jogger und Radfahrer und Eltern mit kleinen Kindern. (Im übrigen ein aktiver Befürworter von Tüten gegen Tretminen.)
Dabei war auch eine ausgewachsene schwarze Dogge, vor der viele Nicht-Hundekenner große Angst hatten (offenbar nur der Größe und finsteren Farbe wegen), die bzw. der (ein Rüde) aber wahrhaftig harmlos war. So dermaßen lieb, naiv und vertrauensseelig, daß ihn ein jeder hätte quälen und töten können, ohne daß er auch nur die Spur von Gegenwehr gezeigt hätte. Es hätte also niemals zu einem
Kampf mit ihm kommen können.
Grüße
keepsmiling