Na da sind wir doch gleich bei einer viel differenzierteren Betrachtung des Miteinanders.
Und schon hast Du meine überwiegende Zustimmung.
Mit folgenden Ausnahmen:
Ich würde das vergleichbar sehen, wenn:
- der Radler nicht stetig auf der Straße fährt, sondern kreuz und quer aus den Büschen gerast kommt auf nichts achtet, nur seiner Nase folgt
Wie oft passiert Dir das innerhalb eines Jahres (überlege wieviele Jahre Du schon Fahrrad fährst)? Kein Frage: Hundehalter trägt hier die Verantwortung, sowas zu verhindern.
- der Radler dann mit den Autos spielen will, sich am Außenspiegel festhält und ziehen läßt
Wie oft hat sich schon ein Hund an Deinem Fahrrad festgebissen in Deinem Leben (überlege wieviele Jahre Du schon Fahrrad fährst)? Wer von seinem Hund weis, daß er sowas macht (wenn also schon die Erziehung versagt hat oder an einem Ort stattgefunden hat, wo's keine Radler gab), muß ihn anleinen, wenn ihm der Überblick fehlt, oder halt rechtzeitig festhalten.
- der Radler die Autos verfolgt und versucht den Fahrer zu beißen
Daß ein Hund, wenn er Dich verfolgt, dieses tut, um Dich zu beißen ist mit Sicherheit in den seltensten Verfolgungsfällen zutreffend. Wenn er es wollte, täte er es, denn selten wirst Du auf den ersten dutzend Metern wirklich schneller sein als der Hund.
Daher meine Frage: wie oft innerhalb Deines ganzen Lebens bist Du denn schon, von einem Hund verfolgt, von diesem auch gebissen worden?
- der Autofahrer spezielle Tipps braucht, wie er unbeschadet einen Radler überholen kann
Viele Autofahrer, welche selbst wenig bis keine Erfahrung mit dem Alltags-Radfahren haben, könnten diese Tips durchaus gebrauchen. Zum Beispiel erleuchtende Hinweise darauf, daß auch ein Radfahrer, der viele Meter lang schnurgerade fährt, einem hohen Risiko ausgesetzt ist, plötzlich unfreiwillig diese Gerade zu verlassen. Z.B. weil ihn ein Schlagloch oder ein Stein auf der Straße dazu zwingt (was ja selbst dann passieren kann, wenn man garnicht ausweichen will), oder weil eine Windböhe auf Rad mit Fahrer nun mal erheblich stärker wirkt als die gleiche Windböhe auf das Auto. Dann würden diese Autofahrer es ernster nehmen mit den 1,40m vorgeschriebenem (Seiten-)Überholabstand.
Auch wenn viele Autofahrer das von selbst nicht einschätzen können, heißt das natürlich nicht, daß der Radfahrer deshalb als unberechenbar gelten könne, da gebe ich Dir recht. Das trifft auf Hunde und Kinder hingegen durchaus zu.
Hunde kann man anleinen, Kinder an die Hand nehmen, wo ein Radweg dicht am Fußweg verläuft. Natürlich ist der Hund schneller unterwegs, was Ausweichmanöver i.d.R. (Ausnahmen bestätigen diese Regel) schwieriger macht, als bei einem Kind. Wenn viele Radler unterwegs sind oder generell die Situation unüberschaubar ist, also für beide Seiten keine Chance besteht, zeitig zu agieren (Radler klingelt, Halter ruft Hund zu sich und hält ihn fest) gehört der Hund vorbeugend an die Leine. Hat hier noch keiner bestritten, soweit ich das lesen konnte.
Das es immer Halter gibt, die das anders sehen oder nicht begreifen wollen...so wie es immer Radfahrer geben wird, die auch
mit Gefährdung bei Rot über die Ampel fahren oder hirnlos auf z.B. kombinierten Fuß-/Radwegen in Haaresbreite an Fußgängern vorbeirasen oder aus Bequemlichkeit wie selbstverständlich den Gegenverkehrsradweg benutzen (also Geisterfahrer) ist leider Realität. Es wurde hier schon geschrieben, daß Gesetze daran leider auch nur wenig ändern, weil sich die Kandidaten, die hier für Aufregung sorgen, sowieso nicht daran halten und ihnen auch die Konsequenzen egal sind (im Moment ihres egoistischen, rücksichtslosen Verhaltens jedenfalls).
Ich nehme übrigens gern Rücksicht auf Hund und Halter, wenn der Halter z.B. den Hund zu sich ruft und kurz festhält. Dann fahre ich langsam, freu mich, das der Hund gut erzogen ist und der Halter seiner Verantwortung nachkommt. Dann kann der Hund anschließend wieder frei springen und ich fröhlich und ohne Stress weiterfahren.
Wenn der Halter aber den Hund nicht im Griff hat und seine Verantwortung für den Hund auf mich abwälzt und ruft:"der will nur spielen" und ich dann stehenbleiben muss, damit sich der Hund beruhigt, dann ist das für mich ein inkompetenter Halter der keinen Hund halten sollte und leider nicht so selten.
Da bin ich ganz bei Dir (als Radfahrer
und als Ex-Hundehalter)
Wenn ich mit dem Rad zur Arbeit pendle (ca. 25Km einfache Fahrt), erlebe ich es grundsätzlich auf
jeder Fahrt, daß mir mindestens einmal jemand auf dem Oneway-Radweg entgegen kommt (außer vielleicht bei strömendem Regen und Kälte, weil sich dann einfach kaum einer sich aufs Rad wagt). Und da ist mindestens auf jeder dritten Fahrt jemand dabei, der von mir erwartet, daß ich ihm ausweiche, obwohl er gefälligst den vorhandenen Radweg auf der anderen Straßenseite zu benutzen hat.
Ich sehe auf jeder Fahrt unzählige Hunde mit Halter. Aber ich bin das ganze bisherige Jahr über (bedeutet: tausende Rad-Kilometer) erst ca. 5 bis 10 Hunden begegnet, deretwegen ich mal scharf bremsen mußte oder die mir hinterhergerannt sind.
Summiert dürfte sich bei mir das Verhältnis von Ereignissen, in denen mich Auto-, LKW-, Motorrad- und Radfahrer sowie Fußgänger in Gefahr gebracht haben
zuEreignissen, wo dies ein Hund (bzw. dessen Halter durch seinen Hund) tat,
vorsichtig abgeschätzt, bei etwa 400:1 liegen.
Das ist jetzt kein Vergleich: Mensch mit Hund. Es ist nur ein an der Realität des Lebens orientierter Ansatz, worüber ich mir
eigentlich Gedanken machen sollte, wo anzusetzen, um Risiken für mein Leben und meine Gesundheit zu reduzieren.
Grüße
keepsmiling