ich kann Christian da nur zustimmen! Hunde lernen aus Erfahrung (klassische od. operante Konditionierung sind hier die Stichwörter nach denen man suchen sollte) - wie übrigens auch Katzen, Tiger, Ratten, Elefanten ...und die anderen Tiere auch. Eine erfolgbringende Handlung wird in aller Regel wiederholt und festigt sich mit jedem Erfolg. Handlungen die NIE zum Erfolg führen werden nach einigen Versuchen unterlassen. Handlungen die negativen Erfolg bringen werden beizeiten vermieden (hört sich doch recht einfach an - warum nur hören die in der Praxis sooo oft soooo schlecht ) Das läuft für die meisten Hunde in den verschiedenen Ländern ganz unterschiedlich. In Regionen wo ein Hund, wenn er nicht als Arbeitstier eingesetzt werden kann, NICHTS wert ist (habe letztens von einem Hund im ehemaligen Jugoslawien gehört, der wurde vor Kindern gerettet, die ihn in eine Platiktüte gesteckt und als Fussball genutzt haben) erfahren Hunde eine andere Sozialisation und sind deshalb unter Umständen wesentlich vorsichtiger im Umgang mit Menschen (oder eben auch anhänglicher - je nachedem was der einzelen Hund da für Erfahrungen gemacht hat). Wenn die schon am Verhalten ihrer Eltern sehen, dass mit Menschen nicht gut Kirschen essen ist, dann nähern die sich auch nicht unter Fluchtdistanz. Und wenn nach denen oft mit Steinen geworfen wird dann gehört das zu ihrem Lebensbild und sie reagieren entsprechend. Zudem hatte ich vorher schon einmal geschrieben, das die Sozialisationsphase beim Hund nur bis ca. zur 20. Woche reicht. ALLEM was ihnen danach begegnet wird sehr argwöhnisch angegangen - häufig wird dann mit Flucht reagiert (kleine Erfoge zwischendurch lassen diese Furcht schonmal in den Hintergrund treten). Bei Wölfen ist diese Sozialisationsphase übrigens noch viel früher und kürzer - weshalb sie in aller Regel auch keine wirkliche Bindung zum Menschen aufbauen (was übrigens die Theorie wiederlegen dürfte, dass der Mensch sich in seiner Allmacht und Güte den Hund als Lebensbegleiter ausgesucht hat, sondern dass es wahrscheinlich eher umgekehrt war ). Logisch gesehen ist das auch wichtig, denn für ein freilebendes Tier wäre es auf die Dauer tötlich, wenn es allem mit Neugier und völlig unbedarft begegnet. Alles was also nach der Sozialisationsphase nicht bekannt ist wird nur noch durch Dressur beigebracht werden können - schafft aber in aller Regel kein richtig TIEFES Vertrauen mehr. Das erklärt auch das Verhalten mancher Hunde gegenüber Fahrradfahrern, Joggern u.ä. (zum einen schlechte Sozialisation in früher Welpenzeit und zum andern vom Besitzer nicht od. nicht ausreichend kontrollierter Jagdtrieb). Wenn man sich das vor Augen führt ist natürlich alles mit fast jedem Hund möglich. Wenn man es rechtzeitig macht, dann macht er "Sitz" sobald er einen Fahrradfahrer nur sieht. Im Moment trainiere ich, dass meiner wenn ich sage "Auto", zum Strassenrand geht und dort stehenbleibt. Allerdings bevorzuge ich immer die direkte Kontrolle, weil man NIEMALS weiß ob nicht genau in dieser Sekunde irgendein Reiz stärker ist (die meisten Leute haben in einem gewissen Alter nicht einmal Zugang zur Psyche ihrer Kinder ... geschweige denn zu der ihres Hundes ). Ich hatte es an anderer Stelle bereits schon einmal gesagt, man kann die Realität nicht ändern - auch nicht wenn man noch so oft auf die Pflichten der Mitmenschen hinweist.
NATÜRLICH ist der Halter verantwortlich! Aber was wenn es den Halter nicht schert. Vor dem Problem "Wie gehe ich mit einem mir entgegenkommenden Hund um" bzw. "wie reagiere ich bei einer evtl. zu erwartenden Hundeattacke" schützt mich diese Haltung nicht!!
Ich persönlich empfand es als relativ leicht meinem Sohn zu erklären, dass es sich nicht lohnt vor einem Hund wegzurennen (da reichte ein kleines Wettrennen mit nem Hund aus) sondern sich mit den anderen Möglichkeiten die man bei einer Begegnung hat zu befassen. Dass es KEINE 100%igen Garantien gibt, dass nichts passiert ist wohl klar.
Viel schwieriger fand ich es allerdings ihm beibringen zu müssen, dass Menschen die freundlich gucken und freundlich reden und lächeln und hilfsbereit auftreten wirklich SEHR böse sein können. Denn Intelligenz zu besitzen und diese auch für schlechte Zwecke einsetzen zu können - sogar geplant über einen längeren Zeitraum - das ist wohl eher eine menschenliche Eigenschaft (die bei manchen nicht mal eine vertrauensvolle Zweierbeziehung zulässt - KEINE eigene Erfahrung ).
Sorry, dass es schon wieder so lang geworden ist!
Tschüss Ralf
"Die Welt..." sagt im Aquarium der Vaterfisch zu seinem Filius, "Die Welt ist ein großer Kasten voller Wasser!"